Silicon_Valley_Bank

Am Freitag hatte Finanz-Szene.de berichtet, dass die bekannte Silicon Valley Bank (SVB) vor dem Markteintritt in Deutschland steht. Die 1983 gegründete SVB hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 30.000 Startups mit Krediten finanziert. Seit dem ersten Bericht zur Deutschland-Expansion sind nun weitere Details bekannt geworden, etwa zur Bafin-Lizenz und der künftigen Führungsmannschaft. 

Die wichtigsten Hintergrund-Infos hat Finanz-Szene.de-Autor Heinz-Roger Dohms zusammengetragen: 

  1. Wie aus den Unterlagen der US-Börsenaufsicht hervorgeht, läuft der Lizenzantrag bei der Bafin offenbar bereits. Im einem Dokument aus dem August ist von einer „Application in progress“ (PDF, Seite 27) die Rede, in einem Dokument von Oktober heißt es „Branch application in progress“ (PDF, Seite 28). Die SVB äußert sich hierzu auf Nachfrage nicht.
  2. Neben dem Commerzbank-Main-Incubator-Gründer Christian Hoppe hat laut LinkedIn auch die frühere Deutsche-Bank-Managerin Katrin Stark (die zuvor Bereichsvorstand bei der Commerzbank war) bei der Silicon Valley Bank angeheuert, was zunächst dem irischen Independent aufgefallen war.  Abgesehen davon gibt sich bei Linkedin noch eine weitere frühere Deutschbankerin neuerdings als SVB-Mitarbeiterin zu erkennen, nämlich Iris Liliana Bleck.
  3. Wie sich aus Punkt 1 (der Bafin-Lizenz) ergibt, kann an die Spitze der deutschen Silicon Valley Bank eigentlich nur jemand rücken, der den strengen Eignungsrichtlinien der Aufseher entspricht. Als Ex-Bereichsvorstand der Commerzbank würde Katrin Stark tendenziell eher für eine Vorstandsposition infrage kommen als die beiden anderen. Es ist jedoch gut möglich, dass demnächst für den Führungsposten noch jemand anderes aus den Kulissen träte.
  4. Wo wird die Silicon Valley Bank sitzen? Wenn man nach den bislang veröffentlichten Jobanzeigen geht, dann in Frankfurt. Die SVB äußert sich hierzu nicht.
  5. Mindestens ein deutsches Startup hat bereits Geld von der Silicon Valley Bank erhalten, nämlich das Münchner Gutschein-Startup Globals Savings GroupDies geht aus der damaligen Pressemitteilung hervor (Das Unternehmen trat zu der Zeit noch unter dem Markennamen Cuponation auf).
  6. Aus informierten Quellen von Finanz-Szene.de heißt es außerdem: „Seit knapp zwei Monaten lässt die Silicon Valley Bank Telefoninterviews bei deutschen Startups durchführen und prüft somit das Marktpotential und die Positionierung.“ Die SVB wollte auch hierzu keine Stellung nehmen.
  7. Wie sich aus dem Artikel am Freitag herauslesen lässt, ist Finanz-Szene.de davon ausgegangen, dass die Silicon Valley Bank nicht nur Fremdkapital vergebe, sondern auch als Equity-Investor auftrete. Das ist aber falsch, wurde von Unternehmensseite mitgeteilt. Der Begriff „Startup-Investor“ ist mithin irreführend, richtig wäre „Startup-Finanzierer“.
  8. Wobei – ist das mit dem „Startup“ überhaupt richtig? Vonseiten der SVB wird nämlich freundlich empfohlen, eher nicht „Startup-Bank“ zu schreiben, denn das sei viel zu kurz gesprungen. Freundlicherweise gibt es parallel zu dem Hinweis auch einen Link, aus dem hervorgeht, dass nur sechs Prozent des Kreditvolumens in „Startups“ fließen und 94 Prozent in „Larger Companies“. Fragt man indes nach, ob die SVB den Begriff „Startup“ womöglich tendenziell ein bisschen enger fasst, kommt heraus, dass bei der SVB alles ab „Serie B“-Finanzierung unter „Larger Companies“ firmiert. (Wir selber hingegen würden irgendsoein Berliner Humtata-Fintech, das in der B-Runde mit Mühe und Not auf, sagen wir, 1,8 Millionen Euro kommt, ja gefühlt durchaus noch der Startup-Sphäre zurechnen). 
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    Wie gehen wir nun mit dem freundlichen Hinweis der SVB um? Einerseits: Wir würden ja schon gern weiterhin „Startup-Bank“ schreiben, schon allein, um dem allmächtigen Silicon Valley endlich mal die Stirn zu bieten. Andererseits: Wie das Spiel da draußen läuft, führt derlei Resistenz vermutlich dazu, dass das Exklusiv-Interiew zum Marktstart statt bei uns bei der Konkurrenz landet. Insofern, wir geben dann doch lieber klein bei und sprechen (um der breiten Aufstellung der SVB besser gerecht zu werden) von der Silicon Valley Bank Deutschland künftig als „Verbundsparkasse Palo Alto/San José, German Branch“.

Dieser Beitrag ist zuerst bei dem Branchen-Newsletter Finanz-Szene.de erschienen.

Bild: Getty Images/Smith Collection/Gado/Kontributor