„Den perfekten Co-Founder zu finden ist wie eine gute Ehe zu schließen“, sagt Sarah Hoffmann. Beim Berliner Company Builder Hitfox ist sie die HR-Chefin. Und ihrer Erfahrung nach ist es so: Oft sucht man lange, manchmal ergibt es sich ganz zufällig. Hat man einen Partner gefunden, legt man all seine Hoffnungen und Wünsche in die gemeinsame Zukunft und versucht Probleme gemeinsam zu meistern. Also alles wie in einer funktionierenden Ehe.

Wie man den perfekten Mitgründer findet, dieser Frage stellten sich am Dienstag neben Sarah Hoffmann die Gründer von Fast Forward Imaging, Founderio, DaWanda, Machtfit und Blinkist. Zusammengestellt hatte die Runde das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft im Rahmen der Reihe Startup Clinics Talks.

Martin Wrobel, Doktorand am Institut, erläuterte in einem Input-Referat die verschiedenen Möglichkeiten, Mitgründer zu finden: Da gebe es Familienmitglieder, Freunde und Kommilitonen. Dazu das eigene Netzwerk, bestehend aus Bekannten und Leuten, die man entfernt kennt. Sollte man in diesen beiden Kreisen niemanden finden, bliebe immer noch die Möglichkeit, mit einer fremden Person zu gründen. Dafür gebe es verschiedene Onlineportale, die Gründer mit potenziellen Co-Foundern zusammenbringen. Founderio zum Beispiel, Gründer Christoph Baier saß passenderweise auch auf dem Podium.

Wrobel schränkte aber auch ein: „Bevor man überhaupt anfängt einen Co-Founder zu suchen, sollte man erst einmal für sich selber klären, ob man wirklich einen Co-Founder braucht. Wenn ich genügend Ressourcen zur Verfügung habe und eigentlich lieber selbst bestimme, kann eine Alleingründung die bessere Option sein.“

Dabei ist der Alleingründer eher eine seltene Spezies, häufiger sind Zweier- und Dreierkombinationen. Was auch geht: zu fünft, wie die Jungs von Machtfit. Unterschiedliche Teamgrößen stellen natürlich verschiedene Herausforderungen dar. Wer allein unterwegs ist, geht Konflikten mit den Mitgründern aus dem Weg. Dafür muss er oder sie sich allen Fragen alleine stellen. „Von Freunden und Verwandten kann man kein konstruktives Feedback erwarten“, ist sich der DaWanda-Gründer Michael Pütz sicher.

Pütz selbst hat zu zweit gegründet und empfiehlt dieses Vorgehen. „Wir waren immer ein starkes Team und haben uns immer zusammen gegen die Investoren gestellt, anstatt uns gegenseitig zu blockieren. Dafür muss man allerdings sein Ego zurück stecken.“ Wenn er mit seiner Mitgründerin Claudia Helming doch einmal aneinandergeraten sei, habe immer kühles Bier geholfen.

Für Leute mit größerem Ego könnte die Dreierkombination besser geeignet sein. Unstimmigkeiten werden bei Abstimmungen eindeutig entschieden. Allerdings kann sich der Überstimmte auch schnell ausgeschlossen fühlen, sollten die anderen immer gegen ihn stimmen. Für wen Streit Teil des kreativen Prozesses ist, bietet sich dieses Vorgehen an.

Bleibt noch die Variante als Gruppe zu gründen. Mehrere Meinungen bilden in Diskussionen oft besser alle Eventualitäten ab. Und, Obacht: Bei einer geraden Anzahl an Gründern kann es bei Abstimmungen schon mal zum Patt kommen.

Wie muss der perfekte Co-Founder beschaffen sein? Es empfiehlt sich, so die Runde, Mitgründer an Bord zu holen, die komplementäre Kernkompetenzen mitbringen. Eine typische Kombination wäre ein Techie und ein BWLer. Neben der Größe und den Kompetenzen des Gründerteams sind auch die bereits gemachten Erfahrungen wichtig. Beim Inkubator Hitfox, der stellvertretend für seine Gründer Gründungspartner sucht, sind erste Erfahrungen in der Selbstgründung Grundvoraussetzung. Ein frischgebacker Uniabsolvent kommt für HR-Frau Sarah Hoffmann nicht infrage.

Etwas anders sieht das DaWanda-Gründer Pütz: „Erste Erfahrungen in der Startup-Welt sind sicher ein Vorteil, doch das wichtigste, das allerwichtigste ist: ein gutes Bauchgefühl und die Begeisterung am Projekt. Wenn man die nicht spürt, ist es nicht der richtige Partner.“

Noch ein Punkt von Blinkist-Gründer Sebastian Klein: Man solle darauf achten, dieselben Werte zu teilen. „Haben wir beispielsweise fundamental unterschiedliche Ansätze im Führungsstil oder im Kundenumgang, sollte man lieber nicht zusammen gründen.“

Ob es wirklich passt, sehe man ohnehin erst bei der ersten Krise, sagt Pütz. Christoph Baier vom Mitgründer-Vermittler Founderio empfiehlt daher seinen Kunden, gemeinsam in den Urlaub zu fahren. So lerne man die Stärken, vor allem aber die Schwächen des anderen am besten kennen. Wie in einer guten Ehe eben.

Bild: Startup CLinics