Die beiden Kreatize-Gründer Simon Tüchelmann und Daniel Garcia (von links)
Simon Tüchelmann und Daniel Garcia, Kreatize-Gründer (von links)

Noch vor nicht allzu zu langer Zeit arbeitete Simon Tüchelmann in einer anderen Welt: Als Geschäftsführer leitete er den Mittelständler Tübinger Stahlfeinguss mit 70 Mitarbeitern. Bereits während dieser Zeit in Süddeutschland entwickelte Tüchelmann seine Startup-Idee für Kreatize.

Der junge Geschäftsführer merkte ein grundlegendes Problem: „Will ein Unternehmen eine Serienproduktion für ein bestimmtes Bauteil in Auftrag geben, muss es oft mehrere Angebote einholen“, sagt er. Diese werden oft noch per Fax hin und her geschickt. Ein großer Aufwand für beide Seiten. Und dieses Problem will Tüchelmann nun mit seinem Startup Kreatize lösen, dass er Ende 2015 zusammen mit dem RapidApe-Gründer Daniel Garcia gestartet hat.

Über die Kreatize-Plattform können Kunden beispielsweise ein Bauteil hochladen und das Startup prüft automatisch, welches Produktionsverfahren am besten ist, etwa mit einem Laser-Verfahren oder per 3D-Druck. Und dann wird der Auftrag an ein Unternehmen vermittelt, Kreatize schlägt den passenden Produzenten vor und erhält eine Provision bei der Vermittlung.

Für den nächsten Entwicklungsschritt erhält das Startup jetzt Investoren-Gelder: Atlantic Internet, der Fonds von Christophe Maire, und mehrere Business Angels, darunter beispielsweise der SAP-Manager Christian Dahlen und die beiden Adjust-Gründer Christian Henschel und Paul Müller, sind bei Kreatize eingestiegen, wie Gründerszene erfuhr.

Es fließt eine Millionen-Summe – die Gesamtfinanzierung seit der Gründung Ende 2015 belaufe sich damit auf einen mittleren siebenstelligen Betrag, heißt es. Nach der Finanzierung soll das Team von etwa 20 Mitarbeitern weiter wachsen. Bis zum Herbst wollen sie weiter am Produkt werkeln, die Bedürfnisse ihrer Kunden verstehen.

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Gerade zum Start kämpfen Plattformen oft mit dem Henne-Ei-Problem: ohne Anbieter keine Kunden und ohne Kunden keine Anbieter. Auch Kreatize aus Berlin muss diesen Schritt bewältigen. Die Gründer haben sich deswegen einen speziellen Schritt überlegt: Durch ihre Software erhalten die mittelständische Fertigungsunternehmen automatisch einen Preisvorschlag.

Bislang werden die Preise der Bauteile oft noch händisch errechnet, ein kompliziertes Prozedere. „Der Vorteil der Software soll so groß sein, dass sie ganz von allein unser Tool verwenden, um Preise zu errechnen und Aufträge zu erstellen“, sagt Kreatize-Gründer Simon Tüchelmann. Mithilfe von Maschine-Learning soll das Pricing-Tool immer genauer funktionieren. Insgesamt 100 Anbieter finden sich bereits auf der Plattform. 

Im kommenden Frühjahr ist der nächste Wachstumsschritt geplant

„Wir wollen in den ersten Monaten zeigen, dass es einen Netzwerk-Effekt gibt“, erklärt Tüchelmann. Das bedeutet: Auch die Software-Kunden von Kreatize verknüpfen sich mit ihren eigenen Lieferanten über die Plattform. Denn bei Fertigungsprozessen gibt es oft mehrere Unternehmen in dem Produktionsablauf für ein Bauteil. „Für uns ist entscheidend, wie oft sich die Anbieter wirklich bei uns einloggen“, so Tüchelmann.

Im Frühjahr 2018 soll dann die Series A folgen und damit der nächste Schritt der Skalierung. Damit will das Berliner Startup dann die Anzahl der Kunden und Anbieter deutlich ausbauen.

Bild: Kreatize