Scarosso Startup-Helden
Scarosso Startup-Helden Moritz Offeney (l., Jahrgang 1980) und Marco Reiter (geboren 1985) gründeten 2010 Scarosso.

„Startup-Helden“ von Scarosso im Interview

Was kommt dabei heraus, wenn zwei junge Deutsche in Mailand Wirtschaft studieren? Sie gründen einen Onlineshop für italienische Schuhe. Im November 2010 ging ihr Portal für den Kauf von handgefertigten Männer- und Frauenschuhen „Made in Italy“ online. Neben dem Katalogangebot bietet Scarosso seinen Kunden auch einen Konfigurator, mit dem Boots und Ballerinas nach Wunsch gestaltet werden können. In Berlin beschäftigt das Startup 70 Mitarbeiter und betreibt zusätzlich zum Onlinegeschäft bereits drei stationäre Läden in der Hauptstadt sowie in Hamburg, Frankfurt und Wien.

In der Reihe „Startup-Helden“ sprechen die Scarosso-Gründer Moritz Offeney und Marco Reiter über die Anfänge auf der Straße und eine mögliche Zukunft des Berliner Startups im Land des Dolce Vita.

Wie seid ihr auf die Idee zu Scarosso gekommen?

Das war 2010 während unseres MBA an der Universität SDA Bocconi in Mailand; wir sahen viele kleine Geschäfte, die unter eigenem, unbekanntem Label hochqualitative Lederschuhe für einen uns damals unbekannt niedrigen Preis anboten. Wir haben uns mittags vor die Geschäfte in der Via Belfiore gesetzt und die Käuferschaft gezählt – in zwei Stunden waren es über 30, was uns extrem überraschte. Wir trugen unser ganzes Kapital zusammen, damals 15.000 Euro, um damit ein kleines Unternehmen aufzubauen.

Allerdings wollte anfänglich kein Produzent für uns Schuhe anfertigen. Durch persönliche Kontakte fanden wir einen Produzenten, der unsere ersten 80 Paar Schuhe produzierte. Diese holten wir mit unserem Fiat 500 ab und verkauften die Schuhe an unsere Studienkollegen.

Wie soll sich das Angebot von Scarosso künftig weiter entwickeln?

Wir werden vor allem das Segment für Männer weiter ausbauen und das Design insgesamt weiter schärfen; hierfür sprechen wir mit internationalen Designern, die unter anderem auch für Zegna, Ferragamo und Tods gearbeitet haben.

Customization-Startups wie Youtailor und MyParfum strauchelten. Habt ihr euch einen schwierigen Markt ausgesucht?

Für Scarosso ist der Bereich Mass Customization nicht das Kerngeschäft, sondern ein Add-on für Liebhaber und Individualisten, die ein besonderes Produkt anfertigen lassen möchten. Eines der Leitmotive von Scarosso ist: Dare to break the rules. Keine Firma bietet derzeit hierzulande den Service an, in Italien handgefertigte Schuhe zu individualisieren.

Zudem ist der Preis für unsere individualisierten Produkte eher als eine Art Geschenk anzusehen. Andere Premiummarken, die in derselben Region produzieren, bieten vergleichbare Linien für ein Vielfaches an – was sie müssen, da sie noch mit den traditionellen Vertriebsmodellen arbeiten. Wir gehen auch hier unseren eigenen Weg.

Ihr werbt mit Schuhen „made in Italy“. Läuft der gesamte Produktionsprozess wirklich in Italien ab und warum sitzt ihr dennoch in Berlin?

Ganz klar: Ja. Vom Zuschnitt über die Fertigung bis zum Finish werden alle Scarosso-Schuhe in Italien hergestellt und darauf sind wir extrem stolz. Man muss wissen, auch wer den Großteil der Produktion im asiatischem Raum hat und nur noch den letzten Schritt in Italien ausführen lässt, darf das Label „Made in Italy“ führen. Bei Scarosso ist „Made in Italy“ aber wörtlich zu verstehen. In Berlin ist unser Büro, weil wir zentral innerhalb Europas liegen und hier ein Umfeld haben, was für ein internationales Team attraktiv ist. Aber wer weiß, vielleicht ziehen wir eines Tages nach Italien.

Welche Tipps gebt Ihr Gründern nach Euren eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Wichtig ist, passioniert zu sein und den Drive zu haben, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Marco und ich haben nie aufgegeben und gekämpft, um unsere Ziele zu erreichen. Sich selbst treu zu bleiben, ehrlich zu sein, stetig zu hinterfragen, sich anzupassen, ohne Kompromisse einzugehen – wenn man langfristig Erfolg haben will, muss man flexibel sein, den eigenen Anspruch stetig heraufsetzen und bereit sein, alles für seine Idee zu tun.

Bild: Scarosso