Die Revolut-Gründer Vlat Yatsenko und Nikolay Storonsky mit ihrem Team.
Die Revolut-Gründer Vlat Yatsenko und Nikolay Storonsky (v.l.) mit ihrem Team.

Die britische Onlinebank Revolut startet einen Frontalangriff auf seinen Mitbewerber N26 aus Deutschland: Zwei Monate nach dem Deutschlandstart bietet das Unternehmen den Handel mit Kryptowährungen, Geschäftskonten und eine breitere Palette von Premium-Diensten an.

Zwei Klicks reichen, um mit der Revolut-App die Kryptowährungen Bitcoin, Litecoin und Ether zu kaufen oder zu verkaufen. Die Kosten für den Kauf sollen bei 1,5 Prozent der Kaufsumme liegen. Dieses Angebot, das in einer geschlossenen Betaphase mit etwa 100 Nutzern und einem Handelsvolumen von etwa einer Million US-Dollar erprobt wurde, soll am heutigen Donnerstag für die komplette Community freigeschaltet werden, wie Revolut-CEO Nikolay Storonsky auf einer Vorab-Vorstellung des Angebots in Berlin am vergangenen Dienstag ankündigte. „Das Traden geht reibungslos“, sagte er. 

Europäische Banklizenz beantragt

Die Plattform strebt zudem eine Anerkennung als vollwertige Bank an. Revolut rechnet damit, im Februar 2018 eine europaweit gültige Banklizenz zu erhalten. So hoffen die britischen Fintech-Macher, auch nach dem Brexit in Europa handlungsfähig zu bleiben. „Wir wollen eine globale Bank mit lokalen Konten bauen“, so Storonsky. 

Revolut startete seine Banking-App vor zweieinhalb Jahren in Großbritannien und ist mit Hilfe von Wagniskapital in Höhe von 88 Millionen Dollar auf eine Million Privatkunden gewachsen – 60.000 davon in Deutschland. Zu den Investoren zählen neben PointNine Capital aus Berlin Index Ventures und Balderton Capital. 

Zum Vergleich: N26 meldet mehr​ ​als​ ​500.000​ ​Kunden​ ​in​ ​17 europäischen​ ​Märkten. ​In dem Unternehmen steckt Risikokapital in Höhe von 55 Millionen Dollar. N26 denkt über einen Börsengang nach. Monzo, das ebenfalls aus Großbritannien kommt, gab im Mai 2017 insgesamt 200.000 Kunden und Wagniskapital in Höhe von umgerechnet 140 Millionen Dollar an. „Wir verzeichnen bei den Transaktionen monatliche Wachstumsraten von 35 Prozent“, so Storonsky. Monatlich werden nach seinen Worten sechs Millionen Transaktionen getätigt.

Reisefreudige Kunden

Revolut fokussiert sich vor allem auf internationale Transaktionen. Diese werden gebührenfrei zu amtlichen Wechselkursen verbucht. Die Mastercard ist kostenfrei, Bargeld aus dem Automaten bis 200 Euro pro Monat ebenfalls. Auch N26 hat die Zahl der kostenfreien Transaktionen an Geldautomaten auf drei beziehungsweise fünf (bei regelmäßigen Einkünften) limitiert, was im Sommer 2016 zu Nutzerprotesten führte. Revolut bietet ein ähnliches Freemium-Modell an: Das Premium-Konto mit Zusatzleistungen, das Unternehmensangaben zufolge von zehn Prozent der Kunden genutzt wird, kostet monatlich rund acht Euro. Als zusätzliche Leistungen zum Geldgeschäft verkauft Revolut etwa Smartphone-Versicherungen oder standortbezogene Reiseversicherungen.

Die Faszination der Metall-Karte

In Mode scheinen derzeit auch Kreditkarten mit Metallkern zu kommen. N26 hatte eine solche Karte am Dienstag auf der Techcrunch-Konferenz angekündigt, zwölf Stunden später legte Revolut bei einem Meetup in Berlin mit einer ähnlich lautenden Ankündigung nach. Beide Karten sind nicht nur schwerer als Plastikkarten, sie sollen auch länger haltbar, nicht biegbar sein und NFC-Chips für kontaktloses Bezahlen tragen. 

Zudem rücken Geschäftskunden zunehmend ins Visier von Onlinebanken. N26 bietet ein solches Konto für Freelancer und Selbstständige seit November 2016 an, Revolut seit Mitte 2017. Laut Storonsky soll das Konto in weniger als fünf Tagen eröffnet sein, keine versteckten Gebühren enthalten und Transaktionen zu offiziellen Wechselkursen in 25 Ländern erlauben. 16.000 Kunden nutzten dieses Angebot bereits. Für weitere Interessenten gebe es eine Warteliste. „Wir planen auch eine Programmschnittstelle für Unternehmen“, sagte Storonsky. Sie solle etwa Lieferdiensten die taggenaue Abrechnung mit ihren Fahrern ermöglichen.

Fünf Millionen Kunden angestrebt

Die Pläne des britischen Fintechs fliegen hoch: „Ende nächsten Jahres wollen wir in Deutschland 300.000 bis 500.000 Kunden haben“, kündigte Storonsky an. Weltweit soll die Kundenzahl bis dahin auf fünf Millionen Kunden steigen. 

Bild: Revolut