Ubitricity hat den Stromzähler ins Ladekabel eingebaut

Der Elektrokonzern Siemens ist mit einer Minderheitsbeteiligung bei Ubitricity eingestiegen, einem Anbieter von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Das Berliner Unternehmen hat vor kurzem einen Großauftrag für Ladesäulen in der britischen Hauptstadt London erhalten. „Hier gibt es bessere Laborbedingungen für die Smart City“, sagte Mitgründer Knut Hechtfischer, der das Vorhaben an der Themse betreut. Noch in diesem Jahr sollen dort 200 Ladesäulen ans Netz gehen. Insgesamt umfasst das Projekt 2.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge.

„Die komplementäre Ubitricity-Technologie hat uns überzeugt“, erklärte Moritz Ingerfeld, der bei Siemens für den Ausbau der Ladeinfrastruktur verantwortlich ist. „Sie nutzt gezielt die Digitalisierung im Energiebereich und erlaubt völlig neue Geschäftsmodelle im Zukunftsmarkt der Energiedienstleistungen für die Elektromobilität.“ Beide Unternehmen wollen neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln – beispielsweise für Smart Cities, Flottenbetreiber, Parkhäuser und die Immobilienwirtschaft.

Kern der Ubitricity-Lösung ist ein mobiler Stromzähler. Er ist in ein intelligentes Ladekabel mit Mobilfunk-Kommunikation integriert. Das Kabel schaltet Ladevorgänge automatisch frei, erfasst die Verbrauchsdaten fahrzeuggenau und sendet diese zur Abrechnung an eine Datenplattform. Basis hierfür ist ein Stromvertrag, der für das Kabel abgeschlossen wird.

Ubitricity kommt in London schneller voran

Ubitricity versucht seit seiner Gründung im Jahr 2008, in Berlin eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Das Startup hat in der deutschen Hauptstadt aber kaum mehr als 100 öffentliche Ladepunkte installieren können. In London geht diese technologische Transformation anscheinend schneller vonstatten.

Das könnte mehrere Gründe haben: Erstens ist die Verkehrsdichte höher und damit der Druck, ein umweltfreundliches Smart Grid aufzubauen. „London geht jetzt nicht nur entschieden gegen Luftverschmutzung vor. London ist auch wohlhabend. Vielleicht ist es deswegen ein besonders günstiges Umfeld“, sagt Hechtfischer. Auch die dezentrale Verwaltungsstruktur mache die ersten Schritte beim Ausbau der Elektromobilität einfacher. 

In Berlin waren im August 2016 insgesamt 119 Ladesäulen mit „Berlin-Standard“ aufgebaut. Rund 60 weitere Ladesäulen waren aktuell im Planungs- und Genehmigungsverfahren, daneben 20 Laternen mit Ladetechnik. Berlin sieht eine Trennung zwischen Ladeinfrastrukturbetreiber und Anbieter von Ladestromverträgen vor. Neuere Zahlen konnte die zuständige Senatsverwaltung bis zum Erscheinen dieser Nachricht nicht nennen.

Bild: Ubitricity