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senic_team Die drei Senic-Gründer Felix Christmann, Tobias Eichenwald und Philip Michaelides (von links).

„Designed by Apple in California. Assembled in China“ – der Produktionshinweis prangt auf der Rückseite eines jeden Apple-Geräts. Ein Gadget, das sowohl vom Design als auch von seiner Funktionalität her genauso gut von Apple stammen könnte, kommt aus Kreuzberg – designed and assembled in Berlin. Ein kleiner Bär auf der Rückseite des Smart-Home-Geräts Nuimo verrät seinen Ursprung.

Die sogenannte „Assembly“ des Hardware-Startups Senic, eine kleine Produktionshalle in einem Hinterhof im Wrangelkiez, wirkt auf den ersten Blick wie eine semi-professionelle Werkstatt für einen Volkshochschulkurs. Die Maschinen werden teilweise mit Lego-Technik betrieben, überall liegen Einzelteile des Nuimo herum und die Mitarbeiter, darunter auch vier syrische Flüchtlinge, sind alle noch recht jung. Und dennoch: In mehreren Produktionsschritten wird hier ein professionelles Produkt von Hand hergestellt.

5.000 dieser Geräte wurden bereits ausgeliefert – und die nächsten sind schon in der Mache, die Nachfrage sei hoch. „Das Coole ist, dass wir jetzt schon profitabel sind – allein über Pre-Oders“, sagt Mitgründer Tobias Eichenwald. Allerdings nur solange, bis das Team vergrößert werde.

Musikliebhaber und Smart-Home-Besitzer nutzen das kreisrunde Device des Berliner Startups Senic, um beispielsweise ihre Musikanlage oder das Licht mit wenigen Handgriffen oder per Gestensteuerung zu bedienen. 199 Euro das Stück – ein stolzer Preis.

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senic_anwednung Mit dem Nuimo lässt sich beispielsweise die Lautstärke oder Song-Wahl bei einem WLAN-Musiksystem steuern.

Seit dieser Woche ist Senic teil von Amazon Launchpad. Die Seite bietet Hardware fokussierten Startups eine Plattform, um nicht nur ihre Produkte zu platzieren, sondern auch ausführlich ihre Geschichte zu erzählen. 1.000 Geräte seien bereits ins Lager nach Leipzig geschickt worden, verrät Eichenwald. Für das 2013 gegründete Startup ist das ein großer Schritt, um Bestellungen direkt und einfacherer weltweit zu versenden.

Zudem ist der Audiogeräte-Hersteller Raumfeld, eine Tochter von Teufel, eine Kooperation mit Senic eingegangen. Das sei das erste Mal, dass Raumfeld überhaupt Geräte anderer Hersteller mit anbietet, sagt Eichenwald. Neben den WLAN-Musiksystemen von Raumfeld sind derzeit 15 weitere Hersteller mit dem Nuimo-Device kompatibel, darunter Sonos, Philips Hue, LIFX und Google Cast. Ein vergleichbares Produkt ist Flic und wird in Schweden produziert.

Die zweite Finanzierung in diesem Jahr

Das 2013 gegründete Startup hat mittlerweile 10 Mitarbeiter, die in einer gemeinsamen WG an der Entwicklung arbeiten, 15 weitere Leute sind in der Produktion. Drei weitere Kollegen sollen jetzt eingestellt werden, sagt Eichenwald. Außerdem soll auch ein Office in Kalifornien eröffnet werden. Die Entwicklung bleibe aber weiterhin in Berlin.

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Erst hatte Senic am berühmten US-Accelerator YCombinator teilgenommen, danach eine Crowfunding-Kampagne gestartet, die 290.000 Euro einbrachte. Anfang dieses Jahres ist dann der in Pittsburgh und San Francisco ansässige US-Investor Birchmere Ventures bei Senic eingestiegen. Über die Höhe des Investment schweigt sich Eichenwald aus. Und auch über das neue Investment, das Senic diesen Monat von Target Partners bekommen hat, möchte er nichts Konkretes verraten: „Das war ein sehr langer Prozess, der sich über ein Jahr hinzog, bis sie bei uns eingestiegen sind. Sie haben alles ganz genau beobachtet.“

Der VC Target Partners investiert überwiegend in deutschsprachige Technologieunternehmen, darunter auch in das  Münchner Startup NavVis. Mit dem Trend zu Internet of Things gehe einen Bedarf nach einfacheren, natürlicheren Interaktionsmodellen einher, sagt Michael Münnix, Partner bei Target.

„Wir befinden uns an der Wende von flexiblen, graphischen User Interfaces wie dem Smartphone zu spezielleren und somit besser nutzbaren Natural User Interfaces“, erklärt Eichenwald. Das Smartphone sei nicht die letzte Weisheit. Die Leute müssten nur ein Mal selbst die Erfahrung gemacht haben. „Wenn sie nach Hause kommen und Musik mit einer einfachen Geste einschalten, dann haben sie keinen Bock mehr, aufs Smartphone umzusteigen und sich durch Apps zu navigieren“, meint Eichenwald.

Doch bei der Gestensteuerung allein wird es nicht bleiben. Senic entwickele seit zwei Jahren ein neues Device, das sich auch auf Sprachsteuerung konzentrieren werde und die Kommunikation zwischen Menschen in den Mittelpunkt stelle, so der Gründer. Wann damit zu rechnen ist, will er nicht verraten.

Im Video bekommt ihr einen Eindruck von der Produktion:

Bild: Senic