Die Stiftung Warentest war nie ein Freund von Maklern. In der Vergangenheit warnte sie bereits: „Vorsicht vor dem Makler“. Oder schrieb von der „Masche der Makler”. Doch seit dem 1. Juni 2015 ist alles anders auf dem Wohnungsmarkt, denn ein neues Gesetz ist in Kraft getreten. Plötzlich muss der Auftraggeber den Makler bezahlen – und das ist oft der Vermieter.

Diese neue Gesetzeslage hat zahlreiche Startups mit Angeboten auf den Plan gerufen. Sie wollen den Vermietern über Plattformen helfen, die richtigen Mieter für ihre Wohnung zu finden. Kurzum: Sie wollen den Makler überflüssig machen. Auswahl, Besichtigung und sogar die Schlüsselübergabe lassen sich auf digitalem Wege organisieren.

In ihrer Zeitung Finanztest hat sich die Verbraucherorganisation die zahlreichen Angebote angeschaut. Ein Überblick zeigt die wichtigsten Test-Ergebnisse:

  • Bei normalen Wohnungen könnten die Plattformen eine günstige Alternative sein. Bei Luxusimmobilien sei es dagegen ratsam professionelle Makler hinzuziehen. Der Grund: Für die Plattformen würden „nicht nur Profis“ arbeiten, resümiert die Stiftung Warentest. „Mitarbeiter ohne einschlägige Ausbildung verdienen sich ein paar Euro dazu, indem sie Interessenten Wohnungen zeigen oder ein Exposee erstellen“, heißt es in der Zeitung.

  • Ein ausgefallenes Modell bietet Smmove. Dort können Vermieter eine Wunschmiete angeben – und die Interessenten geben nach einem Auktionsmodell einen Mietvorschlag ab. Der Vermieter muss nicht den Höchstbietenden nehmen.

  • Rocket Internet ist mit Vendomo auf dem Markt aktiv. In Berlin gibt es für 499 Euro Festpreis ein Paket von der Vermarktung bis zum Vertragsabschluss, das Vermieter buchen können.

  • Ein besonders genaues Bild, ob ein Mieter auch passt, will die Plattform Homey bieten. Darauf geben Mieter und Vermieter ihre Vorstellungen des jeweils anderen an – automatisch wird dann dem Vermieter ein passender Mieter vorgeschlagen. Das Portal des Startups aus Köln geht allerdings erst in ein paar Wochen online.

  • Bei Faceyourbase und Mietercasting müssen die Mietinteressenten für einige Optionen zahlen, zum Beispiel, wenn sie ein Profilfoto hochladen wollen. Abzocke? Die Stiftung befindet: „Die Beiträge dafür sind aber weit geringer als die Maklercourtage.“

  • Erfolgsabhängige Modelle sind bei Wunderagent und Lifelife erhältlich. Die Plattformen erstatten Vermietern das Geld zurück, wenn kein Mieter gefunden werden kann.

  • Wieder ein anderes Modell stellt Nachmieter.de zur Verfügung. Der Vermieter zahlt dem alten Mieter eine Monatsmiete, wenn dieser über das Portal einen Nachmieter für die Wohnung sucht und findet.

  • Einige Plattformen wie Faceyoubase arbeiten auch mit Maklern zusammen. Im Großraum München koste ein Rundumservice eines Maklers beispielsweise 699 Euro.

Vollständig ist der Test nicht, denn es kommen momentan ständig neue Player auf den Markt. Ein Überblick über die Konditionen der getesteten Plattformen stehen auf der Seite von Finanztest. Im Gegensatz zu vielen anderen Tests rät die Verbraucherorganisation von keinem Angebot explizit ab.

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