Screenshot Sarahah
Ein Screenshot von Sarahah aus dem Apple-Store

Anonymität fasziniert. Und zwar so sehr, dass eine App innerhalb von sechs Monaten auf 14 Millionen Nutzer anwachsen und im Appstore Etablierte wie Facebook oder Whatsapp überholen kann. Zwar gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Apps, mit denen Nutzer anonyme Nachrichten verschicken konnten. Doch das scheint den Hype um die neue App Sarahah nicht zu bremsen. 

Das Konzept von Sarahah – ein arabisches Wort, was so viel wie ausdrücklich oder ehrlich heißt – ist simpel gehalten. Nutzer erstellen Profile und können anonyme Nachrichten verschicken, die eine andere Person öffentlich bewerten, loben oder kritisieren. Darauf antworten kann der Beurteilte nicht, man kann einen Beitrag aber liken. Viele Nutzer posten daher Screenshots der Nachrichten auf Twitter oder Facebook, um so auf die Mitteilungen zu reagieren.

Von Saudi-Arabien in die Welt

Der Hype der kostenlosen App, die als Android- und iOS-Version verfügbar ist, und der Webseite startete Ende vergangenen Jahres in arabischen Ländern. Hinter dem Produkt steht der saudi-arabische Entwickler Zain al-Abidin Tawfiq, der die Plattform ursprünglich baute, damit Mitarbeiter ihren Chefs Feedback geben können. 

Im Februar dieses Jahres hatte die App nur wenige Wochen nach dem Start bereits 2,5 Millionen ägyptische User, 1,7 Millionen in Tunesien und 1,2 Millionen in Saudi-Arabien, wie die BBC berichtet. Nachdem dann Nutzer begannen, Links zu ihren Sarahah-Profilen bei Snapchat zu teilen, schwappte der Ansturm in Länder wie die USA, Großbritannien oder Australien über. Auch in Deutschland ist die App, die es seit Juni auf Englisch gibt, erhältlich.

„Brutstätte für Hass“

Doch Sarahah ist nicht die erste Chat-App, die durch ihre Anonymität auch eine Plattform für Hasskommentare und Mobbing bietet. So mussten etwa die Anwendungen Yik Yak oder Secret aus den USA unter anderem deshalb ihr Geschäft einstellen. Sarahah wird in den App-Stores ebenfalls stark kritisiert, User nennen die App einem Bericht von Business Insider zufolge unter anderem eine „Brutstätte für Hass“ oder „eine App, die Suizide hervorbringt“. Viele berichten von Mobbing manche Medien warnen vor der Anwendung. In einem Interview mit der BBC sagte Gründer Tawfiq, man gehe durch Maßnahmen wie Nutzer blockieren gegen den Missbrauch der Plattform vor. Wie genau das aussieht, wollte er nicht kommentieren.

Übrigens verfolgt auch eine App aus Hamburg ein ähnliches Konzept: Mit Whocares können Nutzer im Tinder-Prinzip Fragen über Freunde oder Bekannte beantworten. Selbst geschriebene Nachrichten gibt es bei den Hamburgern jedoch noch nicht.

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Bild: Screenshot Sarahah/App-Store Apple