Absicherung
Absicherung Safe.me verspricht Absicherung nach Maß.

„Viel Spaß im Urlaub! Haben Sie auch an eine Auslandskrankenversicherung gedacht?“

Wenn es um Geld geht, sind die Deutschen ein konservatives Volk. Nur jeder zweite Internetnutzer wickelte 2013 seine Bankgeschäfte online ab. Auch im Versicherungsbereich scheinen die Deutschen ihre Verträge immer noch am liebsten persönlich zu regeln. Altmodisch, findet das Hamburger Jungunternehmen Safe.me.

Das Team um Versicherungsfachwirt und Gründer Michael Stock entwickelt einen virtuellen Versicherungsberater, der Nutzern verschiedene Versicherungsangebote zusammenstellt. Safe.me soll gleichzeitig auch soziales Netzwerk sein – und will auf die branchenüblichen Provisionen verzichten. Im Interview erzählt Stock, wie er sich das Versicherungs-Streaming à la Spotify vorstellt und warum es bis zum Launch der fertigen Seite noch eine Weile dauern wird.

Michael, auch bei Check24 oder Verivox gibt es Versicherungen. Was gibt es an den bestehenden Portalen auszusetzen?

Schauen wir uns den Platzhirsch Check24 an: viel Masse, viele Produkte, viel Gewinn. Unser Ansatz orientiert sich dagegen an den Kundenbedürfnissen. Bei Safe.me gibt es nur Versicherungen, keine marktfremden Produkte. Wir bieten unseren Kunden eine Kommunikationsschnittstelle, über die sie zu jeder Zeit und von jedem Ort aus Anliegen regeln können. Das Kunden-Login werden wir sehr einfach halten – und etwa mit Comicfiguren arbeiten. Versicherungen sind schließlich ein unangenehmes Thema.

Was bringen diese Schnittstellen?

Über das Kunden-Login hat man zum Beispiel Zugang zum Kündigungsmanagement, das im Stil eines Abo-Alarms an Fristen erinnert. Wir wollen auch über Push-Nachrichten an Kunden herantreten. Wenn jemand über die Grenze fährt, könnte er von uns eine Nachricht erhalten: „Viel Spaß im Urlaub! Haben Sie auch an eine Auslandskrankenversicherung gedacht?“

Datenschutzrechtlich ist das sauber, da jeder Kunde sehen kann, auf welche Informationen wir zugreifen. Er kann dann individuell entscheiden, welche Daten wir nutzen dürfen und welche nicht.

Den vollen Service gibt es also nur für Kunden, die all ihre Daten auf den Tisch legen.

Um die Aufträge unserer Kunden mit technischen Hilfsmitteln bestmöglich bearbeiten zu können, brauchen wir die volle Datenhoheit.

Wie läuft die Produktauswahl bei Safe.me ab?

Wir prüfen unsere Versicherungspartner, bevor wir ein Produkt mit ihnen erstellen oder einen bestehenden Tarif anbieten. Dabei ist das Ranking extrem wichtig. Wir wollen jedem Kunden maximal fünf Produkte pro Versicherungssparte anbieten, also die Auswahl möglichst klein halten. Der Kunde kann die Produkte miteinander vergleichen, weiß aber mit Sicherheit, dass keine schwarzen Schafe darunter sind.

G Tipp – Lesenswert bei Gründerszene Safe: „Versicherungsvermittler haben sich ihr Grab quasi selbst geschaufelt“

Dann wärt ihr Eurer Konkurrenz voraus. Allerdings auch was die Kosten anbelangt. Wie soll sich Safe.me finanzieren?

Unser gesamtes System mit allen integrierten Servicemodulen ist maximal automatisiert. Dadurch arbeiten wir kosteneffizient. Für die Zukunft ist unser Geschäftsmodell sogar auf den Verkauf von Versicherungsprodukten vorbereitet, die frei von Provisionen sind. Da die Provision bei Versicherungsprodukten mitunter hoch ist, könnte der Kunde enorm sparen.

Michael Stock
Michael Stock Safe.me-CEO Michael Stock

Das klingt nach einer Versicherungsflatrate. Ist das sinnvoll? Versicherungen sind ja kein Alltagsgegenstand.

Das Problem ist, dass die Kosten in der Versicherungsbranche selten transparent und verständlich vermittelt werden. Und das Vergütungssystem in der Branche ist nun mal ein Provisionsmodell. In der Regel gehen 25 Prozent von den Prämien meiner Sachversicherungen als laufende Provision an den Makler. Im Bereich Lebens- oder Rentenversicherung werden die Provisionen direkt nach Abschluss für die gesamte Laufzeit des Vertrages auf einen Schlag gezahlt, sodass es für Kunden mit Renditeabsicht oft schon gar keinen Sinn mehr macht, einen Vertrag abzuschließen.

Doch es geht bergauf, in der Branche findet ein Umdenken statt. Und Safe.me ist darauf vorbereitet provisionsfreie Versicherungen im Internet anzubieten. Allerdings reagieren die Versicherer sensibel auf Veränderungen wie diese. Wenn wir schon jetzt an den Markt gehen würden, würde man uns von allen Seiten beschießen, weil wir den großen Playern Angst machen würden. Immerhin wäre unser Mitgliedsbeitrag deutlich niedriger, als die Provision eines einzelnen Produkts.

Besteht dann nicht die Gefahr, dass Kunden eine Versicherung abschließen und nach einem Monat wieder verschwinden? Wie wollt Ihr das verhindern?

Die Gefahr das Modell auszunutzen, besteht natürlich. Wir werden unser System aber so einfach machen und auch preislich so attraktiv gestalten, dass der Kunde gar nicht mehr darauf verzichten will.

Die allgemeine Versicherungsbranche hat unbestritten ein negatives Image. Aber fast jeder hat bei seinem eigenen Berater ein positives Gefühl. Dieses Gefühl wollen wir den Leuten auch bei Safe.me vermitteln: Man kann unabhängig agieren, ohne Angst haben zu müssen etwas falsch zu machen.

Safe.me soll ein „Spotify für Versicherungen“ werden. Was genau meinst Du damit?

Bei Spotify siehst Du im Stream, was deine Freunde hören. Bei uns wird das komplette Angebot auch in einer App gebündelt sein. Wann immer du also etwas vergleichst oder liest, kannst du entscheiden, ob dein Netzwerk das mitbekommt.

Meinst Du, damit lässt sich überhaupt eine kritische Masse erreichen?

Die Bereitschaft etwas zu teilen ist durch alle Social-Media-Kanäle hinweg gegeben. Ich wage zu bezweifeln, dass jemand die App ausschließlich nutzt, um sich darüber zu informieren, welche Versicherungen seine Freunde abschließen. Das ist klar. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Dienste wird uns aber die nötige kritische Kundenbasis verschaffen.

Eure Seite ist bereits provisorisch online. Noch unterscheidet sich diese aber kaum von anderen Vergleichsportalen. Dabei gibt es Euch schon seit drei Jahren. Was dauert da so lange?

Standardprodukte liefern Standardvorschläge – und es ist fast egal, auf welchem Portal man sich bewegt. Wir arbeiten an einem exklusiven Framework, das alle Daten berücksichtigt und anhand der Informationen besser versteht, was der Kunde tatsächlich braucht. So können wir das Tarifangebot selbst in die Hand nehmen.

Wenn ich mich frage, ob ich wirklich eine Risikolebensversicherung über 100.000 Euro abschließen sollte, helfen mir Standard-Rechner nicht weiter. Unser Analyse-Tool fragt dagegen, ob ich verheiratet bin, Kinder habe, Schulden begleichen muss oder ähnliches. Am Ende kommt eine Zahl heraus, die reale Gegebenheiten berücksichtigt – und sehr wahrscheinlich exakt das ist, was der Kunde tatsächlich benötigt. Bis das steht, haben wir aber noch etwas Arbeit vor uns.

Außerdem entwickeln wir mit unseren Partnern eigenständig Produkte, die es noch nicht gibt und die auf einzelne Berufs- und Personengruppen zu geschnitten sind. Wir wollen den eigentlichen Bedarf differenziert abdecken. Das ist unser nachhaltiges Ziel.

Michael, vielen Dank für das Gespräch.

Bild: NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen Bestimmte Rechte vorbehalten von Oisin Patenall