Es ist der Tag der Tengelmann-Investments: Der Einzelhandelskonzern gab heute nach seiner Finanzierung von Coffee Circle auch bekannt, sich in einer Series B-Finanzierungsrunde an der Monetarisierungsplattform Deal United (www.dealunited.de) beteiligt zu haben. Neben Leadinvestor Tengelmann (www.e-tengelmann.de) sind außerdem die bisherigen Geldgeber Bertelsmann Digital Media Investments (www.bdmifund.com), die KFW Bankengruppe sowie der High-Tech Gründerfonds (www.high-tech-gruenderfonds.de) und Venture Incubator (www.ventureincubator.ch) beteiligt. Der Münchener Bezahlmethoden-Spezialist will mit dem siebenstelligen Eurobetrag die Expansion weiter voran treiben und international bekannt werden.

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Deal United setzt auf qualitative Konversionssteigerung

Seit Anfang des Jahres will Deal United seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt haben und dementsprechend zufrieden ist Geschäftsführer Jarg Temme auch, der sich durch das Investment bestätigt sieht: „Die Nachfrage nach alternativen Bezahlmethoden ist signifikant. Mit der Finanzierung werden wir unter anderem in weiteres Personal investieren, um die hohe Nachfrage nach unserer alternativen Bezahlmethode handhaben zu können.“

Mit dem frischen Kapital dürfte Deal United vor allem seine internationale Expansion – gerade auch in Richtung USA – weiter vorantreiben und im Gaming-Segment Kunden akquirieren. Im Gegensatz zu seiner Konkurrenz ist Deal United seit seinem Bestehen bemüht, sich durch Qualitätsdeals hervorzutun, wodurch etwa Modelle auf Cost-per-Lead-Basis für die Münchner wegfallen.

Deal United unterstützt Anbieter von Software, Online-Spielen oder Social-Networks sowie Shopbetreiber dabei, ihre Inhalte zu monetarisieren, indem es Konversionssteigerungen durch werbefinanzierte Incentivierungen generiert. Das Konzept von Deal United ist vor allem dem amerikanischen Vorbild Trialpay entlehnt. Das Konzept hat sich bereits in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA etabliert.

Konzept „Pay.by.Shopping“ überzeugte Tengelmann

Für Tengelmann dürfte das Investment in Deal United vor allem interessant sein, weil sich der Handelskonzern aus Mülheim an der Ruhr als E-Commerce-Unternehmen profilieren möchte und das Thema Konversionssteigerung, könnte auch für den klassischen E-Commerce an Relevanz gewinnen. Christian Winter, Geschäftsführer der Tengelmann E-Commerce Beteiligungs-GmbH ist von dem Konzept Pay.by.Shopping überzeugt. Was Deal United auszeichne, sei die Fähigkeit „mit Pay.by.Shopping eine Bezahlmethode anzubieten, die einen Mehrwert für alle beteiligten Parteien biete. Das moderne Konzept sowie das ambitionierte Team hinter Deal United haben uns überzeugt.“

Bisher konnte Deal United bereits Bertelsmann Digital Media Investments und die Schweizer Venture-Capital-Gesellschaft Venture Incubator von sich überzeugen, die Deal United im Mai 2010 gemeinsam mit einem mittleren siebenstelligen Betrag unterstützten. Zuvor investierten bereits der High-Tech Gründerfonds und Sympasis (www.sympasis.com) im Juli 2009 einen nicht näher spezifizierten Betrag.

Welche Absichten verfolgt Tengelmann mit Deal United?

Die Aktivitäten vom Einzelhandelskonzern Tengelmann, der seit vergangenem Jahr im Internetsegment stark investierte und sonst vor allem für seine Offline-Marken wie Kaisers, Obi oder Kik bekannt ist, dürften sich in der Szene bereits herumgesprochen haben. Bisher ging Tengelmann Investments bei Zalando (www.zalando.de), Stylight (www.stylight.de), Otto Gourmet (www.otto-gourmet.de), Supreme (www.supreme.de), YouTailor (www.youtailor.de) und Lieferheld (www.lieferheld.de) ein. Mit dem Verkauf von Brands4Friends (www.brands4friends.de) an eBay für 150 Millionen Euro konnte Tengelmann auch bereits seinen ersten erfolgreichen Exit verzeichnen.

Während Kritiker in der Szene davon sprechen, dass Tengelmann recht wahllos und willkürlich sein Geld investiert, dürfen die Aktivitäten der Mülheimer vielmehr als vielfältig und divers gelten. Im Gegensatz zu anderen Großkonzernen, deren Investments gerne einmal als „dummes Geld“ abgetan wird, investiert Tengelmann in Geschäftsmodelle unterschiedlicher Größe und Art und agiert dabei überraschend breit.

Interessant ist das Investment in Deal United unter anderem, weil Tengelmann mit Lieferheld in ein Unternehmen von Team Europe investiert hat, das mit SponsorPay (www.sponsorpay.com) selbst eine Monetarisierungsplattform ins Leben gerufen hat. In der Vergangenheit hatte es leichte Reibereien zwischen Oliver Beste (vom Deal-United-Macher FoundersLink) und Lukasz Gadowski (von Team Europe) gegeben, weil Gadowski vor Gründung von SponsorPay Einsicht in die Decks von Deal United gehabt haben soll. Auch wenn diese Meinungsverschiedenheiten längst ausgeräumt sein sollen, könnte Tengelmann hier in ein kleines Politikum geraten. Es überrascht insofern ein wenig, dass Tengelmann in Sachen Monetarisierungsplattformen einen direkten Konkurrenten zu Team Europe auswählt, der größenmäßig auch klar hinter SponsorPay liegt, gleichzeitig untermalt dies aber auch wiederum die Offenheit der Mülheimer

Deal United rüstet gegen SponsorPay

Deal United wiederum entstammt der Feder des kleinen Berliner Inkubators FoundersLink (www.founderslink.com), der erst kürzklich seinen ersten Voll-Exit mit dem Verkauf von RatePay (www.ratepay.de) an die Otto-Tochter EOS verzeichnen konnte. Das FoundersLink-Team bestehend aus Oliver Beste und Fabian Hansmann war dieser Tage also sehr aktiv und kann sich mit Tengelmann über ein Schwergewicht als Investor bei Deal United freuen.

Die guten Otto-Beziehungen von MyToys-Gründer Oliver Beste dürften Deal United sicherlich dabei geholfen haben, in der Szene Fuß zu fassen, wenngleich es das Münchner Unternehmen beileibe nicht leicht hatte: Ende 2007 wurde Deal United als erstes deutsches Copycat des US-Portals Trialpay (www.trialpay.com) – welche unter anderem durch Index Ventures (www.indexventures.com) in Europa finanziert werden – gegründet und wurde durch unglückliche Umstände prompt in den USA als Plagiat verklagt. Seine US-Klage konnte das deutsche Unternehmen abwehren, doch kostete dies viel Zeit und Energie, ganz davon abgesehen, dass in der Zwischenzeit sicherlich niemand investieren wollte. Und als das Gerichtsintermezzo von Deal United dann ausgestanden war, kam die Finanzkrise.

So hat Deal United also einen merklichen Rückstand zu Konkurrent SponsorPay, das von Berlin aus nicht erst seit seiner Übernahme von GratisPay (www.gratispay.de) auf Wachstumskurs ist. Auch der Münchner Standort könnte hier die ein oder andere Transaktion für Deal United umständlicher machen, sitzen doch Gaming-Unternehmen (die bisher größten Kunden dieser Monetarisierungsansätze) vor allem in Berlin und Hamburg. Bedingt durch Deal Uniteds Klage-Problematik dürfte SponsorPay in Europa die Nase derzeit also deutlich vorne haben. Bisher hatte sich Deal United als Anbieter qualitativ hochwertiger Deals positioniert – mit dem Investment von Tengelmann könnte dieser Wettbewerb nun neu entfacht werden.

Mitarbeit: Nora-Vanessa Wohlert