Staramba-CEO Christian Daudert: „Lady Gaga wollte nicht. Wir sollten zuerst ihren Hund einscannen“

„Helene Fischer hat einfach keine Ecken und Kanten“, sagt Christian Daudert und lächelt gequält, „sehr schöne Frau, aber schwierig, sehr schwierig“. Sein Startup Staramba entwickelt Ganzkörper-Scanner und fertigt Figuren von lebenden Menschen. Das Gemisch aus Gips, Plastik und Farbpigmenten wird beim Druck verschmolzen und in Sekundenkleber gehärtet. Damit Kunden sich oder ihre Stars wiedererkennen, müssen die Figuren möglichst detailgetreu sein. „Barthaare, Augenfarbe, kleiner Pickel – das muss alles stimmen“, sagt Daudert. Die kleine Helene-Fischer-Figur hat aber weder Bartstoppel noch Pickel. Und so richtig sieht sie noch nicht wie das Original aus. Daudert ist nicht zufrieden.

DAS GRÜNDERSZENE-RANKING

Wir küren in diesem Jahr erneut die am schnellsten wachsenden Digitalunternehmen Deutschlands. Es werden die 50 Firmen mit dem höchsten Umsatzwachstum (CAGR) ausgezeichnet. Grundlage ist der Umsatz der Jahre 2014 bis 2016. Unser gesamtes Ranking-Magazin könnt Ihr hier herunterladen.

7000 Personen in der Datenbank

Neben der Schlagersängerin hat auch schon Usain Bolt für das Berliner Startup posiert. Genau wie Manuel Neuer, Sido und ein ganzes Regiment von US-amerikanischen Wrestling-Stars. Figuren von Elvis, Papst Franziskus, Hulk und dem Hund von Lady Gaga zieren die Büroregale bei Staramba. 7.000 Menschen hat das Startup bereits in seiner Datenbank gespeichert. Wer sich vermessen lassen will, muss in eine wabenförmige Kammer: gleißendes Licht, weiße Wände, zwei Schritt im Durchmesser. 85 EOS-1300-Kameras starren von allen Seiten. Tote Winkel gibt es nicht, hier wird jeder Zentimeter unbarmherzig eingefangen. „Wir messen bis auf einen Millimeter genau“, sagt Daudert. Darauf ist er stolz.

Dabei hatte Christian Daudert ursprünglich wenig mit Milli­meterarbeit, Helene Fischer oder Gips-Polymere-Gemischen zu tun. Vor seiner Zeit als Gründer arbeitete Daudert als Vermögensverwalter und betreute Ex-Fußballer wie Fredi Bobic, Hasan „Brazzo“ Salihamidžić, Marko Rehmer oder Oliver Neuville. Bis er beschloss, selbst ein Startup aufzubauen.

Ursprünglich sei der Plan nur gewesen, 3D-Figuren von Sportlern zu produzieren. Doch weil die Sänger von Linkin Park von dem Produkt erfuhren und so begeistert gewesen seien, habe er das Repertoire erweitert, erzählt Daudert. Später folgten Verträge mit dem FC Bayern und Real Madrid. Seine liebsten Figuren seien Wrestler, erzählt Daudert. „Die haben alle etwas Einzigartiges: super grell und bunt, verrückte Frisuren.“

Umsatzwachstum mit digitalen Scans 

Trotzdem: Das eigentliche Geschäft findet für Staramba längst woanders statt. „Das Figurengeschäft wächst, aber die digitalen Anwendungen wachsen viel schneller“, analysiert der CEO. Gerade noch zehn Prozent des Umsatzes des Geschäfts entfallen heute auf ausgedruckte Figuren. 45 Prozent des Umsatzes macht der Verkauf der rein digitalen Scans aus, 45 Prozent der Verkauf der Scanner selber. 79.000 Euro kostet das Stück. „Unsere digitalen Avatare werden beispielsweise in Fußball-Videospielen eingesetzt“, so Daudert.

Daneben konzentriert sich Staramaba auf Virtual Reality im sozialen Bereich: „Wenn du zum Beispiel den Avatar eines Stars treffen, mit ihm reden, mit ihm Fußball spielen willst“, erklärt Daudert. „Wir denken dabei international: Lady Gaga und Justin Bieber zum Beispiel.“ Deutsche Stars sind die Ausnahme – zu wenige Fans, zu wenig Rendite.

Bisher kann Staramba auf ein eindrucksvolles Wachstum zurückblicken: 2014 wurde das Startup gegründet. Innerhalb von zwei Monaten verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl auf 20. Heute arbeiten 70 Game- und VR-Designer, 3D-Artisten und Animatoren für das Startup. 2016 machte Staramba einen Umsatz von zwei Millionen Euro. „Dieses Jahr soll es das Achtfache werden“, so Daudert. „Wir haben gigantische Wachstumsraten.“

Platz: 41

Wachstumsrate: 108%

Gründungsjahr: 2014

Kategorie: Dienstleistung / Analyse

Website: www.staramba.com

Laut Unternehmensangaben hat das Startup seinen Break Even im ersten Halbjahr 2017 erreicht. Wichtigster Markt seien die USA. Nicht zu unterschätzen sei aber China, so der Staramba-CEO. Demnächst soll der erste chinesische Fußballstar eingescannt werden. Trotz des starken Wachstums hat Staramba bisher kein Risikokapital eingesammelt. Stattdessen ging Staramba schon ein Jahr nach Gründung an die Börse. „Wir konnten das Wachstum dort schneller finanzieren“, sagt Daudert. „Venture Capital wird modisch investiert: mal Fintechs, mal künstliche Intelligenz, mal Big Data. Bisher traut sich kaum ein VC an VR heran.“ An der Börse sei das leichter gewesen.

Obwohl Daudert zufrieden auf das Geschäft und das Wachstum blickt, schaut er argwöhnisch auf die technischen Innovationen und Wettbewerber, die täglich drohen, das Geschäftsmodell zu untergraben. „Das Geschäft ist kein Selbstläufer“, sagt Daudert, „wir müssen hellwach sein.“

Bild: Chris Marxen | Headshots-Berlin.de