Fehlende Ladesäulen gelten immer noch als eine der größten Hürden für die Elektromobilität. Ein Essener Startup, das bald unter dem Namen Motionwerk firmiert, will das ändern. Die Idee: Auch private Ladesäulen sollen für Jedermann zugänglich werden und damit die Anzahl der Lademöglichkeiten für E-Autofahrer erhöhen. Möglich machen soll das die App Share&Charge. Die funktioniere wie eine Art „Airbnb der Elektromobilität“, sagt Gründer Dietrich Sümmermann gegenüber NGIN Mobility.

Über die App können sich private Ladesäulenbesitzer und E-Autofahrer untereinander vernetzen. Ladesäulenbesitzer registrieren dafür ihre „Stromtankstelle“ bei Share&Charge. Ab dann steht die Ladesäule den Plattform-Mitgliedern zur Verfügung. E-Autofahrer, die ebenfalls registriert sind, können dann wiederum über die App nach einer freien Lademöglichkeit suchen. An einer ähnlichen Lösung arbeitet beispielsweise auch das Wiener Startup Enio.

Was Blockchain mit Ladesäulen zu tun hat

In der ersten Phase läuft der Zugang zu den Ladesäulen bei Share&Charge noch auf Vertrauensbasis zwischen Ladesäulenbesitzer und E-Autofahrer. Aber bald soll die Abrechnung auf die Blockchain-Technologie umgestellt werden. Diese soll die Identifizierung von Autos und Ladesäulen besonders sicher machen und automatisieren. Über einprogrammierte Verträge, sogenannte Smart Contracts, werden die Lade- und Bezahlvorgänge selbständig ausgelöst.

Für Share&Charge muss eine Ladesäule mit einem besonderen Hardware-Modul ausgestattet werden, das für die Anbindung an die Plattform sorgt. Allerdings: „Nur wenige auf dem Markt erhältliche Stationen verfügen bislang über die nötige Hardware“, gibt Dietrich Sümmermann im Interview zu. In der neuen Generation der Ladesäulen soll sie allerdings direkt verbaut sein. Dazu führe das Startup Gespräche mit großen Versorgern, sagt Sümmermann. Geplant sei der Aufbau eines europaweit flächendeckenden Ladesäulennetzes – gemeinsam mit Partnern – auf Grundlage der Blockchain-Technologie.

Geld verdienen will das Startup über eine Transaktionsgebühr von etwa 15 Prozent. Langfristig will das Unternehmen jedoch Softwarelösungen auf Basis der Blockchain-Lösung für Unternehmen anbieten.

Bisher sind rund 1.200 Ladesäulen in der App registriert, die meisten gehören zum Energiekonzern Innogy. Motionwerk, der Nachfolger von Share&Charge, ist eine Ausgründung aus dem Innovation Hub des Essener Energiekonzerns.

Warum ein Energiekonzern auf die Mobilitätsbranche setzt und wie sich das Startup Motionwerk am Markt positionieren will, erklärt der Gründer Sümmermann im Videointerview.

Bild: Innogy