Robert T. Kiyosaki ist Entrepreneur, Investor, Autor von „Rich Dad Poor Dad“ – und umstritten. Er erzählt in seinem neuesten Buch „Rich Dad‘s Investment Guide“, wie reiche Menschen ihr Geld investieren. Dazu gehört seiner Meinung nach auch die Gründung von Unternehmen. Laut Kiyosaki gibt es in der Business-Welt verschiedene Gruppen von Menschen, die er in folgende Quadranten einteilt: S (Self-employed), E (Employee), I (Investor) und B (Business Owner). Eine Leseprobe.

Wieso ein Unternehmen gründen?

Mein reicher Vater sagte: „Es gibt neben der Schaffung eines Vermögenswertes drei weitere Gründe, warum man ein Unternehmen gründen sollte.“

1. Um einen Liquiditätsüberschuss zu generieren

In seinem Buch „How to be rich“ stellte Paul Getty als erste Regel auf, dass man für sich selbst arbeiten sollte. Seine Worte implizieren sogar, dass man durch Arbeit für andere niemals reich wird. Mein reicher Vater gründete vor allem deshalb so viele Unternehmen, weil er einen Liquiditätsüberschuss aus seinen anderen Unternehmen zur Verfügung hatte. Seine Unternehmen erforderten lediglich einen minimalen Aufwand von seiner Seite. Dadurch verfügte er über viel Freizeit und zusätzliches Kapital, das er steuerfrei in weitere Vermögenswerte investieren konnte. So wurde er schnell reich und pflegte zu sagen: „Kümmere dich um deine Geschäfte.“

2. Um es zu verkaufen

Eine Anstellung zu haben bedeutet, zu arbeiten, ohne dabei einen Vermögenswert zu erschaffen, den man verkaufen kann oder der einen zusätzlichen Cashflow generiert. Die Gründung eines Unternehmens im S-Quadranten hat leider den Nachteil, dass normalerweise für solche Unternehmen lediglich eine begrenzte Nachfrage besteht. Wenn ein Zahnarzt beispielsweise eine Praxis aufbaut, kann diese höchstens von einem anderen Zahnarzt erworben werden.

Für meinen reichen Vater war ein solcher Markt zu klein. Er sagte: „Eine Sache wird wertvoll, wenn sie für mehr Leute als dich allein attraktiv ist. Der Nachteil eines Unternehmens im S-Quadranten ist, dass du oft die einzige Person bist, die es besitzen will.“ Mein reicher Vater sagte: „Ein Vermögenswert ist etwas, das Geld in deine Taschen fließen lässt oder das an jemanden verkauft werden kann, der dafür mehr bezahlt, als du investiert hast. Wenn du ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kannst, wirst du stets viel Geld besitzen. Wenn du gelernt hast, wie man ein erfolgreiches Unternehmen aufbaut, hast du eine Fähigkeit entwickelt, die nur sehr wenige erlernen.“

Als ich im Jahre 1975 lernte, wie man Kopierer verkauft, traf ich einen jungen Mann, der vier Copyshops in Honolulu besaß. Der Ursprung dieses Unternehmens ist äußerst interessant. Als er studierte, leitete er den Copyshop der Universität und lernte die Branche von der Unternehmerseite her kennen. Als er sein Studium beendet hatte, gab es keine Stellen. Also eröffnete er einen Copyshop in der Stadtmitte von Honolulu und tat, was er am besten konnte. Schon bald besaß er vier Kopierzentren in den größeren Bürogebäuden in der Stadtmitte, alle mit einem langfristigen Mietvertrag.

Eine große Copyshop-Kette expandierte nach Hawaii, trat an ihn heran und machte ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte. Er nahm das Angebot von 750.000 Dollar an, was für damalige Verhältnisse eine riesige Summe war. Von dem Erlös kaufte er sich ein Boot, übergab 500.000 Dollar an einen professionellen Vermögensverwalter und segelte um die Welt. Als er anderthalb Jahre später wieder kam, hatte der Vermögensverwalter aus seinem ursprünglichen Vermögen 900.000 Dollar gemacht. Der junge Mann entschied sich daraufhin, erneut die Segel zu setzen und sich zu den südpazifischen Inseln aufzumachen.

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Ich war derjenige, der ihm die Kopierer verkauft hatte, aber das brachte mir nicht mehr als eine magere Provision ein. Er war derjenige, der das Unternehmen gegründet hatte, es verkaufte und um die Welt segelte. Seit 1978 habe ich ihn nie wieder gesehen, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass er ab und zu in der Stadt auftaucht, sein Portfolio überprüft und wieder davonsegelt.

Mein reicher Vater sagte: „Als Unternehmenseigentümer musst du nicht in 51 Prozent der Fälle recht haben, sondern nur einmal.“ Er sagte außerdem: „Ein Unternehmen zu gründen ist in den Augen der meisten Leute der riskanteste Weg. Aber wenn du überlebst und laufend deine Fähigkeiten verbessern kannst, hast du unbegrenzte Möglichkeiten, großen Wohlstand zu erlangen. Wenn du Risiken vermeidest und im E- und S-Quadranten auf Nummer sicher gehst, könntest du zwar eventuell finanziell gesehen sicherer leben, aber du hast dafür begrenzte Verdienstmöglichkeiten.“

3. Baue ein Unternehmen auf und bringe es an die Börse

So stellte sich mein reicher Vater vor, dass man ein „ultimativer Investor“ wurde. Menschen wie Bill Gates, Henry Ford, Warren Buffett, Ted Turner und Anita Roddick wurden durch einen Börsengang äußerst reich. Sie verkauften Anteile, die wir kauften. Sie waren die Insider und wir die Outsider, die versuchten, einen Einblick in die Geschäfte zu erhaschen. Sie sind niemals zu alt und auch niemals zu jung.

Wenn Ihnen jemand sagt, dass Sie kein Unternehmen gründen können, das andere kaufen möchten, benutzen Sie doch diesen kleingeistigen Gedanken als Inspiration. Es stimmt, dass Gates sehr jung war, als er Microsoft gründete. Colonel Sanders war bei der Gründung von Kentucky Fried Chicken allerdings schon 66!

In den folgenden Kapiteln beschreibe ich ein Konzept, das mein reicher Vater als das „B-I-Dreieck“ bezeichnet. Ich benutze dieses Dreieck als Anleitung für die Unternehmensgründung. Es umreißt die primären technischen Fähigkeiten, die zur Gründung eines Unternehmens notwendig sind. Mein reicher Vater war sich außerdem sicher, dass es bestimmter persönlicher Eigenschaften bedarf, um ein erfolgreicher Entrepreneur zu sein:

  • Vorstellungskraft: Die Fähigkeit, zu sehen, was andere nicht sehen.
  • Mut: Die Fähigkeit, trotz erheblicher Zweifel zu handeln.
  • Kreativität: Die Fähigkeit, querzudenken.
  • Die Fähigkeit, Kritik auszuhalten: Es gibt keine erfolgreiche Person, die nicht kritisiert wurde.
  • Die Fähigkeit, die Belohnung aufzuschieben: Es kann sehr schwierig sein, zu lernen, auf kurzfristige und sofortige Belohnungen zu verzichten, um eine größere, langfristige Belohnung zu erhalten.

Robert T. Kiyosaki, Rich Dad‘s Investment Guide – Wo die Reichen wirklich investieren. Finanzbuch Verlag, 480 Seiten, Hardcover, 29,99 €

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