Es war angerichtet. Eine wunderschöne Location in Berlin-Friedrichshain. Der neu eröffnete „Haubentaucher“ ist wirklich bemerkenswert. Im großen offenen Bereich lümmelt man sich am Pool. Drinnen gibt es eine schöne Bar und ganz viele gemütliche Ecken, um seine Drinks zu genießen. Eine kleine Bühne gibt es auch. So viele gut angezogene und gut gelaunte Menschen wie auf dem Deutschen Digital Award sieht man selten in Berlin auf einem Haufen. Hier geht es zu den Gewinnern. Und dann enterte auch noch der überaus smarte Jan Böhmermann als Moderator die Bühne. Also alles gut?

Fast. Denn alleine die Vorstellung der vielfältigen, oft kaum nachvollziehbaren Kategorien machte klar: Diese Preisverleihung würde trotz aller Lockerheit auf der Bühne zäh werden. Über-, Unter- und Nebenkategorien so weit das Auge reichte. Die Nominierten saßen gespannnt direkt vor der Bühne und lauschten Böhmermanns charmanter Moderation – der Rest unterhielt sich in uncharmanter Lautstärke lieber selber.

Was haben wir beim Deutschen Digital Award gelernt? Wir leben offenbar immer noch in Zeiten, in der die Bemühungen von Agenturen und Firmen in der digitalen Sphäre etwas Exotisches sind. In einigen Kategorien gab es nur zwei oder drei Einreichungen und oft keine Sieger. Seltsam. Seriensieger des Abends war die Agentur Serviceplan. Die beiden Vertreter hätten auch gleich auf der Bühne sitzen bleiben können. Auf die Frage nach ihrem Erfolgsrezept kommt die lapidare Antwort: „Wir sind halt ziemlich groß.“ Krass! Jetzt aber schnell raus an den Pool.

Wesentlich aggressiver prescht Super Popcorn nach vorne, das vom Berliner Startup MT Mobile Ticketing betrieben wird. Die Macher haben ihr Buchungssystem einfach mal über das der Kinobetreiber gestülpt. Nutzer können sich über die App den Saalplan anschauen, einen Kinositz auswählen und bezahlen. Doch Super Popcorn hat offenbar keinen einzigen Kinobetreiber gefragt, ob es das überhaupt darf. Frech! Jetzt wollen sich die Kinobetreiber wehren. Wir hätten da einen Vorschlag: Wie wäre es mit einem schönen, einfachen, mobilen System, mit dem es richtig Spaß macht, seinen Kinoabend zu buchen? Das wäre doch mal ein Anfang. Nur mal so als Gedanke.

Wie man ernsthaft über Kundenservice nachdenkt, zeigt mal wieder der sympathische, kleine Versandhändler Amazon. Nachdem in Manhattan One-Hour-Delivery getestet wurde, sollen Pakete der Prime-Kunden jetzt in Deutschland in den Kofferraum des Autos geliefert werden. Im Mai startet das Pilotprojekt. Wir haben dazu eigentlich nur eine Frage: Warum wurde DHL als Partner ins Boot geholt? Die schaffen es ja häufig noch nicht einmal, einen Zettel in den Briefkasten zu werfen, wenn man nicht zu Hause ist. Vielleicht klappt’s ja mit dem Kofferraum. Soll ich denen jetzt meinen Autoschlüssel geben? Nur mal so als Frage. Amazon findet bestimmt eine Antwort. Ganz sicher.

Gut gefallen hat uns auch das US-Startup HotelTonight, das jetzt in Berlin vertreten ist. Elf Mitarbeiter kümmern sich von hier aus um den europäischen Markt – in einem eindrucksvollen Büro mit Hotel-Atmosphäre. Schönes Detail: Es gibt auch eine Bar. Wir finden, dass das der erste Schritt zurück zur Mad-Men-Kultur in deutschen Büros sein sollte. Krawatten, Sekretärinnen und ab 11 Uhr morgens die ersten Drinks. Auf Eis. Das ist unsere Welt – die Welt von Gründerszene. [Anmerkung: Einige RedakteurInnen sehen das anders. Smileyface und so.]

Ein großes Vorbild für uns ist natürlich auch Zalando. Der agile Modeversender schickt seine Manager jetzt zur freiwilligen Mitarbeit ins Erfurter Warenlager. Man munkelt, es herrsche dort Personalmangel. Alle Mann an die Gabelstapler! Manager in die Produktion! Wir finden, das ist eine tolle Idee. In Erfurt gibt es viele tolle Dinge zu bestaunen. Die Altstadt, die Brücken, die legendäre Clubszene, regionale Spezialitäten aus der Küche – oder die grüne Moschee. Die steht doch in Erfurt, oder? Die Zeit zitiert eine interne Mail des Zalando-Top-Managers Moritz Hau. Er verspricht seinen Kollegen „Spaß im Team und Einblick in das Lagerhaus“. Das wollen wir auch.

Ach so. Bevor wir in das taufrische Original-Frühlingswochenende starten, noch dies: Die Nominierungen für den Gründerszene Newcomer-Award stehen fest. Stimmt jetzt noch schnell für das coolste Startup des vergangenen Jahres ab! Als Belohnung gibt es wie immer von Hand verlesene Musik. Laktose- und glutenfrei. Dafür aber mit noch mehr Fleischanteilen in der Trockenmasse. Enjoy!

Besser als Oasis? Jedenfalls schneller in Sachen Revival. Blur haben ein neues Album gemacht.

 

Auch neu. Auch gut. Die Herren von Calexico liefern seit Jahren Qualitätsware. Auf Wunsch bald auch in den Kofferraum. 

 

Bei Aphex Twin sind sogar die Teletubbies irgendwie unheimlich. John, Paul, George und Ringo – oder wie heißen die? Tinky Winky!

Foto: Screenshot / YouTube / Blur