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Steve Wozniak: „Für mich ist Edward Snowden ein Held“

Wenn Steve Wozniak die Bühne betritt, wird es erst laut vor Applaus, dann hört das Publikum zu, leise und konzentriert. Auf der Cebit sitzt der Apple-Mitgründer am Donnerstag auf dem Podium. Er spricht über Apple, Technologie, sein Leben und die Zukunft. Wir haben seine wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Was er heute alles über das Internet macht

Leider nicht so viel, wie er gerne möchte. „Ich kann nicht einmal Filme streamen, dazu ist meine Internet-Verbindung zu langsam.“ Stattdessen lädt er die Filme bei iTunes herunter, um sie später anzusehen.

Wieso sich viele Apple-Produkte in den letzten Jahren so wenig verändert haben

Software ist jetzt das treibende Element, sagt Wozniak, das Design verändere sich wenig – wenn man ein Design gefunden hat, das wirklich funktioniert.

Ist Tim Cook gut für Apple?

Cook sei noch nicht lange genug dabei, um ihn wirklich beurteilen zu können. „Aber er arbeitet hart.“ Wozniak kennt ihn nicht besonders gut, will ihm aber noch mehr Zeit geben, sich zu beweisen.

Ob Apple mit Steve Jobs besser dran wäre

„Das kann niemand sagen.“ Aber der Blick sollte besser in die Zukunft gerichtet werden, Jobs sei nun einmal nicht mehr da.

Wird zu viel von Apple erwartet?

„In der Tech-Community ja. Man kann nur so viel in der gegebenen Zeit erreichen.“ Wirkliche tiefgreifende Neuerungen könne es nicht alle sechs Monate geben. Für den Otto-Normal-Nutzer sei das iPhone aber noch lange die sicherste Wette.

Stichwort Prism: Kann man Apple vertrauen?

„Das weiß ich nicht. Meine erste Vermutung wäre: Es gibt keine Hintertüren.“ Aber bei so vielen Codezeilen könne das niemand mit Bestimmtheit sagen. „Ich glaube, Apple ist das reinste aller Unternehmen.“

Einige Konzerne verschicken aus Angst vor Wirtschaftsspionage wichtige Unterlagen per traditioneller Post. Ist das nicht ein Armutszeugnis für das Internet?

Es könne eine viel sichere Welt geben, wenn die großen Computer-Unternehmen Verschlüsselungsverfahren wie PGP tief in ihre Systeme einbauen würden. „Aber die scheinen das nicht zu wollen.“

Sollte es ein Recht geben, vergessen zu werden, wie es in Europa diskutiert wird?

Wozniak glaubt: Die EU werde wegen dieser Art zu denken bald die Nase vorn haben – vor den USA.

War diese Entwicklung vorherzusagen?

„Wir haben, als wir jung waren, 1984 und A Brave New World gelesen. Und wir haben auch verstanden, worum es ging.“ Aber man könne die Tech-Entwicklung nicht aufhalten. „Es gibt immer mehr technische Möglichkeiten und sie werden genutzt.“

Ist NSA-Whistleblower Snowdon ein Held oder ein Verräter?

„Für mich ist er ein Held. Andere mögen das anders sehen.“ Aber er habe sein Leben dafür eingesetzt, die von der Verfassung garantierte Freiheit der US-Bürger zu verteidigen. „Es ist ja auch nicht nur die NSA. Wir haben noch andere Geheimdienste, bei denen man nun aufatmet und sich freut: Gut, dass es die NSA erwischt hat und nicht uns.“

Ob es in 25 Jahren noch nationale Netze gibt

„Nein, das glaube ich nicht.“ Heute habe man Freunde auf allen Kontinenten. „Das lässt sich nicht zurückdrehen. Das Web wird immer world wide sein.“

Was er in seinem Leben bereut

Eigentlich nichts. „Ich liebe mein Leben, wie es jetzt ist. Ich war bei Big Bang Theory und konnte sehen, wie Fernsehen gemacht wird. Ich reise viel. Ich sitze auf Bühnen. Das alles liebe ich.“

Was ist härter: Ein Unternehmen zu gründen oder zu Dancing with the Stars zu gehen?

„In der Uni war es für mich ganz einfach, Computer zu designen. Es für Apple zu machen, war einfach meinem Hobby nachzugeben.“ Tanzen sei etwas anderes, das sei eine echte Herausforderung gewesen.

Warum er nicht mehr bei Apple ist

Irgendwann sei das Management zu hierarchisch gewornde, aber Woz ist ein Erfinder. Und will am liebsten alles selbst machen.

Welche Technologien sind gerade am interessantesten?

Spracherkennung und Robotics. „Damit man mit mobilen Geräten reden kann“ – und viele unangenehme Tätigkeiten nicht mehr machen müsse.

Wird es bald denkende Maschinen geben?

„Nein. Selbst dem schnellsten Computer fehlt immer noch die notwendige Intuition.“ In einigen Jahrzehnten werde es Maschinen geben, die zumindest so wirken als wären sie lebendig. „Was in 100 Jahren ist? Darüber mache ich mir keine Gedanken.“

Bild: Alex Hofmann