Smartphone

In Berlin hängen an großen Straßenkreuzungen auffällige Megaplakate. Zu sehen ist das neue Galaxy Note 7 von Samsung auf blütenweißem Hintergrund. Dazu der Spruch: „Rethink what a phone can do.“ Das klingt spätestens seit heute Morgen wie Hohn in den Ohren der Samsung-Kunden. Denn der Hersteller rät ihnen, wegen Brandgefahr des Akkus ihre Geräte nicht mehr einzuschalten. Auch die Ersatzgeräte stehen inzwischen in Verdacht, unvorhersehbar in Flammen aufzugehen. Viele Airlines wollen das Samsung Note 7 nicht mehr an Bord haben. Die Geräte werden nicht transportiert.

Gesamte Produktion eingestellt

Mit seinem neuen Gerät wollte der koreanische Riese schneller auf dem Markt sein als Apple mit seinem neuen iPhone 7. Doch der Preis für die Geschwindigkeit und den vorgezogenen Start ist hoch. Es mehrten sich schnell die Berichte, dass Akkus Feuer fangen. Dann wurde Austauschgeräte verteilt. Doch die scheinen ähnliche Probleme zu haben. Jetzt wurde die gesamte Produktion des Note 7 eingestellt. Es ist fraglich, ob das Gerät überhaupt auf den Markt zurückkehren kann. Experten sprechen von einem Verlust von 17 Milliarden Dollar. In den USA wurden Schätzungen zu Folge 400.000 Note 7 verkauft. Bis jetzt sollen 100 Fälle von Überhitzung aufgetreten sein.

Samsung hat grobe Fehler gemacht. Das neue Note 7 sollten sich Nutzer mit der Virtual-Reality-Brille Gear VR vor ihr Gesicht schnallen. Man stelle sich vor, was passiert, wenn das Gerät fünf Zentimeter vor den Augen Feuer fängt. Aber die amtlichen Kontrolleure sehen in dieser Angelegenheit auch nicht gut aus. Jedes elektronische Produkt, das auf den Markt kommt, durchläuft eine Vielzahl von Checks. Man erkennt das an den vielen Prüfsiegeln auf Verpackung und Gerät. Wie kann es sein, dass so ein eklatanter Produktfehler überall auf der Welt übersehen wird?

Eigene Fehler werden verheimlicht

Auch die hierarchische Struktur im Unternehmen Samsung ist ein Grund für diesen dramatischen Herstellungsfehler. In vielen asiatischen Ländern gilt immer noch das Prinzip, dass Chefs sich niemals irren. Sie auf einen Fehler hinzuweisen, ist undenkbar und bedeutet Job- und Gesichtsverlust. Eigene Fehler werden verheimlicht, so gut es geht. Offenheit ist tabu. Diese traditionelle Unternehmenskultur sorgt gerade in einem Bereich, der von immer schnelleren Produktzyklen bestimmt wird, für Intransparenz. Und dafür, dass Fehler erst dann bemerkt werden, wenn es zu spät ist.

Auch nach den Akku-Schwierigkeiten und Problemen mit dem sogenannten Autopilot des Elektroautoherstellers Tesla wurde über Verantwortungslosigkeit geklagt. Der Kunde dürfe nicht zum Tester für unfertige Produkte werden, hieß es. Auch in schnellen, digitalen Zeiten müsse die Sicherheit des Kunden an erster Stelle stehen. Alles richtig. Nur darf ein Fehler, wie ihn Samsung oder Tesla gemacht haben, nicht als Argument für einen Generalverdacht gegen Innovationen und die rasante Entwicklung im digitalen Bereich missbraucht werden.

Es gibt keinen Grund zum Feiern. Nein, früher war eben nicht alles besser. Vielleicht etwas langsamer und langweiliger. Aber schwere Fehler wurden trotzdem gemacht. Auch in Deutschland. Erinnert sich eigentlich noch jemand an VW und den Abgasskandal?

Foto: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von Steve Snodgrass

 

Infografik: Samsung kann mehr als Smartphones | Statista
Infografik: Samsung kann mehr als Smartphones | Statista Samsung kann mehr als nur Smartphones. Apple würde so ein Fehler viel härter treffen.

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