Zwei der Soccerwatch-Gründer: Georg Moser (links) und Jan Taube mit einer ihrer Kameras

Was bei der Bundesliga oder der Fußball-Weltmeisterschaft normal ist, soll auch in der Kreisliga bald geläufig sein: das Lieblingsteam vom Sofa aus anfeuern. Jedenfalls, wenn es nach Georg Moser und Jan Taube aus Essen im Ruhrgebiet geht. Denn die beiden Gründer haben mit Soccerwatch.tv eine Streaming-Plattform gestartet, auf der die Amateur-Spiele der unteren Fußballligen zu sehen sein sollen.

Mit einer in einigen Metern Höhe befestigten Kamera, die 180-Grad-Aufnahmen vom Spielfeld zusammenstellt, wird das Spielgeschehen aufgenommen, erklärt Mitgründer Jan Taube im Gespräch mit Gründerszene. Die Kameraführung beruhe auf einem Algorithmus, der trainiert wurde, „wie ein Mensch zu filmen“. Die daraus entstehenden Bilder der sich automatisch ein- und ausschaltenden Kamera werden live übertragen und sind für Zuschauer auf der Seite des Startups abrufbar. „Der Kerngedanke war mal, die Spieler und die Familien zu erreichen“, so Taube. „Mittlerweile nutzen uns Trainer zur Analyse, besondere Highlights werden auf Social Media geteilt.“

Führt das Streaming zu leeren Pommesbuden?

Für die Vereine der Regional- bis Kreisliga ist die Zusammenarbeit einfach, die Kamera wird von Mitarbeitern des Startups vor Ort installiert. Der Klub zahlt eine monatliche Gebühr von knapp neun Euro, erhält jedoch die Hälfte der Werbeeinnahmen, die Soccerwatch für die während des Streams eingeblendete Werbung erhält. Das Startup selbst, an das der Verein die Rechte für die Aufnahmen des Spiels abtritt, will zusätzlich durch den Verkauf von Videos Geld verdienen. So könne man etwa Zusammenschnitte für die Berichterstattung an Verlage und ihre Zeitungen verkaufen, sagt Taube, der das Unternehmen gemeinsam mit Georg Moser, Jonathan Overhoff und Bernd Holarek Anfang 2017 gründete.

Bisher haben die Gründer 40 Kameras installiert und befinden sich in einer Probephase. Bis Mitte 2018 sollen 500 Kameras im Einsatz sein. Das Interesse der Vereine sei groß, doch es gebe auch Zweifel. „Der Hauptkritikpunkt war, dass dann niemand mehr zum Spiel kommt und die Pommesbude leer bleibt“, erzählt Taube. „Wir glauben aber: Je präsenter der Verein ist, desto mehr bindet er die Fans.“

Kein Kinderspiel

Doch was ist, wenn jemand nicht gefilmt werden will? Bei den Spielen stehe ein Hinweis, dass aufgenommen werde, so der Mitgründer. Das sei die Pflicht der Klubs, da das Spiel auf ihrem Grund stattfinde. Die Kamera schalte sich nur ein, wenn der eingespeicherte Spielplan es vorgebe. Spiele von Kindern will das Startup nicht aufnehmen oder übertragen: „Wir möchten die Konfrontation mit den Eltern vermeiden, die nicht möchten, dass ihr Kind gefilmt wird.“ 

Soccerwatch ist nicht das erste Unternehmen, das so den Amateur-Sport ins Netz holen will. Der Wettbewerber Sporttotal bekam vor Kurzem Unterstützung vom Fußballverband DFB. Wie wollen die Essener sich gegen den Verband durchsetzen? Taube gibt sich zuversichtlich: Seine Technologie sei leicht zu installieren und böte den Vereinen Umsatzbeteiligungen an. Man sei zudem im Gespräch mit dem DFB, um „das Angebot auf mehrere Schultern zu verteilen.“ Der Gründer glaubt: „Der DFB ist sicher auch daran interessiert, dass Amateursport populärer wird.“

Unterstützung hat Soccerwatch bereits bekommen. Zum einen arbeitet das Jungunternehmen mit dem Mobilfunkanbieter Vodafone für die Übertragung zusammen. Zum anderen hat das IT-Unternehmen Adesso im April dieses Jahres eine einstellige Millionensumme in Soccerwatch gesteckt.

15 aufstrebende Startups aus dem Pott

Bild: Soccerwatch.tv