Alexander Sixt, Strategie-Vorstand des gleichnamigen Autovermieters

 

Der Autovermieter Sixt will nach dem Verkauf seiner Anteile am Carsharing-Joint-Venture DriveNow von BMW eine eigene Mobilitätsplattform aufbauen. Vorstandsmitglied Alexander Sixt erläutert im Interview mit dem Handelsblatt die Strategie seines Unternehmens.

Update vom 15.03.2018: Sixt-Chef Erich Sixt hat nun bestätigt, dass der neue Carsharing-Service noch dieses Jahr eingeführt werden soll. „Das Carsharing-Geschäft und die klassische Autovermietung werden miteinander verschmelzen“, sagte er bei der Pressekonferenz. Die bisherige Zusammenarbeit mit BMW sei für ihn kein Hindernis. Es gebe keine Wettbewerbsklausel, so Sixt.

Carsharing ist nur ein Puzzleteil

Sixt hatte, wie Gründerszene und NGIN Mobility berichteten, seinen 50-prozentigen Anteil an DriveNow an BMW verkauft und damit möglicherweise den Weg für eine Fusion von Car2Go (Daimler/Europcar) und DriveNow (BMW) geebnet, über die seit mehr als einem Jahr spekuliert wird.

„Wir glauben, dass Carsharing nur ein Puzzleteil des gesamten Mobilitätsspektrums ist“, sagte Alexander Sixt der Zeitung. „Ich gehe davon aus, dass im Mobilitätsmarkt der Zukunft aktuelle Produktangebote wie zum Beispiel Autovermietung, Ridehailing (unlizenzierter Taxidienst, Anmerk. d. Red.) und eben Carsharing miteinander verschmelzen werden“, so der Strategie-Vorstand.

Sixt will Kurzfristmieten anbieten

Das Unternehmen plant also größere Dinge. Wie Sixt sagte, solle kein weiteres Carsharing-Produkt unter einer neuen Marke aufgebaut werden. Stattdessen sollen Mietwagen demnächst zur Kurzfristmiete angeboten werden. Einen Chauffeur-Service besitzt das Unternehmen mit MyDriver bereits. Ferner schloss er nicht aus, künftig auch Privat-Pkw zu vermieten.
Die Mobilitätsplattform Uber sieht Sixt in Deutschland nicht als Konkurrenten. Der Unternehmer bezeichnete das Geschäftsmodell der Mitfahrdienste wegen der unkontrollierbaren Kosten als instabil. Ferner attestiert er Uber ein Personalproblem wegen niedriger Einkommen der Fahrer und daraus resultierend der hohen Fluktuation. „Mit den sinkenden Preisen gehen auch die Qualität und der Service in den Keller. Und am Ende verdient keiner mehr Geld“, sagte Sixt.

200 Millionen Euro aus Anteil-Verkauf

Wie der Vorstand weiter sagte, sei sein Unternehmen kapitalstark genug, um, neue Dienstleistungen aufzubauen. Der Autovermieter verfügt über eine Flotte von 215.800 Autos, hat 30 Millionen Kunden, macht mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz und über 200 Millionen Euro Gewinn. „Jetzt kommen nochmal 200 Millionen durch den Drive-Now-Verkauf dazu“, sagte Sixt. 

Konkurrenz fürchtet er jedenfalls nicht: „Es gibt weltweit eine Milliarde Fahrzeuge mit einer Auslastung von vier Prozent. Bei dieser gewaltigen Marktgröße ist Platz für viele Spieler.“

Mobility-Software gehört Sixt

Auch an Knowhow für eine Mobilitätsplattform mangelt es dem Autovermieter nicht. Denn die DriveNow-Systeme kamen bislang von dem Autovermieter. „Die Software gehört Sixt und bleibt bei uns“, sagte der Firmenchef. So stellt sich die Frage, wer wohl künftig für die BMW-Fahrzeuge die Carsharing-Software bereitstellen wird. Zu den Fusionsgerüchten gibt es von Daimler nur ein „No comment“. Aber immerhin sagte Benedikt Schell, Chief Experience Officer der Daimler Financial Services, bei einer Veranstaltung vergangene Woche in Berlin, ihm gefalle die „positive Diskussion“ darüber – und deren Dynamik.

Bild: Sixt; Dieser Artikel erschien zuerst am 05.02.2018.