Berlin bleibt Deutschlands Gründungsmetropole
Berlin bleibt Deutschlands Gründungsmetropole

Die Startups in Deutschland können selten auf Venture Capital setzen – das ist eines der Ergebnisse des Deutschen Startup Monitors 2017. Für die Studie befragten der Bundesverband Deutsche Startups und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG insgesamt 1.837 Startups.

82 Prozent der Startups finanzierten sich bisher aus eigenen Mitteln, so die Studie. Jedes dritte Unternehmen erhielt staatliche Fördermittel oder Kapital von Familie oder Freunden – nur knapp 16 Prozent der Startups konnten auf Venture Capital zurückgreifen, immerhin 20 Prozent auf das Kapital eines Business Angels. Der VC-Anteil ging im Vorjahresvergleich sogar noch um drei Prozent zurück. 

Insgesamt wurden in die für den Deutschen Startup Monitor (DSM) befragten Startups bisher 2,1 Milliarden Euro investiert. Einer Untersuchung der Unternehmensberatung EY zufolge flossen im ersten Halbjahr 2017 1,5 Milliarden Euro allein in Berliner Startups. Damit liegt Berlin im europaweiten Vergleich auf dem zweiten Platz der Investment-Metropolen. Davor platziert sich nur London, in dessen Startups knapp 1,7 Milliarden Euro investiert wurden.

Im Vergleich zu 2016 zogen Berliner Startups 177 Prozent mehr Kapital an.
Im Vergleich zu 2016 zogen Berliner Startups 177 Prozent mehr Kapital an.

Die hohen Summen seien vor allem durch acht große Finanzierungsrunden entstanden, in denen Investoren Unternehmen aus Europa mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hätten, schreibt die Zeitung Die Welt. So bekam etwa Delivery Hero im Mai 2017 387 Millionen Euro von dem südafrikanischen Medienkonzern Naspers.

Politik und Startups: Ein schlechtes Verhältnis

Auffallend schlecht bewerteten die für den DSM befragten deutschen Startups das Verhältnis zwischen jungen Unternehmen und Politik. Mittels Schulnoten konnten die Startups ihre Zufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck bringen. Fast die Hälfte der Startups gab der Politik die Noten Mangelhaft oder Ungenügend, das ist ein noch schlechteres Ergebnis als im Vorjahr.

Was sich Startups von der Politik wünschen, überrascht nicht: weniger Bürokratie, weniger Steuern, mehr Unterstützung bei der Kapitalbeschaffung. Hierbei vertrauen laut DSM die meisten Gründer der Partei FDP, gefolgt von der CDU/CSU und den Grünen. Mit der aktuell diskutierten Jamaika-Regierung müssten sie demzufolge zufrieden sein.

Das Ausland reizt die deutschen Gründer

Laut Studie kommt fast ein Drittel aller Startup-Mitarbeiter aus dem Ausland. Auch hier spiegelt sich die Unzufriedenheit mit der Politik wider: Bürokratie ist laut den Gründern in Deutschland nach wie vor das größte Hindernis bei der Einstellung ausländischer Mitarbeiter, etwa die umständliche Beschaffung von Arbeitsvisa sehen 58 Prozent der Startups als Hürde.

So viele Startups wie nie zuvor wollen in Zukunft ins Ausland expandieren: Rund 83 Prozent der Befragten gaben an, den Fokus auf Internationalisierung setzen zu wollen. Die meisten Gründer reizt das EU-Ausland, aber auch Nordamerika und Asien sind Zielregionen deutscher Startups.

Deutsche Gründer: Jung, gebildet, meist männlich

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Zwar ist der Anteil der Gründerinnen seit 2014 kontinuierlich gestiegen – nach wie vor werden aber nur 14,6 Prozent der Startups von Frauen gegründet. Das Durchschnittsalter der Gründer: 35,3 Jahre, ein Jahr jünger als noch im Vorjahr.

Die deutsche Gründer-Hochschule Nummer Eins ist laut Studie die TU München, 3,2 Prozent der befragten Gründer besuchten sie. Insgesamt haben 81 Prozent der Befragten einen Hochschulabschluss, die meisten von ihnen im Fach BWL oder VWL.

Bild: Getty Images / JOHANNES EISELE / Staff / Bild im Text: EY