Die TeneTrio-Gründerinnen Katrin Kühn, Sabrina Jaap und Ina Henkel (v.l.)
Die TeneTrio-Gründerinnen Katrin Kühn, Sabrina Jaap und Ina Henkel (v.l.)

Kaum Kalorien, viel Protein, essentielle Aminosäuren und Vitamine – Insekten könnten als Superfood durchgehen. Wäre da nicht die Abneigung, die viele Menschen gegenüber Heuschrecken und Käferlarven hegen. Zwar gibt es Startups, die Insekten zu Snacks verarbeiten, doch vom Erobern des Massenmarktes sind derlei Produkte noch weit entfernt.

Auf dem Tierfuttermarkt sieht die Situation anders aus, in Nager-Nahrung etwa sind Insekten eine Standardzutat. Das Startup TeneTrio aus Brandenburg steigt jetzt ins Geschäft des Insekten-Hundefutters ein. Die Gründerinnen Ina Henkel, Katrin Kühn und Sabrina Jaap verkaufen Hundesnacks aus Mehlwürmern und Reis oder Kartoffeln, wahlweise mit Rosmarin verfeinert. Die Mehlwürmer – Larven des Mehlkäfers – züchtet das Gründerinnen-Trio selbst. „Nach einer Studienreise durch Asien und Afrika, wo Insekten normales Lebensmittel sind, dachte ich: Warum machen wir keine Mehlwurmzucht in Brandenburg“, so Henkel, die im Bereich Ernährungsforschung promoviert hat.

Eigentlich sollten Menschen die Insekten essen – nicht Tiere   

Die Insekten als Hundefutter zu verkaufen, war allerdings nur die Geschäftsidee zweiter Wahl. Ursprünglich hatten die Gründerinnen geplant, den Menschen in Europa Insekten-Snacks schmackhaft zu machen. Der Plan scheiterte an der Bürokratie: In Deutschland müssen alle Lebensmittel, die vor 1997 nicht auf dem menschlichen Speiseplan standen, einen Zulassungsprozess durchlaufen. Insekten dürfen nach dieser Prüfung zwar als Nahrungsmittel verkauft werden – allerdings nur unverarbeitet. „Es ist nicht genug erforscht, was bei der Verarbeitung passiert. Zum Beispiel, wenn man Insekten erhitzt“, erklärt Henkel. Grillen oder Heuschrecken im Ganzen zu essen, ist für viele Europäer aber wohl eher eine Mutprobe statt ein leckerer Snack.

Auf dem Heimtiermarkt sei die Gesetzeslage anders, sagt Henkel. Dort seien Insekten in jeder Form zugelassen. „Wir sind dann lieber auf diesen sicheren Markt gegangen. Außerdem kann man mit Tierfutter richtig Kohle machen“, so die Gründerin. Zielgruppe der Futter-Alternative seien zum einen Hundehalter mit bewusstem Lebensstil, zum anderen wohlhabende Rentner, erklärt Henkel. „Man muss schon den entsprechenden Taler in der Tasche haben“, sagt sie und bezieht sich auf den Produktpreis von 4,99 Euro pro 75 Gramm Mehlwurm-Hundefutter. Zum Vergleich: Herkömmliche Hundekekse gibt es für knapp drei Euro pro Kilo. Dafür sei das Insektenfutter vitamin- und eiweißreicher sowie kalorienärmer als konventionelle Hunde-Snacks, sagt Henkel.

8 von 10 Hunden sollen die Mehlwurm-Snacks mögen

Seit der Unternehmensgründung und dem gleichzeitigen Markteintritt im Juni dieses Jahres laufe der Vertrieb größtenteils über Events, sagt Henkel. Ende 2017 soll der Onlineshop fertig sein, erst dann wolle man mit Google-Werbung und Influencer-Marketing starten. „Bisher lag der Schwerpunkt auf der Produktentwicklung“, begründet sie. Um den Geschmack möglichst vieler Vierbeiner zu treffen, führten Henkel und ihre Kolleginnen Verkostungsessen in Hundeschulen durch. „Wir hatten eine Akzeptanzrate von 80 Prozent“, sagt Henkel, die damit zufrieden ist. Bei Menschen sei die weltweite Schokoladen-Akzeptanzrate genauso hoch.

Die Umsätze im ersten Verkaufshalbjahr haben die Tausend-Euro-Marke noch nicht geknackt. „Wir können derzeit nur Vollzeit am Startup arbeiten, weil wir das Exist Gründerstipendium bekommen haben“, sagt Henkel. Das laufe im April aus, dann erhoffe sich das Team eine Anschlussfinanzierung. „Wir sind aber von der Idee so überzeugt, dass wir auch ein paar Monate bootstrappen würden“, so die Gründerin.

Ob die Mehlwurm-Zucht, die die TeneTrio-Gründerinnen derzeit ausschließlich für sich selbst betreiben, einmal ausgebaut werden soll, um die Insekten weiterzuverkaufen, weiß Henkel noch nicht. Das niederländische Unternehmen Protix ist auf diese Weise erfolgreich geworden: Erst im Sommer sammelte die Firma, die Insekten für Futter- und Lebensmittel in Massen züchtet, 45 Millionen Euro ein.

Bild: Leo Seidel Fotodesign