Rewe Inkubator

Rewe sucht „DNA für das E-Commerce-Geschäft“

Bei einem weiteren Einzelhandelskonzern kommt die Erkenntnis spät: Man habe die Entwicklung des Online-Geschäfts unterschätzt, verlautet es von Rewe. Und wie schon viele andere zuvor will der Handelskonzern den gefühlten Rückstand nun mit dem Aufbau eines Inkubators wieder einholen, wie sich Rewe-Chef Alain Caparros von der Wirtschaftswoche zitieren lässt. Ziel sei es, die „DNA für das E-Commerce-Geschäft“ aufzubauen. Dabei soll der neue Online-Bereich unabhängig von den bestehenden Konzernstrukturen arbeiten – sicherlich ein richtiger Schritt: „Wohin der Online-Zug fährt, weiß niemand genau, wie schnell er fährt auch nicht. Ich weiß nur, dass wir an Bord sein müssen.“

Darüber hinaus will Rewe den bereits bestehenden Online-Lieferservice für Lebensmittel ausbauen. Besteht das Angebot bislang nur in Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf und Frankfurt, will Rewe mit dem Bringdienst auch bald in München starten. Das Segment der Online-Supermärkte hatte sich in der Vergangenheit als recht problematisch erwiesen. Angefangen vom Aufrechterhalten der Kühlkette, wie sie insbesondere bei Frischwaren notwendig sind, bis hin zu den insbesondere bei Drogerieprodukten geringen Margen sind mit Froodies (www.froodies.de) oder AllesAnna (www.allesanna.de) bereits einige Jungunternehmen gescheitert. Während Ladengeschäfte stark von kurzfristigen Gelegenheitskäufen profitieren – was die Warenkörbe deutlich ausweitet –, scheinen nur die wenigsten Online-Anbieter bislang einen Weg gefunden zu haben, dies auch digital umzusetzen.

Keine Einweg-Testprojekte

Aus eigener Sicht ist der Vorstoß des Rewe-Konzerns richtig und begrüßenswert. Insbesondere das Betonen der Unabhängigkeit des Online-Bereichs klingt dabei vielversprechend. Bei all der Inkubatorenflut der vergangenen Wochen und Monate muss man sich allerdings fragen, wie sehr all dies noch konzeptgetrieben ist oder ob hier lediglich auf gut Glück versucht wird, den (mitunter erfolgreichen) Wegen anderer zu folgen. Sicherlich bieten sich für interessierte Gründer dabei durchaus neue und interessante Möglichkeiten – von der Reichweite der Konzerne bis hin zur Finanzierung. Mit der Weitergabe von Know-how, die einst den Kernvorteil von Inkubatoren darstellte, scheint es bei vielen Industrie-Brutkästen allerdings nicht weit her. Die Startup-Szene sollte dabei nicht als Gelegenheit für Einweg-Testprojekte verstanden werden.

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