Für 22 Euro von Berlin nach Stuttgart – Locomore will ein Preisbrecher sein.

Es ist ein schwieriger Markt, in den sich Locomore wagt. Der Zugverkehr, vor allem im Fernverkehr, wird fast ausschließlich von der Deutschen Bahn beherrscht. Zwar haben sich in einigen lokalen Bereichen private Zugverkehrsanbieter gegen die die Allmacht der Deutschen Bahn durchgesetzt. Das aber meist nur, wenn die Bahn dort Streckennetze aufgegeben oder massiv eingeschränkt hat. Im Fernverkehr hat sich bisher kaum ein Anbeiter durchsetzen können. Dennoch hofft Locomore, dies ändern zu können.

Geplant ist, dass der Zug des Startups einmal täglich zwischen Berlin und Stuttgart verkehrt. Der Fahrpreis für die gesamte Strecke soll bei 22 Euro liegen, was 122 Euro günstiger wäre als der Normalpreis der Deutschen Bahn. So will man auch der Konkurrenz der Fernbusse entgegentreten. Initiator Derek Ladewig verspricht den Reisenden WLAN, Steckdosen am Platz und eine ökologischen Zugbetrieb. Der Strom für die Lokomotiven soll aus regenerativen Energiequellen stammen. Gemietet werden die Züge laut Locomore von einem europäischen Anbieter. Die Nutzung der Strecke erfolgt über die DB Netz AG, eine Tochter der Deutschen Bahn, die knapp 90 Prozent des deutschen Schienennetzes verwaltet. Neben den Einnahmen aus dem Ticketverkauf kommen weitere Umsätze aus dem Bord-Restaurant und weiteren Serviceleistungen. Ab welcher Auslastung des Zuges die Gewinnzone erreicht wird, verriet Locomore nicht.

Das Unternehmen hat Erfahrung mit dem Aufbau neuer Zugverbindungen. 2012 beteiligte es sich zu 17,5 Prozent am Hamburg-Köln-Express (HKX), damals eine neue Fernzug-Verbindung zwischen beiden Städten, die es bis heute gibt. Zwar ist Locomore weiter an dem Projekt beteiligt, laut eigenen Angaben hat man sich aber bereits 2012 personell aus dem HKX-Tagesgeschäft zurückgezogen, da es unterschiedliche Auffassungen in Sachen Strategie gab. Danach wurde es ruhig um das Unternehmen.

2016 soll nun der Neustart erfolgen. Das nötige Geld soll einerseits durch eine Crowdfunding Kampagne auf Startnext erfolgen, andererseits können Investoren das Unternehmen in Form eines verzinsten partiarischen Nachrangdarlehens unterstützen. Dabei wird als Entgelt für die Überlassung des Darlehens ein Anteil am Gewinn oder Umsatz des Unternehmens vereinbart. Doch der Löwenanteil der Einnahmen soll aus dem Ticketverkauf erfolgen. Sollte sich der Einsatz des erstes Zuges lohnen, sind weitere Verbindungen geplant. Darunter zwischen Berlin und Köln.

Bild: Locomore