Einige der Teilnehmer des ersten Berliner Startup Institutes mit Europa-Direktor Andrew Hoag (Mitte vorne).

Am Donnerstagvormittag lud das Startup Institute zur Talent Expo ins Rainmaking Loft in Berlin. Das aus den USA stammende Format fand damit  erstmalig in der deutschen Hauptstadt statt. In einem achtwöchigen Programm wurden die 18 teilnehmenden Talente auf den (Wieder-)Einstieg in die Startup-Welt vorbereitet.

Die zwei Hauptprobleme für Startups: Kapital und Talent

Andrew Hoag, Managing Director für Europa, erklärt, was die Idee der Veranstaltung ist und wer dahinter steckt: „Junge, wachsende Unternehmen stehen in ihrer Anfangsphase häufig vor zwei Problemen. Der Bostoner Accelerator TechStars widmet sich einem davon, nämlich der Kapitalbeschaffung. Die zweite bedeutende Schwierigkeit ist der Zugang zu den richtigen Leuten. Hier sahen einige TechStars-Mitarbeiter Nachbesserungsbedarf am Markt und brachten das Startup Institute Boston auf den Weg. Hier wird Talenten dabei geholfen, sich auf den Einstieg ins Startup-Business vorzubereiten.“ Nach Boston, Chicago und New York ist Berlin die erste europäische Stadt, in der das Programm etabliert werden soll. „In Sachen Startups ist Berlin einfach ein toller Standort“, so Hoag.

Um an dem achtwöchigen Kurs teilzunehmen, musste ein Bewerbungsprozess durchlaufen werden. „Einer von vier Bewerbern hat es ins Programm geschafft. Bei der Auswahl gibt es keine speziellen Kriterien hinsichtlich akademischer Abschlüsse. Es ist viel wichtiger, dass die Kandidaten die richtige Einstellung mitbringen. Dass sie irgendetwas an ihrer bisherigen Arbeitssituation ändern wollen. In dieser Runde hatten wir Teilnehmer, die im Durchschnitt bereits fünf Jahre Berufserfahrung gesammelt haben und mit der Zeit gemerkt haben: Stopp, das geht in die falsche Richtung! Wir suchen nach Machern, die nicht darauf warten, dass man ihnen einen Auftrag erteilt, sondern einfach selbst anpacken und sich mit Freude auf Probleme stürzen und diese lösen wollen“, führt Hoag weiter aus.

„Ich hatte vorher nie etwas vom Startup Institute gehört.“

Sowohl die Backgrounds der Teilnehmer als auch die Erwartungen an den Kurs waren unterschiedlich. „Nach meinem Mathematik-Studium bin ich durch die Welt gereist, jetzt war ich auf der Suche nach einem Job. Ich hatte im Gefühl, dass es schwierig werden würde, einen Einstieg in die Startup-Szene zu schaffen und sah in dem Programm vom Startup Institute den perfekten Übergang“, sagt Giancarlo Kerg aus Luxemburg. Nach dem Kurs möchte er einen Job finden, bei dem er nicht nur Data-bezogene Probleme lösen kann, sondern tatsächlich Einfluss ausüben kann.

Michal Malkiewicz aus Polen hatte vor seiner Bewerbung noch nichts vom Startup Institute gehört. „Ich dachte ehrlich gesagt, es sei ein Unternehmen, bei dem ich mich da als Frontend-Developer bewerbe. Als ich dann zugelassen wurde, habe ich mich auf den Kurs gefreut und damit gerechnet, hier meine Hard Skills in Java Script und jQuery auszubauen.“

Was dann tatsächlich auf die Teilnehmer zukam, war eine Mischung aus theoretischen und praktischen Work Sessions, die sie auf ihrem jeweiligen Gebiet voranbringen sollten. Malkiewicz tobte sich in Product und Design aus, Kerg in Technical Marketing, außerdem gab es die Arbeitsbereiche Web Development und Sales/Account Management.

„Wir trafen und morgens um neun, tauschten uns über neue Ideen aus und starteten dann in den Lernteil, zum Beispiel mit Coding-Lektionen“, beschreibt Ismail Sallami aus der Web-Development-Sparte einen üblichen Tag im Institute. „Zweimal die Woche hatten wir außerdem Gelegenheit, in Unternehmen selbst an Projekten mitzuarbeiten und das Gelernte direkt anzuwenden.“

Überzeugen in 60 Sekunden

Am Ende der zweimonatigen Veranstaltung wartete dann die Talent Expo auf die Teilnehmer. Im Rainmaking Loft kamen Startup-Recruiter und Pressevolk zusammen, um den jeweils einminütigen Pitches der Talente zu lauschen. Wer überzeugte hatte im Anschluss gute Chancen auf ein spontanes Gespräch mit den HR-Managern vor Ort.

Christoph Hahn plant sein eigenes Business und ist dafür selbst auf der Suche nach den richtigen Mitarbeitern. Er empfahl den Anwesenden während seines Pitches: „So, hire them before I do!“ Doch was – außer (im besten Fall) einen Job – konnten die Teilnehmer sonst noch vom Startup Institute mitnehmen?

„Ich konnte mir vorher kaum ein Bild von der Startup-Szene machen. Jetzt habe ich eine Art Landkarte in meinem Kopf und kann ich Zusammenhänge und Verknüpfungen besser verstehen“, sagt zum Beispiel Giancarlo Kerg, der auch nach der Teilnahme am Startup Institute in Berlin bleiben will.

Sallami zeigt sich besonders begeistert von dem Team-Work-Geist, der ihn gepackt hat. „Die Vielfalt der Fähigkeiten hier war sehr ergiebig. Es spielt keine Rolle, ob jemand aus dem Sales- oder BizDev-Bereich kommt, man konnte von jedem etwas lernen!“

Für Malkiewicz besonders wichtig: „In den letzten zwei Monaten habe ich gelernt, wie man netzwerkt. Ich habe erkannt, wie wichtig es ist, sich ein Netzwerk aufzubauen und weiß jetzt mehr darüber, wie man auf Leute zugehen kann.“ Auch er hofft auf eine berufliche Zukunft in Berlin. „Ich fotografiere wahnsinnig gern. Wenn also jemand einen Design-Job anzubieten hat, der irgendwie Fotografie mit beinhaltet und bei dem es um ein bedeutungsvolles Produkt geht – sehr gerne!“

Runde zwei

Die zweite Runde des Berliner Ablegers wird im Herbst (6. Oktober bis 28. November) eingeläutet. Der Bewerbungsprozess läuft bereits. Hier gibt es weitere Informationen zur Teilnahme.

Foto: Startup Institute