Home24, Mister Spex, HelloFresh: Um eine ganze Reihe heranwachsender Startups gibt es regelmäßig IPO-Spekulationen. Doch tatsächlich an die Börse gehen weiterhin nur wenige Tech-Unternehmen. Seit den öffentlichkeitswirksamen Börsendebuts von Zalando und Rocket Internet im vergangenen Herbst kann man die deutschen Tech-IPOs an einer Hand abzählen: Windeln.de, der Schmuckhändler Elumeo, Kreditech-Konkurrent Ferratum.

Das soll sich ändern. Vor allem SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel macht in dieser Frage Druck, er forderte lange ein eigenes Börsensegment für wachstumsstarke Tech-Firmen. Das gibt es noch immer nicht, dafür seit Juni zumindest eine Matchmaking-Plattform für Startups und Investoren unter dem Dach der Deutschen Börse.

Die Plattform ist eine der Ideen des Round Table „Mehr Börsengänge von jungen Wachstumsunternehmen in Deutschland“, den Gabriel im Dezember eingerichtet hat. Ihm gehören 19 Mitglieder an, darunter BMW-Erbin Susanne Klatten, Noch-Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen, Zalando-Vorstand Rubin Ritter oder HTGF-Geschäftsführer Alexander von Frankenberg. Sie haben in drei Arbeitsgruppen Vorschläge für mehr Tech-IPOs erarbeitet, die am Freitag vorgestellt wurden.

Das übergeordnete Ziel des Round Table ist es, „durchschnittlich 15 bis 20 nachhaltig erfolgreiche Börsengänge von Wachstumsunternehmen zu realisieren“. Das ist ambitioniert. Gelingen soll das durch konkrete Maßnahmen, zum Beispiel:

  • IPO-Fortbildungen für CFOs und CEOs: „Unabhängige Trainingsmaßnahmen“ für „Entscheider in Wachstumsunternehmen“ soll diese „in die Lage versetzen, eine profunde Entscheidung bezüglich eines Börsengangs zu treffen“.
  • Noch ein Gremium: Eine „Taskforce IPO“, bestehend aus Verbänden, VCs und Banken, soll Börsenkandidaten identifizieren und „proaktiv“ ansprechen. Die Taskforce soll zudem einmal jährlich einen Roundtable zum Thema gemeinsam mit politischen Akteuren abhalten.
  • Appell an Politik und Medien: „Die Politik sollte sich klar und öffentlich zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von Börsengängen und des Aktienmarktes bekennen.“ Und: Für die Akzeptanz von Börsengängen sei „eine ausgewogene Berichterstattung über Börsengänge und den Aktienmarkt in der deutschen Medienlandschaft unerlässlich“
  • Noch ein Aktienindex: Ein Index der Deutschen Börse, der „die Entwicklung deutscher börsennotierter Wachstumsunternehmen repräsentativ dokumentiert“, sei wünschenswert. Die Deutsche Börse sieht aber die Voraussetzungen dafür derzeit nicht gegeben.
  • Umbau der Altersvorsorge: Anstelle der geltenden Umlagefinanzierung soll die kapitalgedeckte Altersvorsorge gestärkt werden. „Die Anlage zumindest von Teilbeträgen der Rentenmittel am Kapitalmarkt würde das Aktieninvestitionsvolumen erheblich stimulieren.“
  • Mitarbeiterbeteiligung: Die Möglichkeit, Angestellte mit sogenannten Belegschaftsaktien zu entlohnen, müsse „weitaus attraktiver und einfacher ausgestaltet werden als bislang erfolgt“.
  • Beratung durch Sparkassen und Banken: Die „regulatorischen Anforderungen an die Anlageberatung“  seien „auf ein angemessenes Verhältnis zurückzuführen“.
  • Prospektpflicht: Bestehende Regeln sollten untersucht werden, etwa „die Erfordernis eines vollständigen Prospekts, Kriterien für anlassbezogene Meldungen, eine stärkere Einbindung von emissionsbegleitenden Banken sowie Meldungen über die Höhe von Beteiligungen“.
  • Weniger Bürokratie: Die Finanzaufsichtsbehörde BaFin soll „ihre Verwaltungspraxis auf mögliche Verfahrensvereinfachungen“ überprüfen.
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