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Ein Gastbeitrag von Stefan Schwarzgruber, Country Manager DACH beim Entwicklerportal Stack Overflow.

Entwickler sind heiß begehrt – gerade in der Startup-Szene. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sich zwei Drittel der jungen Unternehmen in Deutschland auf den Technologie-Sektor konzentriert. Dementsprechend stellen Entwickler und Software-Experten einen essentiellen Bestandteil der Belegschaft dar. Wie schaffen es also Startups, die richtigen Menschen für ihre Positionen zu finden, diese anzusprechen und am Ende auch einzustellen?

Beim Schreiben einer Stellenanzeige muss man zunächst die Zielgruppe definieren – wen will man ansprechen und was soll diese Person können. Das klingt nach einem allzu einfachen Tipp, aber es ist tatsächlich einer der wichtigste Schritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen Kandidatensuche.

Laut des Deutschland-Reports von Stack Overflow von November 2016 sind nur 1,5 Prozent der deutschen Entwickler arbeitslos. Deshalb haben aller Wahrscheinlichkeit nach die Talente, die man sucht, bereits einen Job – diese passiven Kandidaten suchen aktiv also keine neue Stelle. Die Stellenanzeige ist mehr Elevator-Pitch als Jobangebot.

Für das Unternehmen begeistern: So schreibt man das perfekte Inserat

Der Inhalt des Textes sollte also wohlüberlegt sein, alle Informationen liefern, sprachlich zum Unternehmen passen sowie den Leser überzeugen. Besonders viel Zeit hat man für Überzeugungsarbeit nicht, denn schon der Titel muss das Interesse wecken. Ein Beispiel bietet die Überschrift: „Junior Python Software-Entwickler für Virtual-Reality-Anwendung“. Mit einer knappen Auflistung von Erfahrungslevel, Technologie, Position und Themenschwerpunkt sieht der Bewerber schon auf einen Blick, ob er das Angebot passend findet oder nicht.

Im ersten Teil ist vor allem wichtig, dass der Leser schnell die richtigen Informationen findet: Was sind die Eckdaten, die unbedingten Voraussetzungen an Fertigkeiten und was nur wünschenswerte Pluspunkte? Hier kann man stichpunktartig arbeiten. Weiterhin sollte die Aufgabe klar beschrieben sein und die Verantwortungsbereiche klar abstecken. Geld spielt eine wichtige Rolle – daher sollte das Gehalt auf jeden Fall angegeben werden. Das fördert die Transparenz und hält Bewerber mit zu hohen Gehaltsvorstellungen ab.

Im zweiten Teil wird dann herausgestellt, warum das eigene Unternehmen besonders ist und es sich für Entwickler lohnt, für dieses zu arbeiten. Man muss ein authentisches Bild vom zukünftigen Arbeitsplatz zeichnen und kann gegebenenfalls Links zu Fotos und Blogbeiträgen, Videos und – nach Absprache mit den Personen – LinkedIn-Profilen hinzufügen. So kann sich der Bewerber ein Bild von der Unternehmenskultur und potentiellen Kollegen machen.

Abschließend empfiehlt es sich die zusätzlichen Leistungen aufzuzeigen, die den neuen Mitarbeiter erwarten: Weiterbildungsmaßnahmen, Sportangebot und Tech-Meetups sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die man seinen Mitarbeitern bieten kann.

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Tipp: Ein professioneller Entwickler liest die Anzeige vor der Veröffentlichung durch. Versteht er, was verlangt und geboten wird? Würde er sich selbst auf die Stelle bewerben oder fehlt etwas? Ehrlichkeit zahlt sich an dieser Stelle aus.

Vier Checkpoints vor Veröffentlichung der Anzeige

Bevor die Stellenanzeige online geht, sollten die folgenden Punkte noch einmal überprüft werden:

  • Nicht zu reißerisch. Das Angebot soll begeistern und Lust auf mehr machen. Ein authentisches Unternehmen mit klarer Vision kann sich Marketingfloskeln wie „Frontend-Superstars gesucht!!!“ sparen. Inhaltsleere Phrasen wie „Wir suchen kreative Problemlöser“ nehmen nur Platz weg.
  • Keine Wiederholungen. Das passiert leider schneller als man denkt. Man hat nur wenig Platz und muss diesen unbedingt nutzen.
  • Offen für alternative Bildungswege. Steht in der Stellenanzeige der Satz „Bachelor oder vergleichbarer Abschluss“? Würde man hervorragende Autodidakten wirklich ablehnen? Denn diese könnten davon abgeschreckt werden.
  • Gesucht: Experten. In der Anzeige sollte man einem Entwickler nicht erklären, was ein Entwickler tut. Die konkreten Herausforderungen, Projekte und Arbeitsabläufe im Unternehmen sind interessanter.

So führt man ein Bewerbungsgespräch mit Entwicklern richtig

Bewerbungsgespräche sind immens wichtig, da man die Persönlichkeit und den „Cultural Fit“ eines Kandidaten leicht feststellen kann. 

Vor dem Gespräch dreht sich vor allem vieles um Planung. Teilen Sie dem Bewerber frühzeitig das Datum, Uhrzeit und Ort mit. Auch wer das Gespräch führen wird, ist für die meisten Menschen für solch ein Gespräch sehr wichtig, da sie sich so besser vorbereiten können und zum Beispiel auf Karrierenetzwerken Hintergrundinformationen einholen und sich sachdienliche Fragen überlegen können. Zudem sollte man im Vorfeld Gehaltsvorstellungen abklären, sofern man sie nicht in das Inserat geschrieben hat. So vermeidet man böse Überraschungen, falls die Gehaltsvorstellungen beider Parteien zu weit auseinanderliegen.

Übrigens: Wenn man wirklich einen Traumkandidaten gefunden hat, sollte man auch bei dem Wochentag flexibel sein – es könnte zum Beispiel für Führungskräfte schwierig sein, während der Woche ein paar Stunden freizumachen, um sich vorzustellen. Abhilfe schafft da ein Wochenendtermin oder ein Treffen nach Feierabend.

Während des Bewerbungsgesprächs

Hier zählt vor allem der Eindruck – und zwar in beide Richtungen. Wenn man als Gesprächsführer verspätet und unorganisiert auftritt, schreckt das gute Bewerber ab. Nach einer Studie von Stack Overflow wollen 47 Prozent der Bewerber dem Team vorgestellt werden – Programmierer achten sehr darauf, mit wem sie zusammenarbeiten. Wenn die Bewerber im Laufe des Gesprächs zudem einen Blick auf ihren potenziellen Arbeitsplatz werfen können, werden sie sich automatisch vorstellen, wie es ist, dort zu arbeiten. Aspekte wie Hardware-Ausrüstung und Ausstattung der Räumlichkeiten spielen auch eine wichtige Rolle.

Kurze Fragen zum bisherigen Lebenslauf, zu derzeitigen Projekten und auf welche Technologien der Bewerber stets zurückgreift stecken den Rahmen des Gespräches ab. Konkrete Fragen zum fachlichen Aspekt sollte man beim „Whiteboard Programming“-Test machen – dem Schreiben des Codes von Grund auf. So sieht man, ob der Kandidat die Materie kennt und wie er an Probleme herangeht. Fragen hierzu sind zum Beispiel „Schreiben Sie eine Funktion, die festlegt, ob ein String mit einem Großbuchstaben von A-Z beginnt?“ oder „Welche Leistungseigenschaften hat der von Ihnen geschriebene Algorithmus?“ Der Bewerber soll zeigen, dass er beurteilen kann, was er schreibt.

Weitere geeignete Fragen in einem Bewerbungsgespräch sind zum Beispiel, welche Programmierblogs der Bewerber liest oder was er in letzter Zeit interessantes erfahren hat. Unnötig sind alle Fragen, die den Lebensstil, die privaten Hintergründe betreffen oder Denksportaufgaben. Auch reine Wissensabfrage sind in Zeiten von Suchmaschinen überflüssig.

Nach dem Bewerbungsgespräch

Es ist ratsam, die eigenen Gedanken nach dem Gespräch direkt aufzuschreiben: Was lief gut? Was sollte man bei Bewerbungsgesprächen wiederholen – und was besser sein lassen? Dabei sollte man vor allem die Fragen reflektieren, die zielführend waren und solche, die den Bewerber unnötig in die Bredouille gebracht haben.

Wenn man seine Entscheidung getroffen hat, sollte man diese dem Kandidaten so schnell es geht mitteilen – nichts hinterlässt einen schlechteren Eindruck, als die Kommunikation einfach abzubrechen und den Kandidaten im Dunkeln tappen zu lassen. Eine Zusage ist natürlich hervorragend – doch auch eine freundliche Absage und konstruktives Feedback zum Gespräch werden von vielen dankend angenommen.

Bild: Getty / Yuri_Arcurs