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Wer sich noch an den Pixar-Film „Wall-E“ erinnert, wird mit Cozmo ein kleines Déjà-vu erleben. Wall-E hatte in einer fernen Zukunft als Aufräumroboter die Erde als Müllhalde zu ordnen versucht. Cozmo räumt zwar keinen Müll weg, dafür brabbelt er aber so wie Wall-E. Und sieht auch ein wenig so aus. In unserem Test hat er seine Wirkung auf Kinder nicht verfehlt: „Oh, ist der süß.“

Der kleine Spielzeugroboter kommt aus dem Hause Anki. Von dort kam übrigens auch das Rennspiel „Anki Overdrive“. Der Aufwand, den die Entwickler für Cozmo getrieben haben, ist enorm. Für den nur faustgroßen Roboter wurden ein eigenes Animationsstudio aufgebaut, 1,6 Millionen Zeilen Computercode geschrieben, eigene Musik komponiert, 44 Prototypen entwickelt und 100 verschiedene Augenpaare entworfen. Die Pupillen durften nicht zu menschlich sein. Cozmo stellt alle paar Sekunden den Augenkontakt zum Nutzer her, weil man ihm sonst Autismus unterstellen würde. Eines wird schnell klar: Anki hat sich hier jede Menge Gedanken gemacht.

Herausgekommen ist ein sehr lustiges und ziemlich freches Spielzeug. Und vor allem ein eigenwilliges. Das ist Absicht und Teil der Emotion Engine, die nach Angaben von Anki mit künstlicher Intelligenz versehen ist. Sie sorgt für den Charakter. Außerdem sollen in dem Roboter Algorithmen stecken, die auch in selbstfahrenden Autos verwendet werden. Nach einer Woche Umgang mit Cozmo hoffen wir, dass die Algorithmen in selbstfahrenden Autos etwas besser funktionieren als im Cozmo. Uns ist er zwei Mal vom Tisch gefallen, auch wenn er unzählige Male die Kante richtig gesehen hat und anhielt. Die Erfahrung zeigt aber, dass Cozmo sehr stabil gebaut ist und sich von einem Sturz nicht beeindrucken lässt.

Im Gegenteil: Er zeigt dann, was er kann. Der Cozmo kann sich aus fast allen Lagen wieder aufrichten. Es sei denn, er liegt auf der Seite. Dann braucht er Hilfe. Zum Start muss Cozmo über WLAN mit einem Smartphone oder Tablet verbunden werden. Ist er einmal erwacht, fährt er auf dem Tisch herum und erkundet sein Umgebung. Dafür hat Cozmo eine Kamera eingebaut, die auch Gesichter erkennt.

Cozmo erkennt in Wäschehaufen gern mal Haustiere

Über die App lässt sich jedem Gesicht ein Name zuordnen. In der Folge ist Cozmo in der Lage, seine Nutzer zu erkennen und beim Namen zu grüßen. Im Test hatte Cozmo keine Probleme, zwischen drei Personen zu unterscheiden. Angeblich soll er sogar Haustiere erkennen. Das konnten wir mangels Katzen und Hunde nicht testen, trotzdem hat er immer mal wieder in einem Wäschehaufen oder in einem Ellenbogen ein Haustier erkannt, was er dann über die App kundtut. Cozmo ist eben auch fehlbar.

Der Roboter fährt also munter auf dem Tisch herum, brabbelt dabei vor sich hin, stapelt oder verschiebt mit seinem Hebearm drei Würfel, die mitgeliefert werden. Oder er wirft den Würfelstapel um und freut sich dabei diebisch. Seine Gefühle zeigt Cozmo mit seinen Augen, die auf einem kleinen Display dargestellt werden und erstaunlich ausdrucksstark sind. Außerdem beherrscht er jede Menge Bewegungen. Wenn er sich ärgert, kann er sich auch impulsiv schütteln, was sehr lustig ist. Oder er hat Schluckauf, manchmal gähnt er auch. Wenn man sich mit ihm nicht beschäftigt, langweilt er sich.

Ist Cozmo in der richtigen Laune, schlägt er Spiele vor. Drei davon stehen zur Auswahl. So kann man beispielsweise in einem Reaktionsspiel einen Würfel langsam immer näher an ihn heranschieben. Bevor er mit seinem Hebearm darauf stößt, muss man den Würfel schnell wieder wegziehen. Dabei ist Cozmo ein Meister des Antäuschens. Verfehlt er den Würfel, gibt es einen Punkt für den Menschen. Schafft man es nicht, den Würfel rechtzeitig wegzuziehen, bekommt Cozmo einen Punkt. Spielt man häufiger mit Cozmo, bekommt man zusätzliche Funktionen freigeschaltet. So konnten wir uns irgendwann per Fauststoß mit Cozmo grüßen, der dazu seinen Hebearm hob.

Leider findet Cozmo nicht zur Ladestation zurück

Zwischendurch stimmt der Roboter auch schon mal ein Lied an wie „Mary Had a Little Lamb“. Nutzer müssen grundsätzlich darauf achten, dass der Roboter auch genug zu essen bekommt. Drei Balken in der App müssen stets gefüllt werden: Spielen, Füttern und Tuning. Zum Füttern muss lediglich ein Würfel kräftig geschüttelt und ins Sichtfeld des Cozmo gestellt werden. Er fährt dann an den Würfel heran und saugt seine Energie heraus. All dies erinnert auch ein bisschen an die Tamagotchis der 90er-Jahre. Wer sich mit all dem nicht zufrieden gibt, kann auch die Code-Lab-Funktion in der App ausprobieren. Hier reiht man auf dem Smartphone- oder Tabletdisplay Bausteine aneinander und erstellt so kleine Programme, die dem Cozmo vorgeben, was er zu tun hat.

Insgesamt zählt der Cozmo zu den interessanteren Spielzeugen und zeigt sogar erste Schritte zum Programmieren auf. Und er macht Spaß. Nach einer halben Stunde in der Ladestation hat er genug Kraft für einen zweistündigen Einsatz. Leider findet er nicht allein zur Ladestation zurück, wie es beispielsweise Staubsaugerroboter können. Außerdem funktioniert er nur, wenn die dazugehörige App geöffnet ist. Einen Solomodus gibt es nicht. Der Cosmo kostet mit seiner Ladestation und drei Würfeln 229 Euro.

 

Dieser Artikel ist zuerst auf Welt.de erschienen.

Bild: Anki