Ästhetisches Highlight 2014: Visitenkarte mit Prägung und Delfin

An die 3.000 Artikel wurden 2014 auf Gründerszene veröffentlicht – News, Analysen, Features, Ortstermine, Kommentare, Fachbeiträge oder Interviews. Was hinter den Kulissen passierte, damit diese Artikel überhaupt zustande kamen, was Gründerszene-Redakteure während ihrer Arbeit Kurioses, Ärgerliches, Bemerkenswertes erlebten – das erzählen sie zum Jahresende in einer Serie. Den Anfang macht Niklas Wirminghaus, Mitglied der Gründerszene-Redaktionsleitung.

Meine Reporter-Highlights 2014

1. Die Sache mit dem cc. Wer gemocht werden will, sollte kein Journalist werden. Es gehört leider zum berichterstatterischen Alltag, Protagonisten auf die Füße treten zu müssen. Auch wenn viele Startupler das nicht wahrhaben wollen: Journalismus ist ungleich Werbung ist ungleich verlängerte PR. Dass sich Protagonisten, die sich schlecht behandelt fühlen, wehren und beschweren, gehört dann genauso zum Geschäft. Nicht so alltäglich sind allerdings Gründer, die in ihren Beschwerde-Mails wahlweise den Chefredakteur, Geschäftsführer oder gleich beide in cc setzen – passierte mir 2014 gleich mehrmals. Dazu gibt’s einen schönen Spruch: „Wer früher auf dem Schulhof petzte, setzt heute den Chef cc.“

2. Die Sache mit dem Du. Was, wenn es nicht ausreicht, den Chef cc zu setzen? Ein besonders wütendes Exemplar griff in diesem Jahr zum Äußersten: Er entzog meinem Redakteurskollegen als Reaktion auf unsere Berichterstattung das Du. Autsch! Im kumpeligen Startup-Zirkus, wo jeder jeden duzt, muss der Anrede-Entzug als schlimme Beleidigung gelten.

3. Eine Visitenkarte, die hängen bleibt. Interviews, Abendveranstaltungen, Konferenzen: Übers Jahr wächst der Visitenkarten-Stapel eines Reporters. Die meisten Kärtchen setzen Staub an (von den Leuten, die ein Journalist eigentlich wirklich sprechen will, kriegt er in der Regel keine Karte) – eine aber blieb mir 2014 im Gedächtnis (Abbildung oben): Sie gehört einem Mitarbeiter der Unternehmensgruppe von AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, ist ästhetisch einzigartig, edel verarbeitet – mir aber auf symbolischer Ebene bis heute ein Rätsel: Was, bitte, macht der Delfin auf der Karte? Interpretationsvorschläge gerne in den Kommentaren.

4. Die coolsten Säue. Auch wenn das bei 1. und 2. so klingt: Ein Journalist muss sich nicht mit allen Protagonisten in die Haare kriegen. Es kommt sogar vor, dass er seine Interviewpartner bewundert, weil sie so viel Kluges, Inspirierendes oder Weitsichtiges von sich geben. Passierte mir, das gebe ich gerne zu, 2014 mindestens drei Mal. Siri-Erfinder Adam Cheyer, Mesosphere-Gründer Flo Leibert, Buzzfeed-Vordenker Jonah Peretti: Ich bin Euer Fan!

5. Auf allen Kanälen. 2014 ist das Jahr, in dem Startups zum Massenphänomen wurden. Das lag zum einen an den zwei öffentlichkeitswirksamen Börsengängen von Rocket und Zalando, aber auch an der Tatsache, dass Startups jetzt quasi überall sind: selbst im Fernsehen und im Theater. „Die Höhle der Löwen“ sahen im Sommer bis zu zwei Millionen Zuschauer, und in Berlin brachte ein Künstlerkollektiv das Thema sogar auf die Theaterbühne. Ich hatte das Glück, beides berichterstatterisch ein wenig begleiten zu dürfen. Leider gehe ich nicht gern ins Theater und Casting-Shows kann ich nicht ausstehen. Aber es soll ja gut sein, von Zeit zu Zeit an die eigenen Grenzen zu gehen. Machte ich, und, ja, es war dann gar nicht so schlimm.

Bild: Gründerszene