Silicon Valley Technology Center in San Jose, California

Diese Geschichte beginnt Ende August. Denn da verliert die Commerzbank überraschend einen ihrer wichtigsten Digitalmanager – Christian Hoppe, Gründer und CEO des hauseigenen Fintech-Investors Main Incubator. Die Begründung? Bleibt vage. Stattdessen machen ein paar Gerüchte die Runde. Hoppe sei nicht ganz freiwillig gegangen, heißt es. So richtig plausibel ist dieses Gemurmel zwar nicht. Es hält sich allerdings hartnäckig.

Seit gestern wissen Eingeweihte, was wirklich hinter der Trennung steckte. Denn da zeigte sich auf Hoppes Linkedin-Profil plötzlich eine spektakuläre Veränderung – und zwar eine, die ganz stark dafür spricht, dass da jemand aus freien Stück gegangen und nicht etwa gegangen worden ist. Hoppe hat nämlich bereits einen neuen Arbeitgeber. Er arbeitet jetzt für die legendäre Silicon Valley Bank (SVB).

An dieser Stelle könnte die Geschichte nun enden. Doch stattdessen fängt sie gerade erst an. Denn wie Recherchen des Branchen-Newsletters Finanz-Szene.de nahelegen, ist es offenbar nicht so, dass Christian Hoppe ins Silicon Valley geht. Sondern so, dass das Silicon Valley sozusagen zu ihm kommt. Anders ausgedrückt: Die SVB bereitet offenkundig einen Markteintritt in Deutschland vor. Und Hoppe? Könnte ein Schlüsselmanager bei diesem Vorhaben sein. Äußern wollte er sich gestern nicht dazu, ebenso wenig wie eine SVB-Sprecherin.

Die Bank hat in mehr als 30.000 Startups investiert

Die 1983 gegründete SVB ist eine Bank, wie es sie kein zweites Mal gibt auf der Welt. Einerseits ist sie eine riesige Startup-Bank, die nach eigenen Angaben im Zuge ihrer Historie in mehr als 30.000 Startups investiert (grundsätzlich auf Fremdkapitalbasis) hat. Zugleich versteht sie sich allerdings auch als Dienstleister und Beratungshaus für andere High-Tech-Investoren.

Und nicht zuletzt sammelt die SVB auch wie eine ganz normale Bank Einlagen ein, im Silicon Valley etwa gilt sie im Depositengeschäft sogar als klarer Marktführer. Und obwohl die SVB keine typische Bilanzsummen-Bank ist, gehört sie mit Assets von rund 45 Milliarden Dollar auch in dieser Kategorie zu den 50 größten Banken der USA.

Schon 2014 deutete CEO Greg Becker in einem Interview mit dem Handelsblatt an, dass er sich einen Markteintritt in Deutschland vorstellen könne. Dann hörte man nichts mehr von der Sache. Doch nun – gut drei Jahr später – werden die Pläne nach Informationen von Finanz-Szene.de plötzlich konkret.

Seit Mitte dieser Woche hält die SVB in deutschen Jobportalen auch nach einem „Relationship Manager“ und einem „Associate Commercial/Corporate Banking“ Ausschau. Schon vor zwei Wochen ging bei LinkedIn überdies eine Stellenanzeige online, derzufolge die SVB einen „Director Sales“ für den deutschen Markt sucht. 

Der Text erschien heute morgen zunächst beim Branchen-Newsletter Finanz-Szene.de.

Bild: Gettyimages/Travel Images/UIG; Hinweis: Eine Information zur Finanzierungsform wurde nachträglich ergänzt. Außerdem hieß es, der Brexit sei ein Grund für die Deutschland-Expansion. Dies ist nicht der Fall.