Stadtverkehr-Geschäftsführer Andreas Ortz, seine Sprecherin Carolin Höhnke und Clevershutlle-CEO Bruno Ginnuth.

Der Stadtverkehr Lübeck startet in der Nacht von Freitag auf Samstag einen eigenen Ridesharing-Service. Eine Flotte mit fünf elektrischen Pkw, unter anderem Nissans Kastenwagen e-NV200 sowie der VW E-Golf, soll den bestehenden Öffentlichen Nahverkehr in der 200.000-Einwohnerstadt ergänzen. Anders als ein Linienbus haben die Shuttles keinen festen Fahrplan, sondern können per App bestellt werden. Professionelle Fahrer bringen die Reisenden von Tür zu Tür. Ein intelligenter Algorithmus erkennt Anfragen mit einer ähnlichen Route und bündelt die Fahrgäste in einem Fahrzeug.

Die Technik für den Service stammt von Clevershuttle. Das Berliner Startup betreibt eigene Ridesharing-Flotten in den Städten Berlin, Hamburg, München und Leipzig und befördert dort täglich laut eigener Angabe insgesamt mehr als 1.000 Fahrgäste. In Lübeck will das 2014 gegründete Unternehmen den Service nicht selbst anbieten, sondern hauptsächlich die Software dahinter zur Verfügung stellen. Er sehe großes Potenzial in Partnerschaften mit Verkehrsunternehmen, die Ridesharing in ihr Angebot und den ÖPNV-Tarif integrieren wollen, lässt sich Clevershuttle-CEO und Mitgründer Bruno Ginnuth zitieren.

Smarte Betriebssysteme bieten auch andere

Das Angebot in der Hansestadt ist zunächst allerdings auf das Wochenende beschränkt und nur zwischen 1 Uhr und 5 Uhr morgens nutzbar. Das Ticket für den Shuttle ist günstiger als ein Taxi, aber teurer als ein normaler Fahrschein im Tarifgebiet des Stadtverkehrs. Auf den Preis für eine einfache Fahrt (2,60 Euro) wird ein Euro pro Kilometer aufgeschlagen.

Mit dem Angebot macht Clevershuttle dem ebenfalls in Berlin ansässigen Startup Door2Door Konkurrenz. Das Berliner Unternehmen bietet eine ähnliche Software für Partner, die einen Ridesharing-Service betreiben wollen. Sie ist bereits bei den Duisburger Verkehrsbetrieben und in im nordbayerischen Freyung im Einsatz.

Die Berliner Verkehrsbetriebe setzen bei ihrem für das Frühjahr angekündigten Shuttle in Berlin auf die Software von ViaVan, einem Joint Venture zwischen Mercedes-Benz und Via.

Auch das Hamburger Startup Wunder, das sich 2014 mit seinem ursprünglichen Geschäftsmodell aus Deutschland verabschiedet hatte, plant in diesem Jahr mit einer Software für Shuttle-Services einen Neustart in Europa. Seit Sommer 2017 laufen dazu Tests in Hamburg.

Der Stadtverkehr Lübeck will den Betrieb nach einer einjährigen Testphase fortsetzen. Voraussetzung sei die „erfolgreiche Nutzung“ – was auch immer das genau heißen mag.

Bild: Clevershuttle