Spotify-Gründer Martin Lorentzon und Daniel Ek

Europas größter Musikstreaming-Dienst Spotify will es nicht bei Musik belassen. Die Plattform integriert verschiedene Videostreams und will zur zentralen Medien-App aller Musikfans werden. Bei einer Präsentation in New York erläuterte CEO Daniel Ek die Neuheiten.

Künftig will Spotify sich an den Tagesablauf seiner Nutzer anpassen und zu jeder Aktivität die passende Musik finden. „Wir haben jetzt schon Poweruser, die uns 16 Stunden am Tag nutzen“, sagte Ek. Spotify wolle seinen Nutzern den „Soundtrack für ihr Leben“ liefern. So soll der Dienst beispielsweise lernen, welche Art von Musik die Nutzer gerne beim Joggen hören – dazu soll Spotify sich bei der Musikwahl sogar an die Geschwindigkeit beim Laufen anpassen.

Darüber hinaus will Spotify künftig neben Musik auch Videoinhalte anbieten. Dazu hat das Unternehmen Partnerverträge mit einigen vor allem in den USA beliebten Videoformaten abgeschlossen – darunter die Videonachrichten des Magazins „Vice“, der Comedykanal Comedy Central, der britische Nachrichtensender BBC, der Musiksender MTV und der Computerspiele-Live-Kanal Twit.

Deutsche Partner sind unter anderem Deutschlandradio, der Bayerische Rundfunk und das YouTube-Netzwerk Mediakraft. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender stellen dem Musikstreaming-Dienst Podcasts zur Verfügung, die sie jetzt schon produzieren. Spotify zahlt für die Inhalte auf der Plattform.

Die neuen Funktionen werden zunächst nur in Großbritannien, den USA, Deutschland und Schweden eingeführt und ab heute nach und nach ausgerollt.

Marktführer in Deutschland

Spotify gehört zu den weltweit größten Angeboten im Bereich des Musikstreamings über das Internet. In Deutschland ist das schwedische Unternehmen klarer Marktführer – es gibt nur wenige Konkurrenten wie Deezer. Die Lieder werden dabei nicht heruntergeladen, sondern live über das Internet abgerufen. Eine halbwegs schnelle Internetverbindung ist also Voraussetzung. Die Kunden zahlen nicht pro abgerufenem Song, sondern schließen ein pauschales Abonnement für den Zugriff auf alle Songs im Spotify-Sortiment ab.

Der Dienst konnte die Umsätze zuletzt weiter steigern, baute die Verluste dabei aber noch schneller aus: Im Jahresvergleich stiegen die Umsätze um 45 Prozent, die Verluste weiteten sich um 289 Prozent aus. Das Streaming-Geschäft mit Musik benötigt nicht nur viele Server und Internetbandbreite, sondern vor allem auch teure Lizenzrechte für die Musik.

Am Mittwoch hatte das Blog „The Verge“ einen bisher geheimen Vertrag zwischen Spotify und Sony Music öffentlich gemacht. Demnach hat der Dienst alleine Sony bis zu 42,5 Millionen Dollar im Voraus bezahlt, um einen Zwei-Jahres-Vertrag für die USA und Kanada mit Sony Music abzuschließen. Daneben musste Spotify auch Firmenanteile abgeben und kostenlose Werbeflächen für Sony zur Verfügung stellen. Tantiemen fließen außerdem. Ein Großteil der kommerziell erfolgreichen Musik teilt sich heute auf nur noch vier Musiklabels auf: Sony Music, Universal Music Group, EMI und Warner Music Group.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Welt.

Bild: Spotify