TalentHero
Rund 25.000 offene Ausbildungsstellen gibt es in der TalentHero-App, sagen die Macher.

95 Prozent der 12- bis 19-Jährigen in Deutschland besitzen ein Smartphone. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest, JIM, für das Jahr 2016. Um zu wissen, dass Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen, braucht es aber wohl kaum Beweiszahlen: Man verabredet sich per WhatsApp, schaut stundenlang YouTube-Videos und teilt Selfie-Videos auf Snapchat.

Diesen Umstand will sich das Kölner Städteportal Meinestadt.de zunutze machen. Umsatzstärkster Bereich des Unternehmens, das seit 2013 zu Axel Springer gehört, ist der mittelständische Stellenmarkt, auf dem etwa Handwerksbetriebe oder Einzelhändler Jobs einstellen. Die Seite wirkt etwas angestaubt, was wohl auch daran liegt, dass es das Portal schon seit knapp 20 Jahren gibt. Jugendliche, die nach einem Ausbildungsplatz suchen, und ihre Zeit am liebsten mobil verbringen, überzeugt das eher nicht. Ein Spin-off der Meinestadt.de GmbH soll dem Unternehmen daher zu einer jüngeren Zielgruppe verhelfen – per Smartphone.

Mit der TalentHero-App können Jugendliche eingrenzen, auf welche Arbeitsbereiche sie Lust haben: IT und Computer, Bau und Reparatur oder Service und Gastronomie. Aus einer Kategorien-Wolke wählt der Nutzer seine Favoriten aus und entscheidet sich dann, für welche Tätigkeiten er sich besonders interessiert, zum Beispiel „analysieren“ oder „verkaufen“. Auf Basis dieser Angaben zeigt die App anschließend offene Ausbildungsplätze in der Umgebung an. Aktuell seien etwa 25.000 Stellenanzeigen verfügbar. „Andere Tests am Markt sind stark diagnostisch und dauern teilweise 20 Minuten oder länger. Bei uns dauert der Orientierungscheck bestenfalls ein bis zwei Minuten und bietet so mehr Raum für Inspiration“, so Marius Rudolph, der das Spin-off gemeinsam mit einer Kollegin leitet.

Angaben zu ihrer Person und ihrem schulischen Werdegang geben die Jugendlichen direkt in die App ein, fotografieren Zeugnisse ab und erstellen daraus mithilfe von Format-Vorlagen eine mobile Bewerbung. Auf die angezeigten Ausbildungsjobs können sie sich damit direkt in der App bewerben. Seit Anfang August 2016 seien so 14.000 Bewerbungen über TalentHero verschickt worden.

Wie viele Stellen erfolgreich vermittelt worden sind, kann Rudolph nicht sagen: „Sobald eine Bewerbung verschickt ist, sind wir raus. Die Rückmeldungen der Unternehmen und unserer Nutzer sind aber positiv. Wir wissen, dass durch uns schon einige Stellen besetzt wurden.“ Für die Jugendlichen ist das Verfahren kostenlos, die Unternehmen bezahlen TalentHero dafür, dass ihre Anzeigen in den für sie relevanten Zielgruppen sichtbar sind.

TalentHero
Daten eingeben, Zeugnis abfotografieren: Fertig ist der TalentHero-Lebenslauf.

Die Meinestadt.de GmbH startete das Azubi-Projekt Anfang 2016. Aktuell arbeite ein zehnköpfiges Team an TalentHero, so Rudolph. Das sitzt, anders als das Mutterunternehmen, nicht in Köln, sondern in München. Warum gerade dort? „Es gibt viel Industrie in Bayern, die ausbildet, die Region um München ist wirtschaftsstark. Außerdem haben wir die Distanz zu den ‚alten Denkweisen‘ im Dachunternehmen gesucht“, so Rudolph.

Auf sich aufmerksam machen will TalentHero vor allem über Influencer-Marketing. Es hat bisher etwa mit YouTubern wie Fraeuleinchaos zusammengearbeitet.

Weniger modern wird im Hause TalentHero das B2B-Marketing angegangen: Um die Arbeitgeber wird noch immer ganz klassisch zum Beispiel auf Messen geworben. In dieser Hinsicht sind die beiden Zeilgruppen eben doch noch sehr unterschiedlich.

Auf Ausbildungssuche können Jugendliche seit Anfang des Jahres übrigens auch mit der App AzubiWelt der Bundesagentur für Arbeit gehen. Die Handwerkskammern bieten mit der Lehrstellenradar-App eine spezialisiertere Suchmöglichkeit.

Bilder: TalentHero; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum