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manuel schulze Saya-Gründer Manuel Schulze

Jobs, Restaurants, Veranstaltungen – wenn es nach dem Gründer Manuel Schulze geht, sollen Smartphone-Nutzer für die meisten Bedürfnisse bald nur noch seine App Saya verwenden.

Seit Ende 2014 arbeitet er gemeinsam mit seinem Vater Tobias Schulze an dieser Idee. Im Juli 2016 sammelte das Stuttgarter Startup einen hohen sechsstelligen Betrag von den Investoren Grazia Equity und dem Telefonbuch-Verlag Müller Medien ein. Businesserfahrung sammelte der 28-jährige Schulze zuvor bei Rocket Internet. 2013 war Schulze der erste Mitarbeiter von Foodpanda in den Philippinen und baute den Lieferdienstvermittler mit auf.

Der Gründer im Gespräch über die mächtige Konkurrenz und die Zukunft der Apps:

Manuel, Saya ist als lokaler Chat gestartet und bietet mittlerweile auch Funktionen wie einen Marktplatz oder die Suche nach Veranstaltungen. Was hast du mit der App noch vor?

Wir wollen das schaffen, was die App WeChat in China geschafft hat. Sie hat einen lokalen Messenger, um neue Leute kennen zu lernen. Man kann mit ihr die Umgebung entdecken und sie hat einen eigenen Chatbot, mit dem ich reden kann, wenn ich als Student etwa nach einem Job suche oder in einen Club gehen möchte. In einem Jahr wollen wir die App sein, die man zu allen Fragen des Standortes befragen kann. Dazu gehört auch Wohnen, Jobs und Mobilität.

Google arbeitet gerade an dem Messenger Allo, der sehr ähnlich funktioniert.

Der Unterschied zu Google und anderen Messengern ist, dass man bei uns nicht mit seinen Freunden chattet. Bei uns tauscht man sich mit Leuten aus der Umgebung aus. Wir wollen die Bedürfnisse der Nutzer im realen Leben erfüllen.

Die meisten Apps konzentrieren sich nur auf ein Feature. Du gehst einen anderen Weg. Warum?

Jeden Tag werden 1.000 neue Apps veröffentlicht. Aber tatsächlich benutzt jeder Mensch nur etwa zehn Apps und davon nur drei bis vier in der Woche. Die meisten davon sind Messenger-basiert oder bieten wie WeChat verschiedene Funktionen. In ein paar Jahren wird es nur noch Chat-basierte Ökosysteme geben, die viele Bedürfnisse erfüllen können.

Du vergleichst Saya mit Apps, die Milliarden Nutzer haben. Wie wollt ihr so groß werden?

Wir sind komplett auf Wachstum fokussiert. In einem Jahr wollen wir in sieben bis zehn Ländern sein, hauptsächlich in Südostasien und dem deutschsprachigen Raum. Wir müssen dort schnell eine Community aufbauen, bevor die großen Unternehmen kommen.

Und was ist die Marketing-Strategie?

Wir gehen von Uni zu Uni, Stadt für Stadt und Land für Land vor und bauen die lokale Community auf, bis ein viraler Effekt eintritt und die Bekanntheit der App sich über Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet.

Wie viele Nutzer habt ihr bereits?

Im vergangenen Monat hatten wir rund 40.000 aktive Nutzer.

Eure Nutzer sollen möglichst anonym bleiben, gerade habt ihr aber Nutzerprofile eingeführt. Wie passt das zusammen?

Mich hat immer gestört, dass man sich für die meisten Apps registrieren muss. Wir haben aber lernen müssen, dass Anonymität nicht zulässt, dass Vertrauen entsteht. In gewissen Bereichen ist das wichtig, etwa bei einem Marktplatz oder einer Mitfahrgelegenheit.

Deine App ist besonders in Jakarta beliebt, warum?

Die Indonesier probieren gerne neue Apps aus. Zudem verbringen die Menschen in Jakarta jeden Tag bis zu fünf Stunden im Stau und haben dementsprechend viel Zeit für das Smartphone. Und Indonesien ist ein stark muslimisches Land und hierachisch geprägt. Mit unser App können sich die Nutzer leicht austauschen, ohne Angst vor sozialen Konsequenzen zu haben.

Und wie habt ihr es geschafft, in Südostasien zu starten?

Nicht wir haben Südostasien ausgesucht, sondern man hat uns gefunden. Von einem Tag auf den anderen haben wir steigende Download-Zahlen aus Indonesien erhalten. Das Einzige was wir dann getan haben, ist die Server-Infrastruktur daraufhin anzupassen und die Community zu managen. Anfang September haben wir dann ein Team zusammengestellt und nach Jakarta geschickt, um dort ein Office aufzubauen. Vor knapp zwei Wochen haben wir dann angefangen, selber Marketing-Kampagnen zu fahren.

Die Gründe für eure Beliebtheit in Indonesien treffen nicht auf Deutschland zu. Dort wollt ihr jetzt aber mit der App groß werden, zunächst in Berlin. Wie soll das funktionieren?

Unsere App in Indonesien hatte hauptsächlich die Funktion, mit anderen Leuten in der Umgebung zu chatten. In Berlin kooperieren wir mit einer Vielzahl von lokalen Dienstleistern. Und wir fokussieren uns auf Studenten, die neu in die Hauptstadt kommen und keine Ahnung haben, was man dort machen kann.

Und wie verdient ihr damit Geld?

Die Partner in der App bezahlen uns dafür, dass wir ihnen Reichweite bringen. Wenn sich unsere Nutzer also beispielsweise eine Stellenanzeige anschauen, werden wir dafür bezahlt.

Wie genau baut ihr die Partner ein?

Wir haben verschiedene Level der Integrationen: Im ersten zeigen wir in unserer App die wichtigsten Informationen an, wie den Titel, die Kurzbeschreibung oder das Bild, und verlinken dann auf die App oder die mobile Webseite unserer Partner. Im zweiten Level zeigen wir sowohl die wichtigsten Informationen als auch die Detailinformationen an, etwa im Kleinanzeigen-Bereich. Für den Abschluss der Transaktion wird dann auf die App oder die mobile Webseite unserer Partner weitergeleitet. Das dritte Level der Integration streben wir mit jedem Partner an: Von den wichtigsten Infos über die Detailangaben bis zum Transaktionsabschluss passiert alles nativ bei uns in der App. Einzig das Fulfillment und After-Sales-Aktivitäten werden von unseren Partnern übernommen.

Manuel, danke für das Gespräch.

Bild: Saya