Brille

Geschäftsführer Dirk Meier will Netzoptiker retten

Das Brillen-Versandhaus Netzoptiker mit Sitz im hessischen Limburg hat laut Handelsregister Insolvenz angemeldet. Das zuständige Amtsgericht hat in der vergangenen Woche einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Über die Gründe für den Insolvenzantrag schweigt sich das Unternehmen bislang aus. Für einen Kommentar waren weder Gründer und Geschäftsführer Dirk Meier noch Insolvenzverwalter Carsten Koch zu erreichen. Von einem Mitarbeiter hieß es, Meier setze derzeit alles daran, Netzoptiker weiterzuführen.

Auch von Company Builder Rocket Internet, auf dessen Initiative der Online-Optiker 2008 gemeinsam mit dem Augenoptikermeister Dirk Meier gegründet worden war, gab es keinen Kommentar. Rocket Internet ist laut Handelsregister nach wie vor mit 42 Prozent an Netzoptiker beteiligt, zu weiteren Anteilseignern gehören unter anderem Christian Vollmann (ResearchGate) und Florian Heinemann (Project A). Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass Rocket für die Beteiligung 500.000 Euro auf den Tisch gelegt, das Geschäftsmodell aber schnell wieder abgeschrieben hatte.

Ebenfalls investiert ist die französische Vermögensverwaltungsgesellschaft Crédit Agricole Private Equity, sie hatte im Rahmen einer Kooperation mit Rocket Internet im Jahr 2010 1,3 Millionen Euro in den Online-Optiker gesteckt. Für den französischen Finanzier scheint sich die Zusammenarbeit mit den Samwer-Brüdern wiederholt nicht auszuzahlen: Auch am mittlerweile eingestellten Online-Auktionshaus DealStreet war Crédit Agricole beteiligt. Das ebenfalls von Rocket Internet initiierte Unternehmen meldete 2010 Insolvenz an. Erst nach vier Jahren sahen DealStreet-Gläubiger, die ihre Forderungen geltend gemacht hatten, ihr Geld wieder.

Dass es bei Netzoptiker nicht ganz rund zu laufen scheint, zeigt auch ein Blick auf den offensichtlich angestaubten Online-Auftritt des Brillenversands: Auf der Startseite wird noch immer ein WM-Angebot mit Gültigkeit bis Ende Juli angepriesen.

Das Unternehmen wirbt mit einem Preisvorteil von 60 Prozent gegenüber dem stationären Einzelhandel und erklärt, im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Mister Spex oder Brille24, die im gleichen Zeitraum wie Netzoptiker an den Start gingen, in der hauseigenen Werkstatt zu fertigen. Wie Ex-Geschäftsführer Stephan Heßlich Ende 2012 im Gründerszene-Interview erklärte, vertreibt Netzoptiker in erster Linie Korrekturgläser. Typische Handelsware wie Sonnenbrillen würden einen wesentlich geringeren Teil des Sortiments ausmachen.

Heßlich war erst 2012 als zweiter Geschäftsführer zum Unternehmen gestoßen, im Frühjahr 2013 verließ Heßlich Netzoptiker wieder. Seither führt Gründer Dirk Meier das Unternehmen in Alleinregie.

Update: Die Netzoptiker GmbH wurde im Februar 2015 vom britischen Online-Optiker MyOptique aus der Insolvenz übernommen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Das Kieler Unternehmen 4Care, das im vergangenen August ebenfalls von MyOptique aufgekauft wurde, betreibt Netzoptiker nun zusätzlich zum eigenen Brillen- und Kontaktlinsen-Shop Lensbest.de.

Bild: © panthermedia.net / Jeanette Atherton