Nehmen ihre Aufgabe ernst: Si-Beau-Gründerinnen Valentina Harrendorf und Amber Duettmann (von links)

„Fokussiere dich auf dein Leben – nicht auf das, was du trägst“ lautet das Motto des Berliner Startups Si Beau. Valentina Harrendorf und Amber Duettmann haben den Slogan erdacht. Die Gründerinnen verkaufen in ihrem Onlineshop Hosen, Blazer, Jumpsuits und Röcke für Frauen. Das Besondere: Die Kleidung muss nicht zwingend in die Reinigung und knittert nicht. Außerdem sind alle Materialien, die das Label nutzt, aus natürlichen Fasern hergestellt und dehnbar. Die Trägerin soll in ihrer Mode nicht schwitzen, der Stoff nicht kratzen oder zwicken. Si Beau will Kleidung anbieten, die bequem und trotzdem elegant ist.

Harrendorf und Duettmann haben zwei Trends beobachtet: Erstens sind immer mehr Frauen berufstätig – auch in Führungspositionen und in bislang männerdominierten Unternehmen wie Beratungen, Banken und Kanzleien. Zweitens wollen sie trotz Job möglichst viel Freizeit und Flexibilität behalten. Die optimale Work-Life-Balance ist ihr Ziel. Nach Feierabend am Bügelbrett stehen oder regelmäßig zur Reinigung rennen? Dafür bleibt in ihrem Alltag keine Zeit.

„Ich habe etliche Stunden im Büro verbracht“

Wie das Statische Bundesamt ermittelt hat, waren 2007 rund 69 Prozent der Frauen berufstätig, 2017 schon 74 Prozent – Tendenz steigend. Es mögen zwar mehr Frauen arbeiten, doch Business-Mode wird nach wie vor für Männer entworfen. Konservative Hersteller wie Hugo Boss fokussieren sich auf ihre männliche Kundschaft, bekannte Anzuglabels haben oft nicht einmal einen Blazer für Frauen im Sortiment.

Nun übernehmen Startups, meist geführt von Frauen, den Markt. Neben Si Beau haben Ivy & Oak, Hedoine, Maison Baum oder Strong Cosmetics die vielbeschäftigte Frau als Zielgruppe. Ivy & Oak fokussiert sich auf Mode für die unterschiedlichsten Anlässe im Alltag der Kundinnen – beispielsweise Konferenzen, Abendessen mit Geschäftspartnern, aber auch Abendveranstaltungen und Hochzeiten. Das Unternehmen setzte 2018 zehn Millionen Euro um. Im vergangenen Jahr wuchs Ivy & Oak weiter, aktuelle Zahlen möchte Gründerin Caroline Gentz auf Nachfrage von Gründerszene nicht nennen. 

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Die deutschen Unternehmerinnen Anna Rauch und Alexandra Tymann verkaufen mit ihrem Startup Hedoine von London aus Strumpfhosen, die keine Laufmaschen ziehen sollen. Maison Baum setzt auf bequeme Highheels mit einem neuartig konstruierten Fußbett. Und die die Firma Strong Cosmetics von Jennifer Lapidakis, die unter anderem von Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer ein Investment bekommen hat, stellt Make-Up her, das auch beim Schwitzen hält. Gardoré, ein Startup das ebenfalls Businessmode verkauft, wurde unlängst an das Otto-Unternehmen About You verkauft. 

Kundinnen kaufen im Schnitt für 285 Euro ein

Si-Beau-Gründerin Amber Duettmann zählt sich selbst zu ihrer Zielgruppe. Rund drei Jahre war sie bei der Unternehmensberatung Bain, saß mehrmals die Woche im Flugzeug und arbeitete bis in die Abendstunden. Ein Outfit aus Pumps und Hosenanzug oder Kostüm sei dabei Pflicht gewesen. „Ich habe zwar die meisten Stunden meines Tages im Büro verbracht, besaß aber kaum Kleidung dafür“, erzählt Duettmann beim Treffen mit Gründerszene. „Ich habe keine coolen Sachen gefunden und mich nie richtig wohlgefühlt in meinem Outfit.“ 

Auf einer Feier in ihrer Heimatstadt Hamburg erzählte sie Valentina Harrendorf, damals die Freundin einer Freundin, von ihrem Problem. Harrendorf, ausgebildete Maßschneidermeisterin, sah eine Marktlücke und fing an, die ersten Modelle zu entwerfen. Heute ist der Bestseller der von ihr designte Jumpsuit „Hypatia“ für 199 Euro. Dieser Einteiler sei formell genug fürs Büro, aber auch für ein Abendessen mit Freunden geeignet, sagen die Gründerinnen. „Desk-to-Dinner“ nennen sie das.

 

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Weit entfernt vom Millionenumsatz

Seit dem Start im Oktober 2018 hat Si Beau nach eigenen Angaben 100.000 Euro erwirtschaftet. Von den Millionenumsätzen, die beispielsweise Ivy & Oak vorweisen kann, liegen die Gründerinnen weit entfernt. Zufrieden mit dem Ergebnis sind Harrendorf und Duettmann dennoch, schließlich haben sie nach eigener Aussage bisher keinen Cent in Marketing investiert. Die Kundinnen seien über die eigenen Social-Media-Kanäle, Erwähnungen in internen Newslettern von McKinsey oder Bain sowie über Presseberichte und Empfehlungen von Freunden auf Si Beau aufmerksam geworden, sagen sie. 

Auch die restlichen Zahlen sprechen dafür, dass die Idee der beiden gut ankommt. Gerade einmal 18 Prozent der Kundinnen hätten bisher ihre Ware retourniert, der durchschnittliche Einkaufspreis lag bei 285 Euro – ein großer Warenkorb im Vergleich zu beispielsweise Zalando, wo Kundinnen 2018 für durchschnittlich 61 Euro einkauften. Bisher geht das Konzept, das von zwei Business Angels finanziert wird, offenbar auf. „Es war uns wichtig, dass auch Berufseinsteiger unsere Kleidung kaufen können“, sagt Valentina Harrendorf. 199 Euro für einen Jumpsuit oder 249 Euro für einen Blazer. Die Gründerin meint demnach: Berufseinsteiger in hoch bezahlten Jobs. 

Bild: Si Beau