Glaubt man den Gerüchten in der Szene, bastelt der Samwer-Inkubator Rocket Internet (www.rocket-internet.de) derzeit an einem Klon der US-amerikanischen Payment-Plattform Stripe (www.stripe.com). Nach Payleven wäre dies bereits die zweite Gründung im Payment-Bereich, die das Rocket-Portfolio nach Mobile-Payment nun auch um Online-Bezahlungen ergänzt.

Stripe Rocket Internet

Stripe – Bezahlungen mit der Kreditkarte

Mit Payleven (www.payleven.de) hat Rocket Internet im Juni dieses Jahres bereits einen Anbieter für mobile Zahlungen ins Leben gerufen, mit dem Nutzer in der Offlinewelt via Handy bezahlen können sollen. Bewahrheiten sich die Gerüchte eines Stripe-Klons durch die Berliner, würde der Samwer-Inkubator damit auch ins reine Onlinegeschäft für Bezahlungen vordringen. Auf Anfrage wollte Rocket-Internet-Geschäftsführer Alexander Kudlich diese Gerüchte nicht kommentieren, doch es gilt als sicher, dass im Hause Samwer ein entsprechendes Stripe-Pendant entsteht.

Stripe – was auf Deutsch mit „Streifen“ übersetzt werden kann – ist ein Payment-Anbieter, der Kreditkartenzahlungen auf Webseiten möglich macht. Der Sales-Pitch von Stripe ist folglich recht simpel: „Stripe makes it easy to start accepting credit cards on the web today.“ Dabei ermöglicht das Unternehmen mit Sitz in San Francisco seinen Nutzern das Sammeln von Kreditkartendaten, ohne dass sensible Details auf den Servern der Nutzer landen würden. Den Anforderungen des Regelwerks im Zahlungsverkehr für die Abwicklung von Kreditkartentransaktionen (Payment Card Industry Data Security Standard oder kurz PCI) muss so nicht durch die Nutzer selbst Rechnung getragen werden, was den Einbindungsprozess massiv erleichtern und damit die Kosten gering halten dürfte.

Insgesamt präsentiert sich Stripe so als sehr technisch getriebenes Unternehmen und verweist auch häufig auf seine Liebe zu Programmcode. Seinen Nutzern nimmt es die notwendigen Kreditkartenprozesse komplett ab und erleichtert damit den Payment-Prozess entsprechend. Dafür verlangt Stripe dem jeweiligen Nutzer eine Gebühr von 2,9 Prozent plus 30 Cents pro erfolgreicher Buchung ab. Stripe berechnet also rein performancegebunden – Gebühren für die Einrichtung, die Nutzung oder Kartenabwicklung fallen hingegen nicht an. Alle sieben Tage werden dann Überweisungen auf das Konto der jeweiligen Nutzer vorgenommen. Zu den (doch recht zahlreichen) Unternehmen, die Stripe bereits einsetzen, zählen unter anderem Foursquare, Twitpic, das Museum of Mordern Art oder FastCompany.

Payment – der Heilige Gral des Internets?

Vielleicht darf Payment sogar als so etwas wie der Heilige Gral in Sachen Internet-Geschäftsmodelle gelten: Das Bezahl-Thema ist ungemein komplex und sehr umkämpft, doch wenn der entsprechende Kniff gefunden und mit guter Umsetzung breit ausgerollt wird, kann das Ganze zu einer Cash-Cow werden. Attraktiv wird Payment dadurch, dass es ein Infrastruktur-Thema ist, bei dem an den Umsätzen anderer mitverdient wird: Je größer die Reichweite, desto besser die Umsätze – Skalierung at its best, wenn man so will.

Und schließlich braucht nahezu jedes Internet-Startup eine Payment-Lösung – insbesondere im E-Commerce-Bereich. Und E-Commerce dürfte zu den Königsdisziplinen im Hause Rocket Internet zählen, rollen die Berliner doch mit Zalando (www.zalando.de, Fashion), Home24 (www.home24.de, Möbel), dem Amazon-Ansatz (Elektro und Medien) sowie Glossybox (www.glossybox.de, Beauty) gleich mehrere E-Commerce-Ansätze weltweit aus. Die Monetarierung eines Stripe-Klons könnte Rocket Internet folglich wohl schon in seinen eigenen Reihen sicherstellen, wobei allerdings eher anzunehmen ist, dass Rockets Stripe-Klon auf den Longtail-Bereich abzielen wird und für die Dickschiffe des Samwer-Portfolios eher zu klein ist.

Wenn Rocket Internet also wirklich an einer Payment-Lösung à la Stripe bastelt, winkt dennoch ein interessantes Ökosystem-Thema, das die Samwers – wohl auch in Vorbereitung ihrer erwarteten Mobile-Offensive – forcieren, um auch an den Bezahlvorgängen selbst mit zu verdienen. In Verbindung mit Payleven werkeln die drei Serien-Gründer also gerade womöglich daran, die gesamte Prozesskette des Onlinekaufs besser zu beherrschen. Besonders wenn vermehrt mobile Applikationen entstehen, könnte dies spannend werden und stellt eigentlich den logischen nächsten Schritt für Rocket Internet dar.

Bildmaterial: Penywise

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