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Sieht aus wie ein Einhorn, ist aber keins

Es ist der Traum der meisten Gründer: Sie wollen das eigene Startup so groß machen wie ein Einhorn – also ein Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Etwa 200 dieser gehypten jungen Firmen gibt es weltweit.

Der Unternehmenswert basiert darauf, dass Investoren Anteile an der Firma für viel Geld gekauft haben. Anhand der Anteile, die für einen bestimmten Preis ihren Besitzer wechseln, kann man auf den Gesamtwert der Firma schließen. Doch wie lässt sich die hohe Unternehmensbewertung bei manchem Startup rechtfertigen?

Das wollten Wissenschaftler der Universitäten von British Columbia und Stanford wissen. In einer Studie, über die Bloomberg hier berichtet, sind sie zu einem überraschenden Schluss gekommen. Sie untersuchten 116 der vermeintlichen Einhörner, die nach 1994 gegründet wurden. Im Ergebnis hätten sich etwa die Hälfte nicht als Einhorn bezeichnen dürfen, da ihr eigentlicher Unternehmenswert weniger als eine Milliarde Dollar beträgt – doch mit diversen Tricks haben die Unternehmen die Zahl künstlich nach oben getrieben. 

Mehrere Maschen sind den Forschern aufgefallen. Zum einen sichern sich manche Investoren gegen einen Kursverfall bei einem potenziellen Börsengang ab. Sie lassen sich zusätzliche Aktienpakete zusichern, die allerdings nicht in der früheren Berechnung des Unternehmenswerts eingeflossen sind. Faktisch erhalten sie also die Möglichkeit, mehr Anteil für das gleiche Geld zu bekommen, sollte das Unternehmen die Erwartungen nicht erfüllen.

Dasselbe Prinzip wird oft im Fall einer Liquidation angewendet. Hier sichern sich einige Investoren eine Mindestauszahlung zu – diese Vereinbarungen lassen Startups bei den Berechnungen ihres Werts aber gerne außen vor, um wertvoller zu erscheinen als sie sind.

Laut den Wissenschaftlern, die für die Studie zuständig sind, kann man allein mit dieser Methode den Unternehmenswert um bis zu 94 Prozent künstlich erhöhen. Das Kalkül der Investoren: Je mehr Wert dem Unternehmen in der Öffentlichkeit zugeschrieben wird, umso attraktiver erscheint es für weitere Geldgeber – nicht zuletzt bei einem IPO. Hier kassieren die frühen Investoren dann ordentlich ab, auch wenn die Firma den zugesagten Wert niemals wert war. Und die Aktionäre bekommen das dann zu spüren. 

Bild: Getty Images / paula sierra