Vom Tellerwäscher zum Millionär – so oder so ähnlich könnte die Geschichte der Re:publica lauten. 2007 als kleine Blogger-Konferenz gestartet, erwartet die Veranstaltung in diesem Jahr über 4000 Besucher. Mittlerweile ist die Re:publica auch in den Fokus der Politik und der Wirtschaft gerückt. Drei Tage lang wird vom 2. bis 4. Mai in der Station Berlin die Zukunft der digitalen Gesellschaft mitgestaltet.

Re:publica 2012

Re:publica: Digitale Revolutionen

Im vergangenen Jahr hat sich viel getan: Soziale Netzwerke trugen während der arabischen Revolution die Basis für den Protest gelegt und maßgeblich zum Sturz mehrerer Diktatoren bei. Die Piratenpartei schaffte– trotz oder gerade wegen dem starken Fokus auf Netzpolitik – den Einzug ins Berliner Parlament und zusätzlich formierte sich Occupy, eine internationale Protestbewegung gegen die Auswüchse des Kapitalismus.

Während die Re:publica in den Vorjahren noch viele Themen und Fragestellungen selbst mitanschieben musste, damit sie ins allgemeine Bewusstsein rücken, scheint es jetzt so als flögen ihr die Themen geradezu zu und die damit verbundene Aufmerksamkeit natürlich ebenso.

„2011 war das Jahr verschiedener politischer und sozialer Proteste, die digitale Medien genutzt haben, um zu mobilisieren, organisieren und über Landesgrenzen hinaus zu informieren – von der Wall Street bis zum Tahrir Platz“, erklärt Geraldine de Bastion, Mitveranstalterin der Re:publica. „Wir hatten ja bereits letztes Jahr einige Beiträge arabischer Blogger und Aktivisten. Dieses Jahr wollen wir die Themen Protestorganisation, politische Kommunikation und vernetztes Arbeiten aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Insbesondere wollen wir auf der Re:publica Aktivisten aus verschiedenen Erdteilen zusammenbringen.“

Re:publica 2012: Politischer Aktivismus und Open-Source

Die diesjährigen Themen der Re:publica sind also ebenfalls von den politischen Entwicklungen des vergangenen Jahres beeinflusst. Verschiedene internationale Blogger und Aktivisten wurden eingeladen um exklusive Einblicke in ihre Arbeit unter oftmals repressiven Regimen zu geben. Bereits bestätigt ist der Speaker Mark Kaigwa, ein junger Blogger aus Nairobi, der maßgeblich an der Verbreitung sozialer Netzwerke in Afrika beteiligt war. Mittlerweile beobachtet er die afrikanische Netzgemeinde kritisch in seinem Blog.

Auch die Themen Open-Source und Open-Data werden ein wichtiger Teil der diesjährigen Re:publica sein. In Zeiten von immer beängstigenderen Gesetzesvorschlägen wie SOPA und PIPA in Amerika und dem etwas unbeachteteren aber ebenso umstrittenen ACTA seitens der EU. Auch für diesen Bereich konnte bereits ein renommierter Speaker gewonnen werden: Eben Moglen, Professor für Recht und Geschichte an der Columbia University, hat als Verfechter freier Software bereits 2003 das Dot.Communist Manifesto veröffentlicht und wird beim Re:publica-Track „Re:invent“ seine Gedanken teilen.

Die Re:publica ist nach wie vor ein Vorreiter. Hier kommen die Leute zusammen, die die digitale Gesellschaft prägen, sie weiterentwickeln und leben. Sascha Lobo bezeichnete die Szene im Interview mit Gründerszene-Chefredakteur Joel Kaczmarek im vergangenen Jahr noch als „Mikrokosmos“ – doch dieser scheint durch seine gute Vernetzung und digitales Sachverständnis eine immer wichtigere Rolle in Politik, Wirtschaft und Medien zu spielen – auch dank der Re:publica.

Veranstaltungsinformationen

  • Ort: Station Berlin, Luckenwalder Str. 4–6
  • Datum: Mittwoch, 2. Mai – Freitag 4. Mai 2012
  • Eintritt: 130 Euro

Das vollständige Programm sowie Informationen zum Event und zur Anmeldung gibt es auf der Veranstaltungsseite.