Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner (l.), Snap-Gründer Evan Spiegel am Dienstag in Berlin

Das soziale Netzwerk Snap und der neue gemeinsame Startup-Accelerator des Medienkonzerns Axel Springer sowie des Sportwagenherstellers Porsche wollen zusammenarbeiten und neue Medienprodukte für das mobile Storytelling entwickeln. Dazu soll ein neuer Kursus des Accelerators an den Start gehen, der Ideen für die Präsentation medialer Inhalte entwickelt.

Die vielversprechendsten Ideen sollen ausgewählt und in den Accelerator aufgenommen werden. Er soll Startups die Gelegenheit bieten, ihre Inhalte exklusiv im sozialen Netzwerk Snapchat zu publizieren. Ferner soll Snap bei der Distribution der Inhalte helfen. Bewerbungen für den Mobile Content Track sind ab sofort möglich. Der Kursus soll im Sommer starten.

„Als wir uns Ende Januar in Los Angeles trafen, fragten wir uns, wie wir junge Unternehmer motivieren können, Ideen im Kontext digitaler Inhalte zu entwickeln“, sagte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner heute bei einer Veranstaltung in Berlin. „Wir glauben, dass die Zukunft des Journalismus digital ist. Dazu brauchen wie großartige kreative Content-Produkte von der Unterhaltung bis hin zur seriösen Information, die Publisher in die Lage versetzen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ 

Snap-Gründer Evan Spiegel bezeichnete die Kooperation als gute Gelegenheit, sich am Aufbau von neuen Medienunternehmen zu beteiligen. Seit seiner Highschool-Zeit sei er von Journalismus begeistert, so Spiegel. Es gebe viele Unternehmen, die sich auf Technologien konzentrieren, aber nur wenige Medien-Startups. Deshalb sei es eine gute Gelegenheit für Gründer, deren Leidenschaft Medien sind. Er selbst sei allerdings etwas altmodisch und lese hauptsächlich die traditionellen Zeitungen – die allerdings im Netz.

Soziale Netzwerke seien sehr wichtig für die Verbreitung professioneller Inhalte, sagte Döpfner. Andererseits sei die Zusammenarbeit mit sozialen Netzwerken nicht zufriedenstellend. Für Verlage seien die derzeitigen Möglichkeiten, Inhalte in sozialen Netzwerken zu monetarisieren von „begrenzter Attraktivität“. Deshalb hält er es für wichtig, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und die Gespräche mit Snapchat seien hier effektiver verlaufen als mit irgendeinem anderen Netzwerk. Snap nehme Datenschutz auch ernster als andere und verhalte sich in diesen Fragen kundenorientierter, so der Springer-Chef. „Snapchat war von Anfang an auch stärker an Qualitätsinhalten interessiert.“ 

Snapchat hatte – anders als Facebook – von Anfang an zwischenmenschliche Kommunikation und mediale Inhalte klar voneinander getrennt und letztere durch Kooperationen mit Medienunternehmen kuratiert. Deshalb hat das Netzwerk auch weniger als andere mit Fake News und Hate Speech zu kämpfen. Auf Discover bestimmt Snapchat, wer Inhalte verbreiten darf. Und: Snapchat beteiligt Verlage an Werbeeinnahmen. Wie das Recode berichtete, hat Snap im vergangenen Jahr hundert Millionen Dollar an Verlage ausgeschüttet. 

Hauptsache Spaß haben

Der Auftritt von Evan Spiegel bei Springer war die erste Folge einer Veranstaltungsreihe mit dem Thema „Founder Confessions“. Was der erfolgreiche Netzwerk-Gründer jungen Startups raten könne, lautete eine Frage aus dem Publikum. „Um ein erfolgreiches Geschäft aufzubauen, ist es gerade am Anfang, wenn die Ressourcen beschränkt sind, wichtig Nein zu allem zu sagen, was vom Kern des Geschäfts ablenkt“, so die Antwort. Und schließlich riet Spiegel, der sich gerade einen Bonus von mehr als 600 Millionen Dollar gegönnt hat, den Gründern aus dem Springer-Accelerator: „Have fun and enjoy the process.“ 

Der bisherige Accelerator Axel Springer Plug and Play, ein Joint Venture zwischen Axel Springer Digital Ventures und dem Plug and Play Tech Center, hat in den vergangenen fünf Jahren 102 Startups betreut, von denen noch 77 existieren, wie Jörg Rheinboldt, der Leiter des Programms, sagte. Darunter ist etwa die Online-Bank N26. Im Dezember 2017 hatte der Verlag bekanntgegeben, dass er bei seinen Startup-Aktivitäten künftig mit dem Sportwagenhersteller Porsche kooperieren will. Einen Namen hat der neue Accelerator, der im März seine Arbeit aufnehmen soll, noch nicht.

Bei weniger als zehn habe es sich bislang um Medienstartups gehandelt. Das soll sich jetzt ändern: „Wir wollen aus Berlin heraus Medienstartups entwickeln.“ Eine Konkurrenz zum Next Media Accelerator in Hamburg sieht er nicht – im Gegenteil: „Wir reden viel miteinander“. Die Gründer erhalten für das dreimonatige Accelerator-Programm ein Startkapital von 25.000 Euro, Bürofläche und Kontakt zu Mentoren.

Bild: AXEL SPRINGER / Dominik Tryna
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