Stuffle

Geht da noch was? Nachdem Flohmarkt-Apps vor einigen Jahren in Deutschland eine heiße Sache waren, sah zuletzt alles nach Stillstand aus: Unbestrittener Marktführer ist eBay Kleinanzeigen. Nach eigenen Angaben kommen 17 Millionen Besucher jeden Monat auf die Seite, die 60 Mitarbeiter von der eBay-Deutschlandzentrale in Dreilinden bei Berlin aus steuern.

Doch es gibt wieder Bewegung: Beim österreichischen Anbieter Shpock, seit 2015 Teil einer norwegischen Mediengruppe, haben die beiden Gründer Katharina Klausberger und Armin Strbac gerade ihren Rückzug aus der Geschäftsführung angekündigt. Der neue CEO Bernhard Baumann soll das Wachstum vorantreiben. Shpock positioniert sich als wichtigster Verfolger von eBay Kleinanzeigen, mit angeblich zehn Millionen Besuchern pro Monat. 2016 hat das Unternehmen seine Belegschaft von 60 auf 120 Mitarbeiter verdoppelt.

Und was macht Stuffle? Das Hamburger Startup galt mal als deutsche Hoffnung im Kleinanzeigen-Markt. 2012 wurde die App als Projekt der Gründer Morten Hartmann, Mark Jäger, Sarah Kirscht und Robin Brandt sowie mit Unterstützung der Hamburger Szenegrößen Heiko Hubertz und Nico Lumma gestartet. 2014 gelang der Exit an Immobilienscout24: Für etwas mehr als die Hälfte der Anteile soll damals ein einstelliger Millionenbetrag geflossen sein. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte Stuffle 250.000 aktive Nutzer im Monat und 16 Mitarbeiter.

Nach Gründerszene-Informationen ist die Ehe zwischen dem übergroßen Immobilienportal und der kleinen Flohmarkt-App inzwischen wieder geschieden: Im Dezember gingen die Anteile von Immobilienscout24 an die Stuffle-Gründer über. Wie CEO Morten Hartmann gegenüber Gründerszene bestätigt, befindet sich das Startup aber aktuell im Gespräch mit mindestens einem neuen Investor für eine sechsstellige Runde.

Rechtliche Streitigkeiten mit der Konkurrenz

„Wir sind im Guten auseinandergegangen“, sagt Hartmann über den Ausstieg von Scout. Die Partnerschaft mit dem Portalriesen habe Stuffle „die Ruhe und den Planungshorizont verschafft, bestimmte Themen anzugehen und Sachen auszuprobieren“.

Eines dieser Experimente war der Versuch, aus Stuffle eine Metasuchmaschine für alle möglichen Marktplätze zu machen. Ende 2015 kündigte das Startup den Pivot an. In die App wurden Angebote der Konkurrenten eBay Kleinanzeigen und Shpock sowie von AutoScout24, dem Gebrauchtwagenportal der Scout-Gruppe, integriert. Doch schon nach kurzer Zeit wehrten sich die Wettbewerber juristisch und zwangen Stuffle zum Rückzieher. Immerhin, Wohnungsanzeigen der zur Scout-Gruppe gehörenden Portale Immobilienscout24 und Salz&Brot konnten im Frühjahr 2016 ins Stuffle-Angebot integriert werden.

Daneben entwickelte Stuffle White-Label-Lösungen für Kleinanzeigenportale, die zum Beispiel auf den Web-Präsenzen von Regionalzeitungen integriert werden konnten. Solche Kooperationen gibt es zum Beispiel mit der Neuen Westfälischen Zeitung und den Cuxhavener Nachrichten, die beide zur SPD-Medienholding DDVG gehören, die seit 2013 ein wichtiger Stuffle-Gesellschafter ist.

Das Produkt selbst wird indes nur noch mehr oder weniger am Leben erhalten. Social-Media-Aktivität gab es zuletzt im Frühjahr 2016, den letzten Blogbeitrag im vergangenen März. „Die Produktentwicklung haben wir nahezu eingestellt“, gibt Hartmann zu. Aber er betont: „Die App läuft. Ein Team von acht Leuten kümmert sich um Support und Technik.“ 400.000 monatlich aktive Nutzer zähle Stuffle im Moment.

Die Gründer haben neue Pläne

Die Entscheidung, nicht weiter auf die Entwicklung des Produkts zu setzen, habe man gemeinsam mit Immoscout getroffen, wie Hartmann betont. „Nachdem wir viele Sachen zusammen ausprobiert hatten, haben wir uns vor knapp einem Jahr zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen kann. Wir hatten alle Punkte auf der Roadmap abgehakt und haben im intensiven Austausch verschiedene Ideen umgesetzt und getestet.“ An diesem Punkt hätte man sich entscheiden müssen, entweder „Millionen ins Marketing zu investieren – oder eben den Break-Even zu suchen“.

Strategisch habe es mehrere Optionen gegeben: „Wir hätten entweder weitere Großkunden für unsere White-Label-Lösung akquirieren oder uns entscheiden können, auf Nischenmärkte gehen: mit einem spitzen Produkt und einer spitzen Zielgruppe. Da ist eine deutlich bessere Monetarisierung möglich.“ Viel deutet daraufhin, dass Stuffle in Zukunft mit eigenen Produkten Liebhaber mit Spezialinteressen bedienen könnte und sich vom Generalistenportal verabschiedet. Auf der Stuffle-Website werden schon heute bestimmte Sonderkategorien groß gefeatured: Reitbedarf zum Beispiel, Oldtimer oder Sneaker.

Gründer Morten Hartmann selbst sieht seine langfristige Zukunft aber nicht mehr bei dem Startup. „Das Herz hängt schon sehr an Stuffle“, sagt er. „Trotzdem werden wir es nach und nach aus den Händen geben. Ich habe schon einige andere Projekte im Kopf, will auch mit einigen der alten Kollegen weiterarbeiten. Als Team haben wir uns einfach gut gefunden.“

Bild: Gründerszene / Hannah Loeffler