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Eingang zur U-Bahn im angesagten Stadtteil Gangnam in Seoul

In letzter Zeit scheint die halbe Welt dem Krypto-Wahnsinn verfallen zu sein. Erst kürzlich explodierte die Bitcoin-Cash-Nachfrage regelrecht, mittlerweile liegt der Wert wieder beim Anfangspreis knapp über 300 Dollar. Aber nicht nur in den USA ist der Andrang groß — auch in Südkorea sind digitale Währungen gefragter denn je.

Wenn man sich die Top Fünf der weltweit wichtigsten Börsen für Ether ansieht, belegt Korea allein drei dieser fünf Plätze und beherrscht damit rund 40 Prozent des Ether-Welthandels. Laut der Webseite Cryptocoin News sind selbst die südkoreanische Regierung und große Banken auf den Krypto-Trend aufgestiegen.

Krypto-Wahnsinn auch in den älteren Generationen

„Wenn die Dinge durch die Decke schießen, kaufen Koreaner mehr als jeder andere“, erklärt der Geschäftsmann Bobby Kim im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Forbes. „Die Fluktuation ist viel extremer.“

Der Unterschied wird besonders deutlich, wenn man sich Korea im Vergleich mit den Vereinigten Staaten anschaut. „In den USA handeln sie von rund 100 Dollar bis zu 5.000 oder 10.000 Dollar pro Handel. In Korea handeln sie in Stufen von 100.000 Dollar.“ Besonders die Oberschicht sei daran beteiligt, überwiegend Kinder von reichen Unternehmern, die das Geld ihrer Eltern investieren.

Aber nicht nur die Oberschicht scheint im Krypto-Fieber zu sein. „Großväter und Großmütter kommen in unsere Firma und sagen uns, dass sie eine halbe Milliarde Won (etwa 375.000 Euro) investieren wollen“, erklärt Steve Lim, Präsident des digitalen Austauschstartups Coinone, gegenüber Forbes.

„Wir fragen sie, wie sie von uns gehört haben, und sie antworten: durch einen Freund, der einige Tausend investiert und dadurch viel Gewinn gemacht hätte – und das wollten sie auch tun… aber sie haben keine Ahnung, wie man die App oder E-Mails benutzt.“

Aktienmarkt in Korea kaum noch attraktiv

Grund für den Bitcoin- und Ether-Wahnsinn sei laut Lim unter anderem, dass sich die lokalen Investitionsoptionen bislang auf Immobilien und den inländischen Aktienmarkt konzentriert haben. Während beide Märkte immer weniger Gewinnchancen bieten, seien Kryptowährungen die neue Chance auf Reichtum.

Dass der Aktienmarkt in Südkorea an Beliebtheit verliert, ist nachvollziehbar, wenn man sich die Einstiegsbedingungen ansieht: Wer in Derivate investieren will, muss ein 30-stündiges Training absolvieren und 50 Stunden simulierte Transaktionen durchführen, um eine Zertifizierung als Investor zu bekommen.

All das sind Dinge, die dazu führen, dass sich die Bevölkerung auf den digitalen Währungsmarkt stürzt. „Sie haben nach anderen Vermögenswerten mit hoher Volatilität gesucht, und Bitcoin war perfekt“, erklärte Lee Seung-gun, Präsident der Korea Fintech Association und Geschäftsführer von Viva Republica gegenüber Forbes.

„Also haben Investoren ihr Geld in den koreanischen Bitcoin-Markt gesteckt und ihn wie verrückt in die Höhe getrieben. Sobald das die Menschen gesehen haben, haben sie ihr Geld ebenfalls reingesteckt.“ Kurz darauf sei auch das Interesse für Ether gefolgt. Mit einer Gesellschaft, in der sich Trends und Nachrichten rasant verbreiten, sei Korea das perfekte Terrain für Kryptowährungen.

Bild:  MAREMAGNUM/Getty

Dieser Artikel erschien zuerst auf Business Insider Deutschland.
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