Professor Dominik Michels und Judith Rakers an der Stelle, wo alles begann. In einer Garage, natürlich.

Die kalifornische Sonne scheint. Judith Rakers und Frederik Pferdt sitzen im roten Cabrio und lassen sich den Wind um die Nase wehen. Pferdt, der aus der Gegend am Bodensee stammt, ist „Head of Innovation & Creativity Programs“ bei Google und zeigt der Tagesschau-Sprecherin die Sand Hill Road. Hier sitzen die milliardenschweren Investoren, die mit ihrem Geld die Innovationsmaschine des Valleys antreiben. Was ist hier anders als in Deutschland, will Rakers wissen. Und Pferdt liefert genau das, was wir uns hier im kühlen, skeptischen Deutschland immer vorgestellt haben: Im Valley herrsche eine optimistische Stimmung, im normalen Leben und auch bei der Leben und Arbeit, sagt er. Und man freue sich über Erfolge – eigene und die der anderen. Ach, es ist herrlich, wenn Klischees bestätigt werden.

Cyriac Roeding von Shopkick

Als nächstes führt uns Rakers das Multimillionärsleben von Cyriac Roeding vor.  Der ehemalige Mitgründer und CEO von Shopkick hat es sich gemütlich mit Frau und Kindern eingerichtet. Im Valley gefällt ihm dieses Gründungsgen in der Luft, dieses vibrierende Unternehmertum, sagt er. Auch er schwärmt von der kalifornischen Mentalität. Und haut Eier und Speck in die Pfanne. Obwohl sich in den vergangenen zehn Jahren auch in Deutschland einiges zum Positiven verändert habe. Dann führt er Frau Rakers durch seine Firma. Flache Hierarchien, Wettkampf um die besten Mitarbeiter, Tischtennis, Millionendeals, kostenloses Essen. Das haben wir hin und wieder schon mal gehört. Die Sendung mit der Maus erklärt das Valley.

Stanford University

Dann geht es schon Richtung Standford University. Der deutsche Student Moritz Beier aus Luthe schwärmt auch von der Mentalität. Hier könne man seine Träume umsetzen. Er will Investor werden und vielversprechende Startups mit Geld versorgen. Ein ziemlich konkreter Traum. Dafür studiert er jetzt täglich von morgens um sieben bis abends 23 Uhr Management. Er stammt aus „bescheidenen Verhältnissen“ und bekommt ein Stipendium, um die 90.000 Euro Studiengebühren im Jahr aufbringen zu können. Für den richtigen Lebenspartner kann dann ja Amy Anderson sorgen, die sich als Headhunterin für die Liebe versteht – und bis zu 50.000 Dollar für ihren Service kassiert.

Deutsches Essen und Selbstoptimierung

Bis dahin sitzen wir schon wieder mit Judith Rakers im Auto und fahren nach San Francisco. Ja, der Verkehr ist manchmal etwas nervig. Deshalb lassen die Firmen Shuttlebusse fahren, in denen man arbeiten kann. Echt? Na gut. Okay, es gibt wahrscheinlich noch Leute, die das nicht wissen. Die deutsche Studentin Jana Henning aus Jena spricht über Frauen im Valley und muss anschließend ausgerechnet in einem liebevoll nachgebildeten DDR-Restaurant essen. Dabei liebt sie es vegan oder vegetarisch. Auch das Essen ist im Valley ein Teil der Selbstoptimierung, lernen wir. Mal will entgiften und den „Geist füttern, um optimal zu performen“, sagt Henning. Mahlzeit.

Kneten bei Google

Im Innovationslabor von Google versucht sich Judith Rakers an einer eigenen Idee. Hier wird mit Knete wie in einem Erfinderkindergarten an Prototypen gearbeitet. Das erfinderische Denken soll gefördert werden. Kein Problem für die deutsche TV-Sprecherin. Sie bastelt an Pflanzen aus Plastik, die Energie erzeugen sollen. Vielleicht sogar aus den Abfällen des eigenen Haushalts, assistiert Google-Manager Pferdt. Auch hier fehlen die üblichen Hinweise nicht. Google? Flache Hierarchien, Entspannungskugel für das Nickerchen, Spielwiese für Erwachsene, kostenloses Essen und Haarschnitt. War da noch etwas? Ach ja. Daten. Das ist an dieser Stelle einfach nicht das Thema. Man muss sich auch konzentrieren können.

Ab ins Bällebad

Es ist schon seltsam. Durch die gesamte Reportage weht ein leiser Hauch von deutscher Überheblichkeit. „Wieso, weshalb, warum?“ Diese putzigen, naiven Amerikaner. Immer gut drauf. Immer optimistisch. Leistungsbereit und niemals neidisch. Ab ins Bällebad und gegrillt wird natürlich auch noch. Das ist doch alles oberflächlich. Oder? Und dann geht es immer um dieses Geld. Millionen, Milliarden. Hat denn niemand Heimweh nach Deutschland? Nach der Tagesschau, einem schlecht gelaunten Tatort, nach Apfelstrudel und gesunder, deutscher Skepsis? Die Interview-Partner von Judith Rakers offenbar eher selten. Nach dieser Reportage kann man sie verstehen.

Hier könnt ihr euch die Reportage anschauen.

Foto: NDR