Gründer Rudyk mit den kleinen Überwachungskameras

Andreas Rudyk stellt eine weiße runde Kamera auf das Sideboard an der Wand und hält sein Tablet in die Höhe. „Jetzt tippt man einfach hier drauf und schon kann man den gesamten Raum beobachten“, sagt er. Auf dem Display des Tablets erscheint ein weißes Zimmer mit mehreren Stuhlreihen. Der Meeting-Raum ist nicht besonders spannend. Deutlich interessanter ist dagegen der Blick ins eigene Wohnzimmer.

Das Startup – das Rudyk gegründet hat – bietet eine App und eine internetfähige Kamera, mit der Nutzer von jedem Ort der Welt aus in ihr Zuhause schauen können. Die Smartfrog-App geht am kommenden Montag online. Einsatzmöglichkeiten dafür gebe es genug, sagt CEO Rudyk gegenüber Gründerszene: „Wir bieten ein Produkt für den Massenmarkt.“ Die Nutzer könnten so zum Beispiel überwachen, ob es ihrer Großmutter gut gehe, dass kein Einbrecher im Haus sei oder dass die Katze nicht schon wieder die Vorhänge zerfetze.

Die Smartfrog-Kamera verfügt über zahlreiche Einstellungen. Wenn es zum Beispiel ein ungewöhnliches Geräusch gibt oder sich im Raum etwas bewegt, bekommen die Nutzer einen Alarm auf ihr Smartphone. Umgekehrt funktioniert das genauso: So lässt sich einstellen, dass der Alarm nur dann ausgelöst wird, wenn das Wohnzimmer einen Tag lang nicht betreten wurde. Das könne bei der Betreuung älterer Verwandte wichtig sein, so Rudyk. Das Startup glaubt dabei an mündige Nutzer, die sich jeweils an gültiges Recht halten, betont der Gründer. Die Kamera bietet einen Videospeicher von 24 Stunden, so dass Nutzer die Geschehnisse in ihrer Wohnung im Zeitraffer rückverfolgen können. Die Daten verschlüsselt der Dienst ähnlich wie beim Online Banking per SSL.

„Leichte Bedienbarkeit und niedriger Preis“

Unterstützung bekommen das Unternehmen von E.Ventures: Der Hamburger Wagniskapitalgeber finanziert das Startup mit einem höheren einstelligen Millionenbetrag, wie Gründerszene erfuhr. Für die Gründer hat das Investment vor allem strategische Vorteile. Hinter E.Ventures stehen unter anderem die Otto Group und die Metro Group – beides wichtige potentielle Vertriebspartner für das junge Unternehmen.

Smartfrog ist nicht das erste Unternehmen, das internetfähige Kameras zur Heimüberwachung vermarktet. „Unser Angebot unterscheidet sich durch die einfache Bedienbarkeit und den niedrigen Preis“, sagt Rudyk.

Die Smartfrog-Kamera

Das Unternehmen verspricht, dass die Installation der Kamera in fünf Minuten möglich sei. Der Preis für App plus Kamera liegt bei 5,95 Euro pro Monat; der Vertrag lässt sich jederzeit kündigen. Zudem gibt es die Möglichkeit auf ein Abonnement zu verzichten und die Kamera für 149 Euro separat zu kaufen.

Die Hardware wird vorerst in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Irland und Großbritannien angeboten. Ein altes Smartphone lässt sich ebenfalls zur Kamera umfunktionieren. Die kostenlose Version der App mit vier Stunden Videospeicher ist außerdem weltweit verfügbar. „Dadurch wollen wir Kunden mit niedrigen Hürden mit unserer Marke vertraut machen und sie für unser Produkt begeistern“, sagt Rudyk.

Die Nutzer der kostenlosen Version haben die Möglichkeit, ein kostenpflichtiges Upgrade dazu zu buchen und so die Kapazität ihres Videospeichers zu vergrößern. „Das Internet der Dinge ist einer der wichtigsten Megatrends“, sagt Rudyk. „Daher haben wir uns für ein Geschäftsmodell in diesem Bereich entschieden.“

Ein international skalierbares Geschäftsmodell

Der Investor E.Ventures glaubt an die Smart-Home-Lösung: „Smartfrog positioniert sich mit seiner extrem nutzerfreundlichen Plattformlösung als eines der vielversprechendsten Internet-of-Things Unternehmen in Europa und passt mit seinem international ausgerichteten, skalierbaren Geschäftsmodell hervorragend in unser Portfolio“, so Andreas Haug, Partner bei E.Ventures.

Die Gründer verfügen über jahrelange Geschäftserfahrung im IT-Bereich. Präsident des Verwaltungsrates ist Norbert Stangl, Managing Directors sind Andreas Rudyk und John Fitzgerald. Rudyk und Stangl haben bereits Unternehmen wie den Domain-Anbieters Strato und das Paymentsystem Click&Buy aufgebaut.

Bilder: Smartfrog