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Es war ein Urteil, das wehtat. Der Holtzbrinck-Verlag, früherer Besitzer von StudiVZ, hatte seine eigene ehemalige Tochterfirma verklagt. Gleich drei Millionen Euro forderte Holtzbrinck von der StudiVZ-Betreibergesellschaft Poolworks Germany – und bekam im vergangenen Juli vor Gericht Recht.

Schon damals zeichnete sich ab, dass das Urteil bei der Vollstreckung verheerende Auswirkungen auf die VZ-Netzwerke, zu denen auch MeinVZ und das mittlerweile eingestellte SchülerVZ gehören, haben könnte. Der vorsitzende Richter Michael Schwarz selbst vermutete: „Es entsteht der Eindruck, die Beklagte ist nicht richtig zahlungsfähig – sonst laufen solche Beträge gar nicht erst auf“.

Jetzt steht fest: Die Gesellschaft ist zahlungsunfähig. Am Donnerstag hat die Poolworks Germany Ltd, die hinter StudiVZ steht, Insolvenz angemeldet. In einer Mail des Unternehmens heißt es, der Betrieb der Plattformen werde fortgeführt und die Seiten StudiVZ und MeinVZ blieben aktiv. Ziel sei „eine Restrukturierung, der langfristige Erhalt der VZ-Gruppe sowie die Finalisierung der neuen Kernproduktentwicklung“.

Dass StudiVZ Insolvenz anmelden muss, hatte Gründerszene bereits vor einigen Tagen erfahren. Der recht neue Eigentümer der VZ-Betreibergesellschaft Poolworks – eine texanische Investmentgesellschaft namens Momentous Entertainment Group (MEG) – reagierte allerdings schon seit Montag nicht auf Anfragen. Ebenso wenig Agneta Binninger, die zuletzt das Geschäft in Deutschland leitete und Ende 2015 noch in einem Gründerszene-Interview sagte, nach einigen Neuaufstellungen im Unternehmen nun schwarze Zahlen zu schreiben.

Tatsächlich zeigen die öffentlichen Jahresabschlüsse, dass die Poolworks Germany Ltd. ihren Eigentümern am Ende des Jahres 2015 mehr als 45 Millionen Euro schuldete.

Der eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Jesko Stark der Kanzlei GT Restructuring, der Restrukturierungseinheit von Greenberg Traurig, sagte Gründerszene am Freitagvormittag: „Noch ist die Anmeldung ganz frisch, aber nach dem, was ich bisher zu sehen bekommen habe, bin ich zuversichtlich, dass der Betrieb weitergehen kann.“ Im Vordergrund stehe jetzt die Stabilisierung des Geschäfts.

Insolvenzverwalter zeigt sich zuversichtlich

Laut Stark arbeiten derzeit noch sieben Mitarbeiter für die Netzwerke, die nun Insolvenzgeld erhalten. „Fixkosten sind in Startups neben den Gehältern klassischerweise niedrig“, so Stark. „Da das Unternehmen die Mitarbeiter nun nicht mehr selbst bezahlen muss, gibt das eine Entlastung.“

Ein weiterer Grund für die Insolvenzanmeldung scheinen auch Schulden beim Finanzamt zu sein. So heißt es in dem Statement von StudiVZ: „Leider konnten sich die amerikanischen Gesellschafter noch nicht mit dem Finanzamt über die Rückzahlung einer Summe einigen, sodass daraufhin die Insolvenz angemeldet werden musste.“

Die VZ-Netzwerke haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Im Jahr 2007 kaufte der Holtzbrinck-Verlag das von Ehssan Dariani und Dennis Bemman gegründete Startup für 85 Millionen Euro. Der Verlag aber leitete die Portale nach dem Kauf alles andere als geschickt: Sie verloren massenweise Nutzer und Relevanz. Schließlich verkaufte Holtzbrinck seine Tochter StudiVZ im Jahr 2012 an die US-amerikanische Investmentfirma Vert Capital.

Vert versuchte dann, sich um den Jahreswechsel 2016/2017 von StudiVZ zu trennen und verkaufte das Unternehmen nach einer Verzögerung im Februar an den aktuellen Eigentümer MEG. Details zu dem Deal wurden nicht bekannt gegeben.

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Bild: Screenshot StudiVZ