Rocket-Chef Samwer auf der Hauptversammlung in diesem Jahr
Rocket-Chef Samwer auf der Hauptversammlung in diesem Jahr

Vor zwei Jahren wollte Rocket-Chef Oliver Samwer für mehr Klarheit sorgen. Denn für viele Anleger war die Internetschmiede mit ihrer Holdingstruktur und den vielen Tochterunternehmen schwer zu verstehen. Aus diesem Grund formulierte er damals insgesamt neun Zielvorgaben. Eine davon lautet: Drei Startups der sogenannten „Selected Companies“ sollten bis Ende 2017 profitabel sein.

Dieses Ziel wird Rocket um ein „paar Quartale“ verpassen, bestätigte der CFO Peter Kimpel in einer Telefonkonferenz am Donnerstag. Westwing sei mit einem EBITDA von Minus 8,1 Millionen Euro in den ersten neun Monaten „nah an der Profitabilität“. Im Falle von HelloFresh, das gerade an die Börse gegangenen ist, sei es sinnvoll gewesen, weiter zu investieren – statt einen Gewinn zu verbuchen. Ein Hauptkonkurrent zeige Schwäche, diese Chance nutze der Kochboxen-Versender. Kimpel spielt damit auf Blue Apron an, das mit großen Problemen zu kämpfen hat. HelloFresh machte in den ersten neun Monaten 64 Millionen Euro Verlust (bereinigstes EBITDA).

Nur Jumia steigert die Verluste

Ansonsten konnten die Selected Companies weiter ihr Wachstum steigern und ihre Verluste reduzieren. Die Global Fashion Group verzeichnet einen Umsatz von 767 Millionen Euro, etwa 27 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der angepasste Verlust lag bei 76,5 Millionen, die EBITDA-Marge konnte von Minus 17 Prozent auf Minus 10 Prozent reduziert werden. Auch bei Home24 stieg der Umsatz um etwa zehn Prozent auf 195 Millionen Euro, bei einem angepassten Verlust von 18,2 Millionen.

Nur das afrikanische Venture Jumia steigert in den ersten neun Monaten die Verluste weiter. Der angepasste Verlust lag bei 80,7 Millionen Euro (zuvor 76,4 Millionen), bei einem Umsatz, der leicht um fünf Prozent auf 57,3 Millionen Euro gestiegen ist. Von Kimpel heißt es dazu: Afrika sei kein einfacher Markt, aber „vielversprechend“.

In Zukunft werde sich Rocket Internet nicht mehr nur auf E-Commerce-Geschäfte konzentrieren, heißt es von Kimpel weiter. Ein Punkt, der schon länger bekannt war. Und: Das börsennotierte Unternehmen würde Ausschau nach größeren Investmentmöglichkeiten halten. Auf die Ankündigungen reagierte die Börse verhalten, der Börsenkurs fiel um etwa drei Prozent auf unter 20 Euro (Stand: 9:58 Uhr).

Bild: Chris Marxen | Headshots-Berlin.de