geld tabu
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „More than Money: Wie Sie Ihre Beziehung zu Geld verändern und glücklicher leben“ von Andreas Enrico Brell. Das Werk ist im Wiley Verlag erschienen.

Es gibt anscheinend Themen, die in unserer Gesellschaft immer noch tabu sind. Geld gehört eindeutig dazu. Daher sagt auch der Volksmund schon immer »Über Geld spricht man nicht«. Wie grenzenlos fatal. Als wäre Geld etwas Schmutziges, Ordinäres, das zu erwähnen einen gewissen vulgären Ansatz hat. Zumindest in unseren Breiten ist das durchaus Usus.

Die Amerikaner pflegen einen sehr viel lockereren Umgang mit Geld. Sich in einer Konversation auf einer Party mit nahezu Unbekannten mal ganz lässig darüber auszutauschen, wie viel Geld man »denn so mache«, ist dort an der Tagesordnung. Offen und von sich selbst außerordentlich begeistert deklarieren die Amerikaner ihr Einkommen, und ihr brennender Stolz darauf ist meist sehr ansteckend. Dieser ungezwungene Umgang mit Geld fehlt uns total. Es ist so wie bei Sex, Religion, Tod oder anderen Reizthemen, wir sprechen einfach nicht darüber. Es ist, als wenn sich ein dunkler und schwerer Deckmantel des Schweigens über alle herabsenkt, sobald diese Themen auch nur ansatzweise zur Sprache kommen.

more than money
„More than Money“, 244 Seiten, 19,99 Euro

Dieses Tabuisieren ist in heutigen Zeiten eigentlich völlig unüblich und so gar nicht die Norm. Die Grenzen dessen, was öffentlich gesagt oder getan werden darf, sinken ständig. Die große und wichtige Thematik Geld hingegen bleibt weiterhin unantastbar. Alle möglichen und unmöglichen Themen können wir mit einigen Tastenklicks über die diversen Suchmaschinen näher kennenlernen und uns auf diese Weise mit ihnen vertraut machen.

Natürlich gibt es auch zu Geld eine Vielzahl von Seiten. Geben Sie heute bei der Mutter aller Suchmaschinen, Google, das Wort »Geld« ein, so ergeben sich mehr als 207.000.000 Suchergebnisse! Und trotzdem, kaum jemand spricht darüber.

Auch die Medien berichten uns gebetsmühlenartig, was das große Thema Geld betreffend richtig und falsch sei. Ganz abgesehen von den vielfältigen literarischen Erkenntnissen in Buchform rund um den nicht immer so schnöden Mammon. Wie bei Diäten werden monetäre Wunderkuren und vielfältige Tipps angeboten, wie man seine Geldprobleme denn lösen könne. Und genau wie bei den Diäten ist es durch die Vielfalt der meist auch noch widersprüchlichen Aussagen für den Konsumenten oder Leser kaum mehr möglich, sich im Dickicht der gefundenen Informationen zurechtzufinden. Kurz gesagt, den meisten Menschen fehlt der Durchblick, worum es bei Geld wirklich geht!

Das ist gleichzeitig einer der wichtigsten Gründe dafür, weshalb dieses Buch entstanden ist: Es ist scheinbar alles Wissen im Übermaß vorhanden, und trotzdem hat sich unser Denken im Kern nicht wirklich verändert. Weshalb sprechen wir nicht über unser Geld, weshalb haben bis heute die meisten Menschen ihr Geld nicht im Griff, sondern umgekehrt – das Geld hat eben die Menschen im Griff?

Die Antwort ist einfach: Bei genauer Betrachtung geht es nicht um Geld als solches, sondern um die Emotionen, die damit befriedigt oder durch uns selbst bewusst oder unbewusst ausgelöst werden. Es gilt, an diesen Emotionen zu arbeiten, sie zu erkennen, als das, was sie wirklich sind, woher sie kommen, und dann die zugrunde liegenden Muster für immer zu lösen und neue positive Gedankenmuster dazu aufzubauen. Das nenne ich das neue Denken über Geld!

Bevor es aber dazu kommt, neu denken zu können, gilt es, den Status quo festzulegen. Zu schauen, wo stehen wir heute in Bezug auf Geld, wie denken wir heute, wohin sind wir mit diesem Denken gekommen? Wie tief ist der Schmerz? Ja, der Schmerz. Wir alle haben – davon bin ich fest überzeugt – sehr, sehr tief sitzende Blockaden und Ängste, die uns niederdrücken. Bezogen auf unser Geld, wie wir meinen. Aber in Wahrheit sind es Blockaden und Ängste, die das ganze Leben betreffen. Weil die Menschen sich selbst gegenüber nicht ehrlich sind.

Wer gibt schon gerne zu, Geldprobleme zu haben? Oder überhaupt Probleme irgendwelcher Art? Vor allem Männer, wie ich immer wieder feststelle – sorry, meine Herren, aber so ist es – mögen es gar nicht, über Geld oder dessen etwaigen temporären Mangel zu sprechen. Sie alle glauben, sie hätten ihr Geld im Griff oder Geld wäre überhaupt kein Thema. In meinen Coachings hat zu Beginn auch kaum jemand ein Problem. »Ich doch nicht.« – »Uns, uns geht es doch gut. Finanziell ist auch alles OK, ganz, ganz sicher.« Aha.

Dann beginne ich ein paar Fragen zu stellen, und schon tun sich Abgründe auf. Warum will sich niemand eingestehen, dass es in finanzieller oder eventuell auch anderer Hinsicht nicht so glatt läuft? Ganz einfach. Wenn etwas nicht so ideal läuft, dann muss man es ja verändern. Und Veränderung ist bei vielen Menschen immer noch sehr negativ belegt.

Dabei sind stetige Veränderung und Entwicklung die Grundlagen unseres Lebens. Wegschauen ist viel einfacher, als sich zu verändern. Auch ich habe lange Zeit weggeschaut, bis ich brutal aufgewacht bin. Aufwachen musste. So ein Aufwachen ist nicht schön und ganz und gar nicht erfreulich. Aber immer noch besser, als wie ein fehlgeleiteter Vogel Strauß mitten in der Savanne zu verharren, den Kopf in den Sand zu stecken und alle Probleme stur zu ignorieren.

Also sollten wir mutig den Kopf aus dem Sand ziehen und unsere Situation mit klarem und bewusstem Blick wahrnehmen und einschätzen. Das Ziel ist, uns auf unser Innerstes zu konzentrieren und das, was dort vor sich geht. Dort mag einiges durcheinander sein, und unklares und ängstliches Gedankengut wird vermutlich überwiegen.

Aber genau das ist der Ansatzpunkt. Denn wir können außen nur so reich werden, wie wir innen schon sind. Was im Inneren nicht vorhanden ist, wird im Außen nicht eintreffen. Es geht also eindeutig um unser Denken und um dessen Ursprung.

Bild: Getty Images / Tim Macpherson