Die Falcon-Heavy-Rakete von SpaceX (l.) brachte auch einen Tesla-Roadster (r.) ins All.

Niemand wollte hören, dass es schiefgehen konnte. Kurz vor dem Start der Schwerlastrakete Falcon Heavy am Dienstag in Florida erklärten die TV-Moderatoren des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX immer wieder, dass es sich um einen Testflug handelt. Ein Premierenflug einer neuen Rakete könne auch scheitern, hieß es.

Zum Start erklang „Space Oddity“ von David Bowie, und die Falcon Heavy hob ab. Die jungen SpaceX-Mitarbeiter jubelten nach dem Abheben der 70 Meter hohen und 1420 Tonnen schweren Rakete vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida. Die Mission wurde zum neuen Höhepunkt für SpaceX, für den Milliardär und Technikunternehmer Elon Musk und die US-Raumfahrt. Beinahe alles klappte nach Drehbuch.

SpaceX baut jetzt die schubstärkste Rakete, weitgehend wiederverwendbar – 45 Jahre nach dem Ausmustern der Wegwerfrakete Saturn V.

Am Lenkrad sitzt der Spaceman

Der Technikvisionär Musk nutzt den Erstflug seiner Falcon-Heavy-Rakete auch für seine Science-Fiction-Fantasien – und für clevere Werbung. So macht er die Mission seiner Falcon Heavy auch zur riesigen Werbeshow für seine Elektroautofirma Tesla.

Er packte einen auf Weltraumtauglichkeit getrimmten roten Tesla-Sportwagen in die Raketenspitze. Hinter dem Lenkrad sitzt angeschnallt „Starman“, ein Dummy in einem Raumanzug, eine Hand am Steuer. Auf dem Armaturenbrett steht in Großbuchstaben „Don’t Panic“ – Keine Panik. Eine in Anspielung auf Douglas Adams Kultbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“, das der 46-jährige Milliardär in seiner Kindheit gerne las.

Musk hat zudem die Idee, Livebilder aus dem All vom roten Auto samt Starman zu senden. Ab und zu taucht dabei als Hintergrund der blaue Planet Erde auf. Es sind einmalige Aufnahmen.

Zum Vergleich: Die Europäer schaffen es seit Jahrzehnten nicht, Livebilder aus ihrer Schwerlastrakete Ariane 5 beim Start zu senden. Wie lange genau es noch Livebilder vom roten Tesla aus dem All gibt, ist nicht bekannt. Die Batterien würden etwa zwölf Stunden den Strom liefern, sagt Musk.

Digitale Datenbank mit dem Menschheitswissen

Dabei soll das Tesla-Auto samt Starman ohnehin nicht längere Zeit um die Erde kreisen, sondern die Erdanziehung verlassen und sich mit Fluchtgeschwindigkeit aus dem Schwerefeld der Erde auf eine Reise um die Sonne begeben und später auch am Mars vorbeifliegen.

Es ist eine schier unendliche Reise. Musk spricht von „Millionen über Millionen Jahre“, und so packte er in das Auto nicht nur eine Plakette mit den Namen aller rund 6000 Mitarbeiter von SpaceX, sondern auch eine digitale Datenbank über das Wissen der Menschheit. Auf Elektronikbauteile im Auto ließ er die Botschaft „Gefertigt auf der Erde von Menschen“ aufdrucken – falls das jemals ein Außerirdischer lesen und verstehen sollte.

Zu den großen Erfolgen des Premierenfluges gehört, dass die zwei seitlichen Raketen wie geplant nach der Abtrennung von der mittleren Stufe im Weltraum umkehrten und zum Startplatz zurückgeflogen sind. Sie landeten praktisch gleichzeitig senkrecht in der Nähe der Startplattform und können jetzt wiederverwendet werden.

Musk plant noch größere Raketen

Die Manöver erinnern fast an eine Raketen-Choregrafie. Der einzige Schönheitsfehler der Mission ist, dass die Landung der mittleren Startstufe auf einer Meeresplattform 340 Kilometer vor der Küste Floridas nicht klappte. Offensichtlich versagten Bremsmanöver der Triebwerke, und die Stufe schlug mit hoher Geschwindigkeit auf dem Meer auf und wurde weitgehend zerstört.

Musk machte bereits vor dem Start der Falcon-Heavy-Mission deutlich, dass er noch ambitioniertere Pläne hat – mit noch größeren Raketen. Dabei räumt er ein, dass er schon drei Mal davor stand, das um grob fünf Jahre verspätete Falcon-Heavy-Programm zu stoppen, das schätzungsweise 500 Millionen Dollar kostete. Nunmehr hält er bemannte Flüge mit der Rakete noch in diesem Jahr für möglich.

Die noch größere Rakete von SpaceX trägt das Kürzel BFR als Umschreibung für Big Falcon Rocket oder auch Big Fucking Rocket für Missionen in die Tiefe des Weltraums. Auf einer Pressekonferenz nach dem Flug sagt der Technikunternehmer: „Wir wollen ein neues Weltraumrennen. Weltraumrennen sind aufregend.“

Glückwünsche zum Erfolg der jüngsten Mission hat er schon erhalten – vom Konkurrenten Jeff Bezos, dem Amazon-Gründer, der auch große Raketenpläne verfolgt, sowie vom Boeing-Chef Dennis Muilenburg. Er teilte mit, dass Boeing auch bald Menschen zum Mars schicken will. Den roten Planeten will auch Musk besiedeln.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Getty Images / Jim Watson / Tesla / Gründerszene