Jeffrey (links) und Meika Hollender

Vielen jungen Frauen wäre es wahrscheinlich unangenehm, mit dem eigenen Vater über Sex zu reden. Bei Meika Hollender und ihrem Vater Jeffrey ist das aber ganz normal. Denn: Die beiden haben zusammen ein Startup gegründet, das Kondome verkauft.

Vor etwa zwei Jahren starteten sie im US-amerikanischen Bundesstaat Vermont ihr Unternehmen Sustain. Vegan und nachhaltig sollen die Kondome sein, dazu frei von giftigen Zusatzstoffen und überdies fair produziert. Also alles, was sich Generation Y von einem Verhüterli wünscht.

Neben den Millennials ködernden Buzzwords will Sustain junge Frauen besonders durch das Design der Produkte ansprechen. Denn: Bisher richteten sich die Kondomhersteller damit überwiegend an Männer, wie Meika gegenüber Forbes betont. Und das, obwohl nach ihren Angaben etwa 40 Prozent der Käufer Frauen sind.

Turn me on with some #Sustain condoms, post-play wipes and the promise of what comes with it… #dowhatsnatural

Ein von Sustain Natural (@sustain_natural) gepostetes Foto am

In Deutschland versucht sich zum Beispiel auch Einhorn an veganen, fair produzierten und nachhaltigen Kondomen. Die Marke ist aber bunt und albern. Das Design bei Sustain ist hingegen schlicht gehalten, helle Farben und Motive aus der Natur prägen die Packungen. Auch im Angebot: Gleitcreme, Post-Play-Wischtücher oder handliche Täschchen für alles, was man beim Sex gebrauchen könnte. Keine „Pimmelstempel“ wie bei Einhorn.

Nicht nur aufgrund des Designs gehe der Kondommarkt an der weiblichen Kundschaft vorbei, findet Meika. Gegenüber Co.Exist erklärte sie, viele Frauen würden es hassen, Kondome zu kaufen. Alles daran sei unangenehm: Von der Atmosphäre in einer typischen Drogerie bis hin zum Typen, der hinter einem an der Kasse kichert.

Wie Forbes aufzeigt, könnte es aber zum Beispiel auch an bizarren Vorurteilen liegen, mit denen Frauen zu kämpfen haben. Schnell passiert sogenanntes „slut shaming“, also das Beschimpfen einer Frau, wenn sie viel und gerne Sex hat. Bis 2014 war es bei der New Yorker Polizei üblich, eine große Anzahl an Kondomen bei verdächtigen Personen als Beweis für Prostitution zu sehen.

Es soll daher auch Aufgabe von Sustain sein, Tabus wie diese zu brechen. Das Bloggen über Sex und Verhütung auf der Homepage oder über Instagram soll dabei helfen.

It’s that simple. #backtobasics #valentinesday

Ein von Sustain Natural (@sustain_natural) gepostetes Foto am

Für Jeffrey Hollender, den Vater, ist es nicht das erste nachhaltige Projekt. In den 80er Jahren gründete er Seventh Generation, ein auf nachhaltige Haushaltswaren spezialisiertes Unternehmen. Nachdem Jeffrey vom Board gefeuert worden war, widmete er sich zusammen mit seiner Tochter dem Kondom-Konzept. Schon vor Jahren sicherte er sich laut dem Forbes-Bericht die Marke „Rainforest Rubber“.

Genau wie bei Seventh Generation werde auch ein Teil der Einnahmen für wohltätige Zwecke gespendet, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Im Fall von Sustain geht das Geld an Organisationen, die einkommensschwache Frauen beispielsweise bei der Familienplanung unterstützen.

Übrigens: Sustain ist ein richtiges Familien-Unternehmen. Auch Meikas Mutter – und Jeffreys Ehefrau – Sheila Hollender ist Mitgründerin, arbeitet allerdings nur Teilzeit beim Unternehmen. Und: Meikas jüngere Schwester ist als Praktikantin mit dabei. Nur ihr Bruder wollte nicht, wie Jeffrey im Interview erzählte. Es sei ihm „zu viel Familie“ gewesen.

Bild: Sustain