Per Algorithmus durchs Anlageuniversum - SCALE11Das Gründerteam: Florian Prucker, Patrick Pöschl, Erik Podzuweit und Prof. Dr. Stefan Mittnik (v.l.n.r.)

 

Erik, überall sprießen gerade FinTech-Startups aus dem Boden. Als Kunde weiß ich kaum noch, wo ich mich registrieren soll. Wie grenzt sich Scalable Capital ab?

Wir bieten eine persönliche Vermögungsverwaltung über das Web. Konkret heißt das: Wir legen für jeden Kunden nach klaren Risikovorgaben ein global diversifiziertes Finanzportfolio an, bestehend aus ETFs (börsengehandelten Index-Fonds), die alle globalen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien abbilden. Und dann optimieren wir es permanent. Verändern sich die Marktrisiken, schichtet unsere Risikomanagement-Technologie entsprechend um. Der Kunde muss sich darum nicht kümmern. Diesen Service kriegen klassische Privatanleger sonst nirgends. Bei der Bank braucht man für diesen All-in-Service mindestens 500.000 Euro Startkapital, bei uns geht’s mit 10.000 Euro los und das zu deutlich geringeren Kosten.

Klingt nach einem naheliegenden Service. Warum hat die Idee nicht schon längst ein anderes Startup umgesetzt?

Für diese Art von Transaktionen braucht man zunächst einmal eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die bekommt nur, wer langjährige Erfahrungen vorweisen kann und ein gewisses Grundkapital mitbringt. Unser wichtigster Unternehmenswert ist aber unsere Technologie. Wir haben fast zwölf Monate an der Risikomanagement-Technologie gearbeitet, die täglich das Verlustrisiko jedes Kundenportfolios berechnet und darauf basierend Anlageentscheidungen trifft. Bei der Entwicklung der Software kam uns zugute, dass einer unserer Gründer seit 30 Jahren im Gebiet der Finanzmarktrisiken forscht: Professor Dr. Stefan Mittnik ist Professor für Finanzökonometrie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Vor dem Go-live ein Jahr lang entwickeln: Das muss sich ein Startup erst einmal leisten können. Wie habt ihr euch finanziert?

Wir sind auf Business Angels und Venture Capitalists zugegangen. Da wir alle auf intensive Erfahrungen im Investment-Banking zurückblicken konnten, mussten wir nicht erst lange für ein offenes Ohr kämpfen. Die Bafin-Erlaubnis hat ebenfalls eine große Rolle gespielt und natürlich konnte der Businessplan überzeugen. So hat man uns schnell ernst genommen.

Scalable Capital ist jetzt seit Herbst 2015 am Markt. Gegründet habt ihr mitten in der FinTech-Welle. Zufall oder Kalkül?

Wir kennen uns alle gefühlt schon ewig, vier von uns haben lange bei Goldman Sachs zusammengearbeitet. Da sind Freundschaften entstanden und gemeinsame Ziele. Wir hatten schon lange vor, uns an der Schnittstelle zwischen Banking und Onlinewelt selbstständig zu machen. Die Idee für Scalable Capital hat sich stetig entwickelt und irgendwann war die Zeit reif. Es gibt einen großen Markt und wir wussten, dass wir einen besseren Service für das Vermögensmanagement bei Privatkunden bieten können als traditionelle Banken.

Im März präsentiert ihr euch auf der SCALE11, dem Gründer-Bereich der CeBIT. Warum geht ein Finanz-Startup zu einer IT-Messe?

Wir sind überzeugt: Auf der CeBIT treffen wir auf Menschen, die das Potenzial in einer neuen Technologie sehen, statt nur eine nette Spielerei. Genau das ist unsere Kundenzielgruppe. Diesen digitalaffinen Leuten möchten wir Scalable Capital vorstellen. Natürlich wollen wir unser Startup außerdem in der breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Da sehen wir die SCALE11 als große Chance.

Inzwischen seid ihr 30 Mitarbeiter, habt noch viel vor. Wie geht’s nach der Messe weiter?

Die nächsten Monate sind sehr wichtig für uns. Im April starten wir in Großbritannien. Bis Ende 2016 wollen wir in die Schweiz expandieren. Wir haben ein Geschäftsmodell, das sich sehr gut in neue Länder übertragen lässt.

 

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