Die eigene Geschäftsidee vor potenziellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet Studentenflohmarkt.de (www.studentenflohmarkt.de).

Studentenflohmarkt.de

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Carlos: Hallo, wir sind Philipp Nolte und Carlos García, Gründer von Studentenflohmarkt.de. Philipp ist der IT-ler und Entwickler im Team; er ist rund um die Uhr für das einwandfreie Funktionieren unserer Plattform und die kontinuierliche Verbesserung der Seite zuständig. Mein Steckenpferd ist Kommunikation und Marketing und ich versuche, möglichst viele Medien und Menschen für Studentenflohmarkt.de zu begeistern. Als Informatiker und BWLer können wir wichtige Kompetenzen und Komponenten im Team abdecken und gemeinsam an strategischen Fragen arbeiten, die uns ermöglichen, das Projekt bestens durchzuführen.

Unterstützung bekommen wir von Franziska und Jana. Franziska liebt Flohmärkte, führt Protokolle, recherchiert und stellt uns die relevanten Informationen bereit, um unsere Plattform voranbringen zu können. Dank ihr behalten wir stets den Überblick über die Ergebnisse unserer Brainstorming-Sessions. Jana sorgt für die nötige energische Ladung im Team. Sie ist sehr kreativ und zielstrebig und ihr Lieblingssatz lautet „Jungs, wir brauchen eine klare Linie und Struktur, damit wir im Dschungel an Ideen nicht den Überblick verlieren“. Alle vier sind wir noch Studenten an der Universität Passau und haben Dr. Achim Dilling, Initiator des Passauer Gründercafés, als Mentor und Berater.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Philipp: Anfang September 2012 war ich auf der Suche nach einem Partner, der mit mir gemeinsam das Problem „Inserieren auf Facebook-Flohmarktgruppen in Passau“ mittels einer richtigen Seite für Studenten lösen wollte. Ich wandte mich in einer E-Mail an Carlos, der bereits eine Facebookseite zum Thema „Second-Hand-Frauenmode“ betreibt und als Veranstalter von Mädelsnachtflohmärkten in Passau aktiv war. Wir vereinbarten ein Treffen und waren von Anfang an von den Ideen und Fähigkeiten des anderen angetan.

Wir hatten festgestellt, dass es in vielen Städten mit mindestens einer Hochschule unzählige Flohmarktgruppen auf Facebook gibt, auf denen Studenten täglich hunderte von Sachen kaufen und verkaufen und dementsprechend ein großes Potential vorhanden sein musste. Als großer Nachtteil für die Nutzer und gleichzeitig als Opportunity für uns erkannten wir jedoch, dass das Inserieren und Suchen auf diesen Plattformen sich als recht mühsam und wenig wirksam gestaltt.

Es gibt keine Suchfunktion und keinerlei Möglichkeit, nach Kategorien zu inserieren. Neue Inserate lassen die anderen immer nach unten verschwinden und das Stöbern wird zum Alptraum. Studentenflohmarkt.de, das als Idee nur für Passau begann, zeigte schnell und eindeutig eine potenzielle Skalierbarkeit. Das Problem, welches unsere Plattform in Passau löst, kann sie auch in allen anderen Uni-Städten Deutschlands lösen. Mittlerweile haben wir sogar fünf österreichische Cities am Bord (Innsbruck, Salzburg, Wien, Graz und Linz).

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Carlos: „Kopf schlägt Kapital“ lautet der Titel eines Buches von Prof. Dr. Günther Faltin. Diesen Satz haben wir zum eigenen Motto gemacht. Philipp und ich sind Gründer der „Das Laboratorium GbR“, und Studentenflohmarkt.de ist ihr erstes großes Projekt. Wir sind eine kreative und innovative Projektwerkstatt, die das Ziel hat, einzigartige Ideen gemeinsam zu generieren und daraus großartige Konzepte zu erarbeiten, die ein eindeutiges Marktpotenzial haben und einen sozialen Beitrag leisten sollen.

Stehen unsere Konzepte fest und zeigen sie eine klare Marktreife und großes Potential auf, so gehen wir auf die Suche nach Investoren, die sich an der Umsetzung eines Projektes finanziell beteiligen möchten. Mit unserem ersten Projekt möchten wir in erster Linie lernen, effizient und zielgerichtet in einem multidisziplinären Team zu arbeiten, ein komplexes Projekt gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu professionell zu steuern sowie wichtige Kontakte im Laufe der gesamten Umsetzung knüpfen, auf die wir später als „Das Laboratorium“ zurückgreifen können.

Philipp wollte schon immer seine eigenen Ideen in der Realität umgesetzt sehen und ich komme aus einer Unternehmerfamilie, in der ich von Kindheit an lernte, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Wie vor unserer Gründung sind wir auch jetzt noch Studenten. Wir haben Praktika in den verschiedensten Bereichen und Unternehmen absolviert und möchten jetzt unser eigenes Ding durchziehen. Wir haben auch schon immer an unseren eigenen kleinen Projekten gebastelt und konnten so manches umsetzen.

Vieles andere ist meistens daran gescheitert, dass wir keine Partner finden konnten, die mindestens genau so enthusiastisch und entschieden waren wie wir, an einem interessanten Konzept zu feilen und dieses als gemeinsames Projekt durchzuführen. Seit Mitte September tüfteln wir täglich nach der Arbeit und den Vorlesungen an unserem Projekt.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Philipp: Nicht nur Studenten, sondern einfach jeder, der mal die schöne alte Stehlampe oder das nostalgische Fahrrad endlich super einfach loswerden möchte, ist bei Studentenflohmarkt.de richtig. Wir haben uns vom legendären Schwarzen Brett inspirieren lassen und den ersten virtuellen Studentenflohmarkt Europas ins Leben gerufen, der das Brett ergänzt und vorteilhafte Lösungen für die Probleme auf Flohmarktgruppen bietet. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche und legen großen Wert auf eine schöne und funktionale Plattform.

Mit schlüssigen Kategorien bietet unsere Seite Studenten bundesweit eine kostenlose und benutzerfreundliche Plattform zum Stöbern und Inserieren. Unser virtueller Studentenflohmarkt hat einen logischen und übersichtlichen Aufbau. Das Suchen und Inserieren kann sowohl auf lokaler als auch auf bundesweiter Ebene stattfinden, und überfüllte Seiten mit tausend verschiedenen Werbeanzeigen und Kategorien haben auf Studentenflohmarkt.de nichts verloren.

Unsere Nutzer können beliebig viele Inserate in alle auf Studentenflohmarkt.de zur Verfügung stehenden Kategorien hochladen und für all ihre Artikel super einfach und schnell mit nur einem Link auf Facebook oder anderen Plattformen werben. Darüber hinaus soll es bald eine PDF-Erzeuger-Funktion geben, damit sie auch je nach Lust und Laune nach der alten Schule vorgehen und mit ihren Inseraten einfach mal andere zuplakatieren können. 😉

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Carlos: Wie bereits am Anfang erwähnt, steht bei Studentenflohmarkt.de das große Dollarzeichen noch nicht im Vordergrund. Als erstes Projekt unserer GbR, dem Laboratorium, soll die Plattform zeigen, wozu wir als multidisziplinäres und kreatives Team fähig sind sowie die Fundamente legen und die Kontakte bringen, auf die wir später zurückgreifen werden. Trotzdem ist die Möglichkeit, mit unserem virtuellen Studentenflohmarkt Geld zu verdienen, keineswegs ausgeschlossen.

Im Jahre 2011 waren in Deutschland insgesamt 2,4 Millionen Studierende immatrikuliert. Das macht zirka 3,5 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Das Potenzial ist also sehr groß und als strategische Zielgruppe sind Studenten für viele Unternehmen besonders interessant und oft schwer zu erreichen.

Drei Beispiele von mindesten zehn, wie wir Geld verdienen können, sind: 1. Möglichst genaues, das heißt zur Suchanfrage oder Kategorie passendes, Schalten von Werbebannern und daher für den Nutzer weder aufdringlich noch uninteressant; 2. Angelpunkt für Recruiting-Maßnahmen von Unternehmen; 3. Ansprechpartner für lokale Unternehmen für das Schalten von Anzeigen zu Sonderaktionen (Restaurants, Modeläden, et cetera). Mehr möchten wir vorerst nicht verraten.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Philipp: Wir beide arbeiten viel parallel zum Studium und das Geld, was andere für Kino, Partys oder Essen in der Mensa ausgeben, fließt in unser Projekt ein. Nicht dass wir es euch nicht gönnen würden. 😉 Einen finanziellen Rückhalt aus anderen Quellen gibt es momentan noch nicht. Hat jemand Lust, uns finanziell zu unterstützen? Wir machen alles selbst und können vorerst die Kosten niedrig halten. Einziger Nachteil ist der Zeitaufwand, wobei das am Anfang einfach dazu gehört und wir mit unserem Projekt gemeinsam wachsen müssen.

Wir sind natürlich auch auf viel PR und Mundpropaganda angewiesen und haben zum Glück gute Freunde, ein tolles Team und viele Unterstützer, die für uns die Sachen günstiger oder sogar kostenlos machen. Beispiele für die tatkräftige Unterstützung von Freunden sind unsere Zeichnungen bei den Kategorien, das Logo und die Zeichnung auf der Startseite. Diese hat ein venezolanischer Künstler und Freund von uns für wenig Geld sehr gerne gemacht.

Unseren Spot hat auch ein guter Freund aus Passau gedreht und bearbeitet und die Musik dazu ist von der Band Charliepapa, auch Freunden von uns. Wir haben zudem einige Studentinnen aus verschiedenen Unis, die sich freiwillig bereit erklärt haben, für Studentenflohmarkt.de die Werbetrommel zu rühren. Fachschaften und Hochschulgruppen werden von uns kontaktiert, für unsere Idee begeistert und dazu animiert, auch mal ein Plakat aufzuhängen oder Flyer auszulegen.

Im Großen und Ganzen haben wir eine mächtige und verstreute Man-and-Girl-Power ;), die sich für unser Projekt interessiert und uns unter die Arme greift, was uns ermöglicht, günstiger wegzukommen. An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an alle unsere Unterstützer!

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Philipp: Programmierer, Finanzexperte, Praktikanten, ein eigenes Büro (bis jetzt arbeiten wir in einer WG und in der Uni), ein Investor, der langfristig denkt, das Potenzial in unserem Team erkennt und auch viel Zukunft in „Das Laboratorium“ sehen kann.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Carlos: Kolumbus! Als er einst zu seinen Neidern sagte: „Wisst Ihr, was der Unterschied zwischen Euch und mir ist?“, antwortete er nach einer kurzen Pause: „Ihr hättet es tun können und ich habe es getan“ (bezogen auf die Entdeckung der neuen Welt). Wir wollen es tun – daran glauben, dass wir unsere Ideen und Träume verwirklichen können und damit erfolgreich sein.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Carlos: Am liebsten würden wir Holger C. Johnson, der sich mit Herz, aber auch mit Erfolg, schon an viele Projekte gewagt hat, zu einem ausgiebigen Gespräch einladen und so an wertvolle Hilfe gelangen.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

In einem Jahr haben wir einen Re-Launch des Studentenflohmarkts vollzogen, neue nützliche Funktionen hinzugefügt und 40 Prozent der Studenten in Deutschland erreicht. Wir sind in unser neues Büro eingezogen, welches mit für Gründer hinreichender Infrastruktur ausgestattet ist. Das Team ist nun zehnköpfig und professionell strukturiert. Das Laboratorium arbeitet bereits an der Umsetzung des zweiten großen Projektes und kann sich auf umfassende Finanzierung stützen.